Die Lepra auf der Osterinsel
Lepra
Neben
Syphilis
und den Pocken
war Lepra-Krankheit die dritte schwere Krankheit, die auf der Osterinsel
eingeschleppt wurde. Wann genau die ersten Lepra-Infizierten auf
die Osterinsel kamen ist
nicht bekannt. Es heißt, die Lepra kam 1860 mit Tahitianischen
Arbeitern auf die Insel, die sich dort von chinesischen Arbeitern
angesteckt hatten. Verbrieft ist diese Aussage allerdings nicht,
zumal Lepra auch eine über Jahre andauernde Inkubationszeit
haben kann.
Als sicher gilt allerdings, dass 1889 eine an Lepra erkrankte
Rapa-Nui Familie (Mann, Frau, Kind) von Tahiti zurück auf
die Osterinsel kam. Diese Familie hielt sich zwar abseits der
Bevölkerung in einer Höhle auf, die Ausbreitung der
Lepra-Krankheit war ab 1902 / 1903 aber nicht mehr aufzuhalten.
1903 wurde deshalb etwas abseits von Hanga
Roa eine Lepra-Kolonie eingerichtet. In einigen Quellen ist
zu lesen, dass die für die Schaffarm verantwortliche Handelsgesellschaft
sich unliebsame Arbeiter dadurch entledigte, dass sie in diese
Kolonie abgeschoben wurden und sich dort erst mit Lepra ansteckten.
Aufgrund der engen und katastrophalen Verhältnisse soll
es 1913 bereits rund 80 Rapa Nui gegeben haben die sich mit der
Lepra infiziert hatten. 1917 wurde dann endlich eine Lepra-Station
errichtet und sukzessive erweitert; 1920 wurde die höchste
Anzahl an Lepra-Erkrankten auf der Insel gezählt. Erst 1931
kam mit dem chilenischen Arzt Alvaro Tejeda Lawrence Hilfe. Alvaro
Tejeda Lawrence wird allerdings in der Eigenschaft als späterer
Militär-Gouverneur (1938/1939) mit der Unterschlagung von
Spendengeldern für die Lepra-Erkrankten in Verbindung gebracht.
Ab
1937 kümmerte sich auch der deutsche Kapuziner-Mönch
Sebastian Englert um die
Kranken. Ihm werden auch wesentliche Erfolge in der Eindämmung
der Krankheit zugeschrieben. 1946 wird eine Stiftung zur Unterstützung
und Betreuung der Lepra-Kranken gegründet; mit den finanziellen
Hilfen aus dieser Stiftung wird 1947 mit dem Bau einer neuen Leprastation
begonnen.
In den 1950er und 1960er Jahre wurden die Kranken weiterhin
von Sebastian Englert betreut, aber auch von verschiedenen Ordensschwestern
und gelegentlich auch Ärzten die mit Expeditionsschiffen
auf die Insel gekommen waren, ärztlich gepflegt. 1952 lebten
noch 40 Lepra-Kranke auf der Insel, 1965 führte der US-amerikanische
Arzt Dr. Brody mehrere hilfreiche Operationen an den Kranken
durch, 1993 bekam sogar ein Lepra-Kranke die Möglichkeit
sich in Santiago operieren zu lassen; 1993 lebten noch fünf
Kranke auf der Insel; 2003 wurden die meisten Gebäude der
Station abgerissen.
Der letzte Lepra-Kranke Rapa Nui war Papiano Ika Tuki, er wurde
über 80 Jahre alt.
Der letzte Schriftkundige der die RongoRongo
Tafeln zu deuten wusste, soll übrigens bis 1914 in dieser
Lepra Kolonie gelebt haben. Die englische Forscherin Katherine
Routledge hat diesen Mann aufgesucht und ihn gebeten, ihr
die Schriftzeichen und deren Bedeutung zu erklären. Der alte
Mann weigerte sich und meinte: "das dieses Wissen müsse
den Rapa Nui vorbehalten bleiben". Zwei Wochen nach Katherine
Routledges Besuch nahm dieser Mann sein Wissen mit ins Grab. Inwieweit
er tatsächlich tiefere Kenntnisse über die RongoRongo
Zeichen hatte bleibt für immer ein Geheimnis. 
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