Osterinsel oder Osterinseln? und Die unterschiedlichen Namen der Osterinsel

Neues Buch von Wilhelm Janssen:

Leseprobe Seite 10 ff:

Osterinsel oder Osterinseln?

In der Literatur wird häufig von den Osterinseln (also Mehrzahl) gesprochen, doch tatsächlich handelt es sich bei der Osterinsel nur um eine einzige Insel, die lediglich von einigen kleinen Felsenplateaus umgeben ist. Hierbei handelt es sich um die schroffen Überreste der Abbruchkanten der Osterinsel, die der ewig nagenden Brandung des Meeres an den Steilküsten widerstehen konnten. Nennenswert ist dabei eigentlich nur Motu-Nui, ein 3,6 Hektar großes Plateau, 1,5 Kilometer vor der 300 Meter hohen Abbruchkante der Rano Kau Erhebung. Hier nisten seit Jahrhunderten tausende Vögel, die während des jährlichen Vogelmann-Kultes eine bedeutende Rolle als Quelle des ersten Vogeleis der Brutsaison gespielt haben.

Die von der Osterinsel in 381 Kilometer Entfernung befindliche Felseninsel Salas y Gómez gehört seit 1808 ebenfalls zu Chile und wird seit dem 01. März 1966 vom Departamento Isla de Pascua (Osterinsel) verwaltet. Dennoch gehört Salas y Gómez nicht zur Osterinsel, sondern allgemein nur zu den chilenischen Inseln.

Rund 60 Kilometer westlich von Australien befindet sich eine Inselgruppe von 28 offiziell namentlich benannten Inseln (sowie 26 weitere kleinere Inseln), deren mittlere Gruppe Easter Group in der deutschen Übersetzung auch als Ostergruppe bezeichnet wird. Diese Inseln befinden sich aber im Indischen Ozean und nicht, wie die Osterinsel – Rapa Nui im Pazifik.

Die unterschiedlichen Namen der Osterinsel

Für die Osterinsel hat es im Laufe ihrer Geschichte mehrere Namen gegeben. Das liegt einfach daran, dass die frühen Bewohner für ihre Insel keinen Namen hatten. Sie waren der Meinung, ihre Insel sei der Nabel der Welt und dazu brauche es keinen Namen.

1687 "Davis-Land" - "Davis-Insel":

In dem Buch von William Dampier "Merkwürdige Reise nach der Erdenge Darien, auch durch die Südsee und das mittägige Atlantische Meer" aus dem Jahre 1759 wird über einen Seeräuber namens Edward Davis geschrieben, der im Jahre 1687 etwa an der Stelle, an der heute die Osterinsel zu finden ist, eine "niedrige Sandinsel mit Hügeln, die sich nach Nordosten erstrecken", gesichtet haben will. Nach 1759 wurde diese Phantominsel unter Seefahrern und Seefahrernationen auch als Davis-Land bezeichnet. Auch Dampier selbst hat diese Stelle nicht wiedergefunden und sah die von Davis beschriebene Landmasse als mögliche Küste von Terra Australis Incognita an.

1722 "Paaschen Eilandt" - "Osterinsel" - "Oster-Eilandt":

Auf der Suche nach Terra Australis Incognita findet die holländische Expeditionsflotte unter Jacob Roggeveen am Ostersonntag des Jahres 1722 im südlichen Pazifik eine Insel. Aufgrund der zeitlichen Sichtung zu Ostern nennen die Kapitäne diese Insel Paaschen Eilandt, zu Deutsch: Osterinsel. Die ursprünglich anvisierte Landmasse Terra Australis Incognita finden sie nicht.

1770 "Isla de San Carlos" - "San Carlos" - "Isla de Pascua":

Im Jahre 1770 erhält der spanische Marineoffizier Don Felipe González de Ahedo vom spanischen Vizekönig in Peru, Manuel de Amat y Junyent, den Befehl, im südlichen Pazifik Land in Besitz zu nehmen, damit Spanien in dieser Region eine strategische Präsenz gegenüber England aufweisen kann. Felipe González segelt in Richtung Westen und stößt schon nach 34 Tagen auf eine Insel, die er auf den Namen San Carlos tauft und für Spanien in Besitz nimmt. Den spanischen Beamten muss später bewusst geworden sein, dass es sich bei dieser Insel um die 1722 von den Holländern entdeckte Osterinsel handelt, denn Spanien hat seinen Anspruch auf diese Insel nie geltend gemacht.

Osterinsel heißt auf Spanisch Isla de Pascua und so wird sie unter der spanisch sprechenden Bevölkerung heute auch genannt.

1774 - "Waihu":

James Cook soll auf seiner zweiten Forschungsreise (1772 bis 1775) prüfen, ob es das so genannte Süd-Land - Terra Australis Incognita tatsächlich gibt und wo es sich befindet. Statt eines weiteren Kontinentes stößt Cook im südlichen Pazifik nur auf die von Jacob Roggeveen beschriebene Osterinsel. Der mitreisende Naturforscher Johann Reinhold Forster trifft bei einem seiner Erkundungsgängen auf der Osterinsel auf eine Kriegergruppe, deren Anführer sich ihm als Chef von Waihu vorstellt. Forster übernimmt diesen Namen in seinen Berichten als Namen für die gesamte Insel, ohne zu wissen, dass es sich bei Waihu lediglich um den Namen einer Region an der Südküste handelt.

1863 - "Rapa Nui":

Die erste Erwähnung Rapa Nui als Name für die Osterinsulaner findet sich in den handgeschriebenen Memoiren des Missionars Pater Honoré Laval von Mangareva aus dem Jahre 1863. Der Name Rapa Nui ist laut Steven Roger Fischer im pazifischen Raum kurz zuvor während der Jagd auf Arbeitssklaven im Jahre 1862 entstanden.

Demnach segelte im Dezember 1862 der peruanische Schoner Cora mit mehreren gefangenen Osterinsulanern in den Austral zur kleinen Insel Rapa, um dort weitere Arbeitskräfte für den peruanischen Arbeitsmarkt aufzunehmen. Die Inselbewohner von Rapa können jedoch die Besatzung des Schoners überwältigen, das Schiff übernehmen und die Gefangenen befreien. Unter den Gefangenen befindet sich der siebenjährige Rokoroko He Tau (oder auch Manu-Rangi), Sohn des Großkönigs der Osterinsel Mau Rata und offensichtlicher Erbe [als Kronprinz] zum ariki-mau. Da es für die befreiten Osterinsulaner sowohl auf Rapa als auch auf ihrer Heimatinsel zu unsicher ist, segeln die Retter aus Rapa mit dem Schoner nach Tahiti, um die unfreiwilligen Passagiere dort in Sicherheit zu bringen.

Während der Überfahrt nach Tahiti stellen sich die Schiffsführer die Frage, wie sie auf Tahiti erklären sollen, von welcher Heimatinsel die befreiten Menschen stammen. Die Schiffscrew berät, dass ihre Insel Rapa kleiner ist als die Heimatinsel der Befreiten auf dem Schiff und so nennen sie ihre Insel Rapa-Iti (für klein) und die Osterinsel Rapa Nui (für groß). Rokoroko He Tau wird den Missionaren auf Tahiti dann als legitimer Erbprinz von Rapa Nui übergeben.

Eugéne Eyraud 1864Erbprinz Rokoroko He Tau alias GregorioDer Missionarshelfer Eugéne Eyraud bringt Rokoroko He Tau Anfang 1864 zurück auf seine Heimatinsel. Um sicher zu stellen, dass der achtjährige Thronerbe Rokoroko He Tau seinen Titelanspruch richtig zuordnen kann, wird von den Insulanern dann der Name Rapa Nui übernommen

Seit dieser Zeit, bis in die Gegenwart, wird die Landmasse der Osterinsel als Rapa Nui bezeichnet und in zwei Wörtern geschrieben. Die Menschen und auch ihre Sprache werden ebenfalls als Rapanui bezeichnet, aber als ein Wort zusammengeschrieben.

1864 - "Te pito o te henua":

Pater Sebastian Englert befasst sich in seinem Buch "La Tierra de Hotu Matu´a" ausführlich mit dem Ursprung des Namens Te Pito o te Henua. Englert meint, der Name Te Pito o te Henua sei erstmals in der Legende um die Katastrophe zum Untergang des Heimatlandes von Hotu Matu'a - Hiva genannt worden. Hiva war danach ein Land (Kontinent) im Pazifik, das heute nicht mehr existiert, weil es von dem mächtigen Titanen Uoke mit einer Stange zerbrochen worden war und Hotu Matu'a für sich und seine Untertanen ein neues Land finden musste. Die Region, aus der Hotu Matu'a mit seinem Volk flüchten musste, trug den Namen Te Pito oder Te Henua. In Erinnerung an ihr Ursprungsland gaben die Ankömmlinge um Hotu Matu'a der namenlosen Insel dann den Namen Te Pito o te Henua, was so viel bedeutet wie: Nabel (oder Mittelpunkt) der Erde.

Alfred Métraux meint, der Name Nabel bedeutet für die dreieckige Insel das Ende, die Spitze. Pito-te-henua würde demnach, so Métraux, nichts anderes bezeichnen als eine der Spitzen der Insel.

1871 - "Mata-ki-terangi":

Der russische Gelehrte Nikolai Nikolaevich Miklukho-Maklai reist 1871 den vertriebenen und auf die Insel Mangareva emigrierten Rapanui nach, um mehr über die Rongorongo-Schrifttafeln zu erfahren. Hierbei erfährt Miklukho-Maklai, dass die Osterinsel auf Mangareva Mata-ki-terangi genannt wird. Dieser Name geistert dann bis in die 1960er Jahre durch die Literatur über die Osterinsel, beispielsweise in den Büchern von Francis Mazière "Fantastique Ile de Paques", 1965, deutsche Version "Insel des Schweigens" unter der Namensbezeichnung Matakiterani. Mata-ki-terangi oder Matakiterani haben sich letztendlich aber nicht als Namensbezeichnung für die Osterinsel durchgesetzt.

1974 - "Te pito o te kainga a Hau Maka":

Thomas Barthel hält in seinem Buch "Das achte Land" fest, dass die Osterinsel nach mündlichen Überlieferungen zunächst Te pito o te kainga a hau Maka (Das kleine Stück Land von Hau Maka) genannt wurde. Auf der Osterinsel gibt es jedoch zwei Wörter für pito und zwar einmal die Bedeutung Ende und einmal die Bedeutung Nabel. Die korrekte Übersetzung kann also sowohl Das Ende der Welt oder auch Der Nabel der Welt bedeuten. Auch diese Namensbezeichnung hat sich nicht durchgesetzt.

Heute - "Pascuense" - oder "Rapa Nui":

Die übliche Landessprache auf der Osterinsel ist heute Spanisch. Daher wird die Insel üblicherweise Pascuense genannt. Es ist jedoch üblich, dass die Mitglieder der indigenen Gemeinschaft die Insel heute als Rapa Nui bezeichnen.

"Hiti-ai-terangi":

Ein weiterer Name für die Osterinsel, der in der Literatur immer mal wieder zu lesen ist, ist Hiti-ai-terangi. Diesen Namen sollen heimkehrende peruanische Seefahrer gegenüber polynesischen Seefahrern für die sonderbare Insel genannt haben. Auf der Osterinsel selbst wurde dieser Name allerdings nicht verwendet.

 

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