Osterinsel - Europäische Entdecker zwischen 1722 und 1786
Europäische Entdecker
In den Geschichtsbüchern steht geschrieben, dass der holländische
Admiral Jacob Roggeveen die
Osterinsel am Ostersonntag des 5. April 1722 entdeckt hat, doch
diese Aussage ist nicht ganz richtig. Jacob Roggeveen war der erste
Europäer, dessen Mannschaft die Insel betreten hat und dies
publiziert wurde.
Mag
man den Quellen Glauben schenken, so sichtete der holländische
Kapitän Edward Davis
mit seinem Schiff "Bachelor´s Delight" die Insel
bereits im Jahre 1687, nur Davis hat dieses Ereignis
niemals veröffentlicht und Davis hätte sicherlich auch
kein Gehör gefunden, er war nämlich Seeräuber.
Publiziert haben diese Begebenheit der Seeräuber William
Dampier und Lion Wafer in ihrem Bericht: "Merkwürdige
Reise nach der Erdenge Darien, auch durc
h die Südsee und das mittägige Atlantische Meer".
Wafer war Bootsmann, unter Edward Davis auf der Bachelor´s
Delight. Es heißt, Davis habe 1687 auf dem Weg von Galapagos
Richtung Kap Horn auf südlicher Breite 27 Grad und 20 Minuten
einen kleinen gebirgigen Landstrich gesichtet, den er für
die nördliche Landspitze der "Terra Australis Ingocnita"
hielt und keine Notwendigkeit sah, an Land zu gehen. Die Osterinsel
befindet sich tatsächlich auf 27 Grad, 9 Minuten, 30 Sekunden
südlich und 109 Grad 26 Minuten West und somit geht man davon
aus, dass es sich um die Osterinsel gehandelt haben muss. Edward
Davis soll Goldschätze angesammelt und sie auf der Kokosinsel
versteckt haben. Was aus Davis wurde ist nicht bekannt, seine
Spur verliert sich im Jahr 1702.
 In
den Geschichtsbüchern ist aber Jacob Roggeveen
als Entdecker verewigt, obwohl Roggeveen 1722
nicht selbst die Osterinsel gesichtet hat sondern eines seiner
Seemänner. Roggeveen hat auch nicht die Insel als erster
betreten, es war der junge deutscher Korporal Carl
Friedrich Behrens, 1722 zuständig für die einfachen Seesoldaten auf Roggeveens
Schiffen. Und Behrens war es auch, der
seine Reisebeschreibungen ("Reise durch die Südländer"
- Neuauflage unter "Der wohlversuchte Südländer")
erstmalig publizierte und so erst Jacob Roggeveen und die Osterinseln
bekannt machte. Da die Insel am Ostersonntag gesichtet wurde,
nannte Roggeveen die Insel "Oster Eilandt", umgangssprachlich
"Osterinsel". Die Osterinsel ist 179,85 * Quadratkilometer
groß und wird von fünf kleinen Felseninseln flankiert,
wobei die 3,9 Hektar große Felseninsel Motu Nui und die
1,6 Hektar große Motu Iti (beide nur von Seevögeln
bewohnt) noch die größten sind. Diese Felsen sind der
Grund, warum man häufig auch von "Osterinseln"
liest.
Welches
Schicksal den Osterinsulanern mit den Europäern bevorstand
sollte sich schon unter Roggeveen
zeigen: Bereits in den ersten Tagen waren 12 tote Insulaner zu
beklagen; sie waren den Holländern zu nahe gekommen und mehr
oder weniger durch ein Missverständnis erschossen worden.
Roggeveen segelte gut eine Woche später mit seinen drei
Schiffen Arend, Thienhoven, Africaansche Galey weiter durch den
Pazifik, entdeckte weitere Inseln wie die zu Samoa gehörenden
Inseln Tutuila und Upolu und musste im Dezember 1722 im damals
niederländischen Batavia anlegen, weil das Schiff Africaansche
Galey auf einen Riff aufgelaufen und später die Mannschaft
an Skorbut erkrankt war. Nach einem Rechtsstreit mit der Ostindiengesellschaft,
die seine Schiffe beschlagnahmt hatten, wurde er später entschädigt,
kam zurück in die Niederlande wo er neun Jahre später
70-jährig verstarb. 
Nach Roggeveen hatten die
Osterinsulaner zunächst rund 50 Jahre vor den Europäern
Ruhe, bis sich der spanische Kapitän Felipe
González Ahedo am 10.10.1770 im Auftrag des
Vizekönigs von Peru (Manuel d’Amat i de Junyent) auf
die Suche nach der "Davis-Insel"
machte. Der Spanier nahm die Insel im November 1770
für den spanischen König Karl III feierlich in Besitz,
verlieh ihr den Namen "San Carlos" und ließ auf
der Poike-Halbinsel drei
Kreuze
aufstellen. Die Insulaner schauten dem Treiben der Fremden und
der feierlichen Proklamation interessiert zu und setzen auch gerne
ihre Schriftzeichen auf die ihnen vorgelegte Urkunde. In den sechs
Tagen die die Spanier vor der Insel ankerten, wurde ein erstes
kurzes Wörterbuch mit
88 Wörtern zusammengestellt, eine Karte
von der Insel gefertigt und die Meerestiefen ausgelotet. Die Inbesitznahme
der Insel wurde von den Spaniern allerdings niemals eingefordert.
Durch diese Urkunde wurde erstmalig bekannt, dass die Insulaner
so etwas wie eine Schrift hatten. Heute ist sich die Fachwissenschaft
immer noch uneinig darüber, ob die Insulaner sich möglicherweise
durch die Vorlage der auf dieser Urkunde gesehenen Schrift nicht
erst zur heute bekannten RongoRongo
Schrift haben inspirieren lassen.
Gut
dreieinhalb Jahre später, am 13.3.1774,
steuerte der britische Seefahrer und Entdecker James
Cook die Osterinsel an und blieb gut eine Woche.
Begleitet
wurde Cook unter anderem von den deutschen Naturforschern und
Reiseschriftstellern Johann
Reinholf Forster und Sohn Georg,
sowie von dem englischen Maler William
Hodges und zwei Astronomen. Hodges zeichnete die Insulaner
und malte das heute sehr berühmte Bild "Monumente der
Osterinsel". James Cook formuliert eine relativ ausführliche
Beschreibung von den Insulanern, der Insel, der Flora und Fauna
und vor allem von den Moais und den Zeremonie-Plattformen. Insgesamt
war die Beurteilung der Insel durch Cook nicht sehr positiv. Aufgrund
seines berühmten Namens wurde die an der Westküste liegende
Bucht (an der er am 13.3.1774 landete) nach ihm benannt, sie heißt
bis heute "Bahia Cook". Beide Forsters führten
ebenfalls Tagebücher. Insbesondere die Aufzeichnungen und
die Fülle der Pflanzenpräparate und Sammlerstücke
des Vaters Johann sowie die größtenteils kolorierten
Zeichnungen des Sohnes Georg brachten den Forsters höchste
Anerkennung in der Fachwelt. 
Im Jahr 1776 brach James Cook zur dritten Südseereise auf,
die er allerdings nicht überleben sollte. Cook wurde am
14. Februar 1779 auf Hawaii von Hawaiianern erschlagen und zerstückelt.
Auf Vermittlung eines Priesters wurden den Seesoldaten wenigstens
noch einige Körperteile Cooks ausgehändigt. Bevor die
Expedition weiter segelte, wurde in einer Bucht bei Hawaii eine
Seebestattung für Cook abgehalten.
12 Jahre nach Cook, kam der Franzose
Jean Francois Galoup La Pérouse
im April 1786 zur Osterinsel. La Pérouse
war im Auftrag des französischen Königs Ludwig XVI in
die Pazifik-Region entsandt worden. Er
amüsierte sich über Kleptomanie der männlichen
Inselbewohner und freute sich über die Freizügigkeit
der Inselbewohnerinnen. La Pérouse spendierte den Insulanern
Ziegen, Schafe und Schweine und ließ Baumsetzlinge pflanzen.
Mit Humor nahm er zur Kenntnis, dass diese kleptomanisch veranlagten
aber doch sehr offenen Menschen scheinbar in den Tag hinein lebten
ohne sich Gedanken über ihre Zukunft zu machen. Die Tiere
die er ihnen überließ wurden verspeist ehe sie sich
vermehren konnten, die Anpflanzungen verdorrten weil sich niemand
darum kümmerte.
La Pérouse konnte diesen Menschen nicht böse sein
und wollte sie auch nicht wegen ihrer Diebereien bestrafen. Tatenlos
wollte er die Osterinsel allerdings auch nicht verlassen: ohne
Ankündigung segelte er mitten in der Nacht heimlich fort.
Er meinte, diese Geste würden die Insulaner sicherlich mit
ihren Diebereien in Verbindung bringen und dadurch möglicherweise
bessere Menschen werden.
La Pérouse und seine Seemänner sollten ihre Heimat
niemals wieder sehen. Erst 1826 stellte man fest, dass beide Schiffe
an einer Insel der Santa-Cruz-Gruppe zerschellt sein müssen
und ein Teil der Mannschaft von den Inselbewohnern wohl ermordet
wurde. Damit gingen leider auch die Aufzeichnungen und Sammlungen
nach dem 29. September 1787 verloren. Glücklicherweise hatte
La Pérouse einen Teil der vom Schiffszeichner Duché
de Vancy gefertigten Landschaftsbilder und seine Aufzeichnungen
seinem Dolmetscher Jean Baptiste Barthélemy de Lessep mitgegeben,
der in Kamtschatka an Land gegangen war und die Unterlagen quer
durch Sibierien und Russland nach Frankreich brachte. Durch Duché
de Vancys Illustrationen wurde die Osterinsel in Europa erst richtig
bekannt.
Mit Ausnahme von 13 Insulanern die während der Jacob Roggeveen-Expedition
im Jahre 1722 zu Tode kamen, verliefen die Begegnungen der Rapa
Nui mit den Europäern bis Ende des 18. Jahrhunderts relativ
friedlich. Was dann aber folgte, brachte den Insulanern innerhalb
von nur 100 Jahren die fast völlige Vernichtung ihrer Art.
Lesen Sie hierzu: "Rapa Nui - Der
Niedergang durch die Europäer".
* Die bisher bekannt gegebene Größe von 166 QM wurde
durch das Nationale Chilenische Büro für Grenzen korrigiert.

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