Ahu Tongariki - Die größte
Zeremonie-Anlage auf der Osterinsel
Ahu Tongariki - Die größte Zeremonie-Anlage
auf der Osterinsel:
 Kurzbeschreibung:
Die Ahu-Anlage Tongariki im Osten der Osterinsel und 20 Kilometer
von Hanga Roa entfernt, ist eines von nur zehn Anlagen der gesamten
Insel, die rekonstruiert und Instand gesetzt worden sind. Die
Anlage ist mit 220 Meter Länge, sechs Meter Breite und vier
Meter Höhe die mächtigste Anlage der Insel. Tongariki
besitzt auch mit bis zu 8,50 Meter Höhe einige der größten
Moai, die jemals auf eine Anlage gestellt worden sind. Nur der
Moai "Paro" auf der Ahu-Anlage "Te Pito te Kura"
ist mit 9,80 Meter größer.
Tongariki ist die einzige Anlage, die anhand von alten Fotografien
rekonstruiert werden musste, weil die Anlage 1960 durch einen
Tsunami komplett auseinandergerissen wurde. Daher fehlen einige
ursprüngliche Elemente, wie beispielsweise die Grabkammern
oder auch die authentische Rückwand, wenn auch die heutige
Wand mit vier Metern Höhe eine beeindruckende Höhe hat.
Ursprünglich sollte aus Tongariki ein eingezäuntes
Freilichtmuseum, bestehend aus der Ahu-Anlage und einer kompletten
Wohnsiedlung, mit Paenga-Hütten, Umu-Erdöfen, Krematorien
und Manavi-Steingärten gemacht werden. Ja, sogar einen Ausstellungsraum
mit alten Artefakten und erklärenden Schautafeln sollte entsehen.
Fehlendes Geld und Kompetenzstreitigkeiten vereitelten jedoch
diesen Plan.
Quelle:
- "Te Pito te Henua; or Easter Island",
von William J. Thomson 1891, S. 507,
- "The Mystery of Easter Island", Routledge, 1919, S.
- "TE PITO TE HENUA, bekannt als Rapa Nui, benannt auch als
Osterinsel, Südpazifischer Ozean",
George h. Cooke, U.S. Navy 1889,
S. 697
- "Les pétroglyphes de l'île de Pâques",
Henri Lavachery, 1939,
- "A Voyage Round the World: In the Years 1803, 4, 5 &
6" - Text 1812, Seite 51 - 60 ,
Version aus Rapa Nui Journal –
RNJ_18_2, Paul Horley, Okt. 2004,
Ahu Tongariki - Die größte
Zeremonie-Anlage auf der Osterinsel:
Die an der östlichen Südküste befindliche Ahu-Anlage
Tongariki ist mit 220 Meter Länge und 15 bestückten
Moai nicht nur die mächtigste Anlage der Osterinsel sondern
auch die in ganz Polynesien. Tongariki befindet sich an der
östlichen Südküste der Osterinsel, direkt an
der Hotu-iti Bucht, in Sichtweite der beginnenden Poike-Erhebung.
Diese Anlage war einst die zentrale Anlage der hier residierenden
Tupa Hotu, die führenden Gruppe im östlichen Clan-Verbund
der Hotu-iti.
Tongariki ist 20 Kilometer von Hanga Roa entfernt, für
motorisierte Touristen jedoch leicht zu finden. Man braucht
lediglich die südliche Küstenstraße zu nehmen
und den Straßenverlauf Richtung Osten zu folgen. Die Straße
führt an unzähligen Ahu-Ruinen vorbei, man stößt
dann aber unweigerlich auf die Ahu-Anlage Tongariki.
Standort-Karten Ahu Tongariki

Entstehungsgeschichte:
Die Ahu-Anlage Tongariki hat im Laufe ihrer Entstehungsgeschichte,
sprichwörtlich eine sehr bewegte Vergangenheit. Tongariki
wurde immer wieder umgebaut und erweitert. Das zeigen unter
anderem die acht verwitterten Moai-Fragmente, die einst auf
der Anlage als Gedenkstatuen gestanden haben und irgendwann
als Bau- und Füllmaterial in die Anlage integriert wurden.
Sie liegen heute nach der Instandsetzung etwas abseits der Anlage
in einer Umzäunung.

In ihrer Blütezeit sollen nicht nur 15 Moai
auf der Anlage gestanden haben sondern insgesamt 17. Interessanterweise
haben sich während der Instandsetzungsarbeiten 1992 in
dem Trümmerfeld nur acht Pukao (Hüte
oder Haarschopf) gefunden. Nur einer dieser Pukao wurde einem
Moai der Anlage wieder auf den Kopf gesetzt. Die
übrigen sieben Pukao liegen, wie die acht Moai-Fragmente
ebenfalls, in dem umzäunten Feld, abseits der Anlage.
Auf dem Basisstein (Sockel) des 3. Moai von rechts, befand
sich mit 2,14 Meter Länge die größte
Vulva-Darstellung (Komari), die jemals auf der Osterinsel
gefunden wurde. Henri Lavachery meinte allerdings (1939), diese
Darstellung sei jüngeren Datums, also nicht aus der Epoche
der Rapa-Nui Hochkultur. Der Block wurde durch den Tsunami 1960
aus der Anlage gerissen und befindet sich heute in den noch
vorhandenen Trümmern.
In der ursprünglichen Anlage hat es unzählige
Grabkammern gegeben. Das weiß man aus dem Reisebericht
von William J. Thomson (1891). Thomson spricht von Katakomben
und Gräber, die seine Crew alle geöffnet und untersucht
hat (Thomson 1891:507).
In früheren Jahrhunderten haben vor Tongariki nicht nur
bedeutende Hare-Paenga-Häuser gestanden, sondern auch eine
Vielzahl weiterer Paenga-Hütten, deren Bewohner zum größten
Teil wohl in dem nahe gelegenen Moai-Steinbruch Rano Raraku
gearbeitet haben.

Die Illustration zeigt, wie die Anlage möglicherweise
einst ausgesehen haben mag.
Petroglyphen-Feld "Papa Tataku Poki":
200 Meter vor der Anlage befand, bzw. befindet
sich das Petroglyphen-Feld "Papa Tataku Poki". Die
US-amerikanische Archäologin Georgia Lee hat die etwas
auseinander liegenden Platten in den 1980er Jahren eingehend
studiert und mit Gruppe "A" bis "E" klassifiziert.
Die Platten zeigen insgesamt 82 Petroglyphen, davon drei so
genannte Tangata-Manu (Vogelmann) Darstellungen auf der Platte
"A". Diese Darstellungen sind die schönsten Tangata-Manu
Darstellungen außerhalb der Vogelmann Kultstätte
Orongo. Georgia Lee meinte, möglicherweise haben in historischen
Zeiten einige Vogelmänner am Tongariki residiert (üblicherweise
lag die abgeschiedene Residenz unter anderem am südwestlichen
Außenhang des Rano Raraku – einen Kilometer von
Tongariki entfernt). Die übrigen Petroglyphen am "Papa
Tataku Poki" zeigen maritime Darstellungen von Fischen,
Schildkröten, aber auch Gesichter, Rongorongo Schriftzeichen
und eine Vielzahl von tassengroßen Zähllöchern.
Auf der Lavaplatte Gruppe B finden sich neben einem Thunfisch
und einer Schildkröte auch mehr als 30 Zähllöcher,
die in Form eines Rechteckes zu jeweils zehn Löcher angebracht
sind. Der Überlieferung nach trägt das gesamte Petroglyphen-Feld
deshalb den Namen "Papa Tataku Poki", denn übersetzt
bedeutet diese Bezeichnung
- "papa" = flache Lava,
- "tataku" = zählen
und
- "poki" = Kind
aber auch "Ort des Kindertodes".
Dr. Walter Knoche gibt hierzu in seinem Buch "Die Osterinsel"
(1925:287) die Legende vom Krieg zwischen den Kriegerhäuptlingen
"Poie" und "Kainga" wieder und beschreibt
auch hier, Poie hätte in einer Kriegslist die Frauen und
Kinder vom Kainga-Clan nach Tongariki gelockt und dort getötet.
Anschließend habe Poie mehr als 40 Löcher in den
Felsen gebohrt. Eine ähnliche Version gibt auch Pater Sebastian
Englert in seinem Buch "La Tierra de Hotu-Matu'a"
(1948:142).
Grabungsarbeiten eines italienischen Archäologen-Teams
am "Papa Tataku Poki" brachten unter anderem drei
UMU (Erdöfen) sowie die Überreste eines Kindes zu
Tage, an dessen Knochen Schnitt-Linien sichtbar waren. Ein Hinweis,
dass auch hier möglicherweise Kannibalismus praktiziert
wurde.

Die Tongariki-Ebene mit dem Petroglyphen-Feld
"Papa Tataku Poki"
wie sie zu historischen Zeiten ausgesehen haben mag.
Zerstörung:
Die Plattform von Tongariki wurde während des großen
Krieges (1773 bis 1838) zwischen 1804 und 1825 zerstört
und die Moai von ihren Sockeln gestürzt. Die riesige, mehr
als 100 Meter lange und rund vier Meter hohe rückwärtige
Wand blieb aber intakt. Fotografien von Katherine Routledge
aus dem Jahre 1914 zeigen noch die Mächtigkeit der ursprünglichen
Anlage. Den Zeitraum der Zerstörung kann man deshalb eingrenzen,
weil der russische Marineoffizier Yuri Lisjanskij 1804 noch
die intakte Ahu-Anlage dokumentiert hat und 1825 vom britischen
Seeoffizier Frederick William Beechey nur noch stehende Moai
an der Nordostküste gesichtet wurden.

Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts (ab etwa 1878)
wurde die Ebene zwischen Tongariki und dem Moai-Steinbruch Rano
Raraku als Koppel für Schafe und Rinder umfunktioniert
und mit den Steinen aus der Ebene und von der Ahu-Anlage Tongariki
eingefasst. Dabei sind nicht nur die Siedlungsreste vor der
Anlage weitgehend zerstört worden, sondern
auch große Bereiche der zwei Seitenflügel der Anlage.
Die völlige Zerstörung der Ahu-Anlage
Tongariki kam am 23. Mai 1960 durch einen sechs
Meter hohen Tsunami, der durch ein Erdbeben vom 22. Mai 1960
in Chile ausgelöst wurde. Das Epizentrum des Bebens lag
im chilenischen Valdivia, eine Stadt im Süden von Chile,
etwa 15 Kilometer von der pazifischen Küste entfernt. Das
Beben erreichte laut Wikipedia eine Stärke von 9,5 auf
der MM-Skala.

Die Tsunami-Wellen trafen bei der Osterinsel auf die rd. 110
Meter hohe Steilküste an der Poike-Halbinsel, wurden durch
die, an dieser Stelle, keilförmige Insel umgelenkt, verfingen
sich dann aber doch in der Hotu-Iti Bucht bei der Ahu-Anlage
Tongariki. Dort drückte die Hauptwelle ins Landesinnere
und spülte dabei die riesigen Moai sowie die Ahu-Ruine
Tongariki, wie leichte Bausteine bis zu 700 Meter in die Vorebene
zwischen Ahu und dem Moai-Steinbruch Rano Raraku. Ansonsten
wurden weder an der Süd-, Nord- und Westküste nennenswerten
Schäden dokumentiert. Menschenleben waren auf der Osterinsel
nicht zu beklagen, da die Bevölkerung zu dieser Zeit noch
an der Westküste konzentriert war.
Der chilenische Archäologe "Gonzalo Figueroa"
war zu dieser Zeit auf der Osterinsel und berichtete später:
"Die ganze Bucht war nicht mehr wiederzuerkennen.
Alle Felsen und Steine hatten plötzlich nicht mehr ihre
grauschwarze Farbe, sondern waren gelblich, denn die Wellen
hatten die Steine umgedreht. Wo der so mächtige Ahu ["Tongariki"]
noch vor wenigen Stunden gestanden war, konnte man nur mehr
erahnen. Alles war voll von grünem Seetang, das inzwischen
zu trocknen begonnen hatte, dazwischen lagen menschliches
Gebein aus den Grabkammern, tote und sterbende Fische und
Hummer. Es war eine sehr apokalyptische Szenerie."
William Mulloy, der zu dieser Zeit gemeinsam mit Gonzalo Figueroa
die Ahu-Anlage Akivi restaurierte, schrieb:
"Der Tsunami verursachte, dass der Meeresspiegel
bis zu 13 Meter über Normalniveau stieg und die Ahu-Ruine
Tongariki bis zu 700 Meter ins Landesinnere spülte. Die
riesigen Moai lagen nach dem Tsunami bis zu 100 Meter von
ihrer ursprünglichen Postion entfernt. Die vom Tsunami
zurückgelassenen Trümmer enthielten Felsen und Geröll
von der Küste, Steine aus dem Ahu, Steine aus den modernen
Steinmauern der Umgebung, Knochen und Schädel aus den
Gräbern, oder auch Knochen toter Schafe, faulem Fisch,
Hummer, Aale, Seegurken, Seeigel, Kraken und Algen."
Petroglyphen-Felder in einem schlechten Zustand:
Auch "Papa Tataku Poki" ist heute leider in keinem
guten Zustand. Durch die Schafe der Schaffarm, durch die Unachtsamkeit
der Menschen, aber auch durch die Bearbeitung von Museums-Mitarbeitern
oder die der Archäologen haben die Bilder stark gelitten.
Die Auskreidungen zu Zeiten Henri Lavacherys (1934) zerstörten
teilweise die feinen Gravur-Linien. In zwei Fällen wurde
versucht, Gusstücke für Museen anzufertigen. Das dafür
verwendete Latex-Material hinterließ in dem porösen
Gestein unansehnliche weiße Stellen. Im Bemühen,
die Rückstände mit einer Lötlampe zu entfernen,
verschmolz das Latex mit dem Gestein und bildete eine glasige
Oberfläche.
Wiederaufbau:
Im Jahre 1969 wurde die Anlage von der UNESCO
in die Liste der weltweit restaurierungswürdigen Kulturdenkmäler
mit aufgenommen, die notwenigen Gelder für eine Rekonstruktion
konnten aber nicht bereitgestellt werden. Im Jahre 1979
erarbeiteten dann Claudio Cristino und Patricia Vargas von der
Universität Chile einen ersten Plan zur Rekonstruktion
der Anlage.
Geld zum Aufbau der Ahu Anlage Tongariki kam dann allerdings
aus einer unerwarteten Quelle, nämlich von dem japanischen
Unternehmen für Schwerlastkräne "Tadano"
aus Tokio. Im Jahre 1988 wurde in Japan ein
Filmbeitrag über die Osterinseln ausgestrahlt und darin
wurde der ehemalige Museumsdirektor und Gouverneur "Sergio
A. Rapu" vor der zerstörten Tongariki-Anlage interviewt.
Sergio A. Rapu, ein Insulaner, der in den USA und Tahiti Archäologie
studiert hatte, sollte ursprünglich nur einige Worte über
die Insel verlauten lassen, ging dann aber direkt auf die Anlage
Tongariki ein und meinte, wenn er Geld hätte, würde
er gerne diese Anlage wiederaufrichten.
Zwei Tage nach Ausstrahlung dieser Sendung erklärte sich
die japanische Firma Tadano bereit, nicht nur einen Schwerlastkran,
sondern zusätzlich noch einmal 600.000 US-Dollar für
die Rekonstruktion und den Aufbau der Anlage Tongariki zu stiften.
Ja, Tadano inszenierte sich sogar im japanischen Fernsehen mit
einem TV-Werbespot "Wir retten die Osterinsel".
1992 wurde von Archäologen ein Fünf-Phasen-Plan
für den Aufbau der Anlage aufgestellt.  Hierbei
sollten die besten Spezialisten der Welt helfen, die Anlage
zu rekonstruieren. Zunächst wurde die Altar-Plattform anhand
von Grabungen und alter Fotos wiederhergestellt. Dabei ergaben
die Ausgrabungen, dass die Anlage ursprünglich wesentlich
größer gewesen sein muss als zunächst angenommen.
Im Sommer 1993 erreichte der Schwerlastkran
die Insel; im Spätsommer 1993 begann man, die Moai wieder
aufzustellen.
Dann kam das Aufstellen aller Moai zunächst ins Stocken,
weil die zur Verfügung gestellten Geldmittel zu Ende gingen
und einige Moai zunächst komplett restauriert werden mussten.
Alle Moai wurden zwar 1994/95 aufgestellt,
doch seither steht das geplante Großprojekt mehr oder
weniger still.


In dem Fünf-Phasen-Plan war vorgesehen, nicht nur die
eigentliche Anlage und 15 Moai wieder aufzustellen, sondern
dazu ein komplettes historisches Dorf mit einem Zeremonien-Platz
aufzubauen. Es sollte mehr oder weniger ein einzigartiges Freilichtmuseum
entstehen, in dem auch gefundene Artefakte gezeigt werden sollten.
Das Ganze wollte man einzäunen und von den Touristen Eintrittsgelder
verlangen. Doch fehlende Gelder und Kompetenzstreitigkeiten
ließen das Großprojekt auf die chilenische Alleinzuständigkeit
zurückschrumpfen. Alleine japanische Archäologen fühlen
sich heute noch für die Anlage verantwortlich und schicken
regelmäßige Delegationen, die den Zustand der Anlage
überprüfen und kontrollieren. Aufgrund der Unstimmigkeiten
und des enormen Geldbedarfs des Projektes stellte dann auch
Tadano die Förderung ein. Einzig was Tadano blieb ist ein
kurzer Verweis auf seiner Website.
Ein Moai-Kopf machte eine Reise nach Amerika:
Der
Kopf des zweiten Moai von links wurde 1968 zu Werbezwecken leihweise
von der Osterinsel nach Nordamerika gebracht. Er wurde während
einer Vortragsreise des US-amerikanischen Archäologen William
Mulloy in verschiedenen Städten gezeigt, um Spendengelder
für die Restaurierungsarbeiten verschiedener Ahu-Anlagen
einzusammeln. Nach Beendigung seiner Vortragsreise wurde der
Kopf 1970 wieder zur Osterinsel zurückgeführt. Der
langjährig auf der Osterinsel tätige Inselgeistliche
Pater Sebastian Englert hat Mulloy in Amerika geholfen, für
den Wiederaufbau der Ahu-Anlagen zu werben. Während dieser
Reise ist Englert Anfang 1969 dann unerwartet gestorben. Englert
erhielt auf der Osterinsel ein Ehrengrab, direkt an der heutigen
Kirche.
The Traveling Moai:
Etwa
100 Meter abseits der Ahu-Anlage steht ein unscheinbarer Moai
der aussieht als würde er der großen Tongariki-Anlage
den Rücken zukehren und "schmollen". Er befindet
sich nur wenige Schritte vom Eingang zur Anlage Tongariki entfernt,
vor dem Kontrollkiosk des Parkwärters und ganz in der Nähe
der Überreste einer ehemaligen Hare Paenga Hütte.
Dieser Moai hat eine sehr bewegende Vergangenheit: 1982 wurde
der Moai im japanischen Osaka während der dortigen Weltausstellung
präsentiert. Nach seiner Rückkehr wurde er 1986 von
Thor Heyerdahl, Pavel Pavel und Arne Skjølsvold eingesetzt,
um "im aufrechten Gang" eine Theorie zum Transport
von Statuen zu demonstrieren. Dabei wurde dieser an der Basis
etwas beschädigt.
Auf der Insel ist dieser Moai auch unter den Namen "A
Vere" bekannt, doch dieser Name scheint neueren Datums
zu sein. Sein ursprünglicher Name ist unbekannt. Nach den
Aktionen mit dem Moai wird er in den Reiseführern allerdings
unter den Namen "The Traveling Moai" geführt.
Tongariki ein Observatorium?
William Liller, Professor für angewandte Astronomie untersuchte
Anfang der 1990er Jahre 23 Ahu-Anlagen entlang der Küstenlinien,
sowie einige Ahu-Anlagen im Landesinneren. Liller (1993:11-16)
nennt Ahu-Anlagen, die sich offensichtlich an Sonnenaufgangs-/Sonnenuntergangspunkten
zu Tagundnachtgleichen und Sonnenwenden orientieren,
darunter Tongariki (aber auch Huri A Urenga, Akivi, Tepeu, Vinapu,
und Heki’i). Liller meint, auch die Größe der
Zeremonie-Zentren scheinen einen Hinweis auf die Wichtigkeit
als Sonnenobservatorien gegeben zu haben und nennt dabei die
Anlagen Tongariki, Vinapu und Heki'i. Diese drei Anlagen mit
ihren fünf Plattformen (Tongariki, Vinapu I + II und Heki'i
I + II) sind bis auf wenige Grade, entweder zur Sonnenwende
oder zur Tagundnachtgleiche ausgerichtet.
Im Jahre 2010 bezieht sich das Team um Edmundo Edwards (The
Explorers Club Flag Expedition Flag #83) auf William Lillers
Untersuchungsergebnisse und nennt Ahu-Anlagen, die auf die astronomische
Ausrichtung für Tagundnachtgleichen bzw. Sonnenwenden hindeuten
könnten. Hier heißt es:
"Interessanterweise gehören die Ahu mit astronomischen
Ausrichtungen auch zu den schönsten megalitischen Konstruktionen
von Rapa Nui [gemeint sind die seewärtigen Steinmauern],
wie Ahu Tongariki, Ahu Akivi, Ahu Tepeu, Ahu Ra'ai, Ahu Vinapu
I und II und Ahu Heki'i."
Ana Havea Höhle:
Bei Tongariki findet sich eine riesige Lavaverwerfung, die
sich als offene Höhle zeigt und "Ana Havea" genannt
wird. Hier in dieser Höhle übernachteten in den 1880er
Jahren gerne die damaligen Schafranch-Betreiber Alexander Salmon
und sein Geschäftspartner John Brander jun., um die damals
bei Tongariki befindlichen Arbeitskoppeln zu betreuen. Salmons
Verwaltungssitz war in Vaihu und Vaihu war immerhin noch 12
Kilometer von Tongariki entfernt. Salmon wollte sich den beschwerlichen
Reiseweg sparen; ebenso sein Partner und Neffe John Brander
jun., und so blieben sie dann in der Höhle. (George H.
Cooke, 1889:697).

Auch das Forscherteam um William J. Thomson übernachtete
in den Weihnachtstagen des Jahres 1886 in dieser Höhle.
Dabei kam es am 26. Dez. 1886 zu einem ärgerlichen Zwischenfall.
Ein übereifriger Bootsmanngefährte von Thomson nutzte
die Abwesenheit der Forscher um die Höhle etwas wohnlicher
zu gestalten. Dabei warf er den Müll und die in der Höhle
liegenden Steinfragmente ins Meer. Was der Bootsmann nicht wusste:
Bei den Steinen handelte es sich um Artefakte, die das Thomson-Team
während ihrer Expeditionsreise zwischen dem 21. Dez. und
25. Dez. 1886 rund um die Insel gesammelt und mühsam mit
zur Höhle geschleppt hatten (Thomson 1891:492).
Aku-Aku Geister am Orongo:
Alfred
Métraux hat 1934 versucht, die Namen und Wohnorte der
Inselgeister (aku-aku) zu erfassen. Danach waren die Rapanui
der Meinung, dass an der Ahu-Anlage Tongariki die aku-aku-Geister
"Turu te akaviri" + "Puna" ihren
Wohnsitz haben würden.
Die Hotu-Iti Bucht:
"Hotu-iti" (auch "Tongariki-Territorium")
ist ein Gebiet der südöstlichen Osterinsel , das seinen
Namen von einem lokalen Clan hat.
Im 15. und 16. Jahrhundert hat sich die Insel in zwei Allianzen
aufgeteilt, die als westliche (Tu'u) und östliche (Hotu-iti)
Konföderationen beschrieben werden, wobei Hotu-iti die
niedrigere Rangordnung einnahm.
Legende:
Nach den überlieferten Legenden war Hotu-iti der "jüngste"
und beliebteste Sohn von Hotu Matu'a , dem legendären
ersten Siedler der Osterinsel.
Einer der bekannten Häuptlinge des Hotu-iti-Clans war
"Kainga", der angeblich ein Nachkomme des sechsten
Sohnes des ersten Königs war, der "sich als tapferer
Krieger erwiesen hat". Die Tupahotu- , Koro- Orongo-
und Ure-o-Hei- Clans wurden als Teil des Hotu-iti-Clans betrachtet.
In Hotu-iti befindet sich die Vulkanerhebung "Rano Raraku",
in deren Steinbrüchen 95% aller Moai der Osterinsel gefertigt
wurden. Der "Rano Raraku" war auch ein Abbaugebiet
für Moos, das zum Abdichten von Kanus verwendet wurde.
Die kleine Hotu-iti Bucht, wird von den Klippen der Halbinsel
Poike geschützt.
Legende um Gott Tangaroa:
Einer lokalen Legende zufolge, wurde der Gott Tangaroa in
der Bucht getötet und in der Nähe begraben.

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