Vaitea - die Inselmitte von der
Osterinsel
Vaitea - die Inselmitte der Osterinsel:
Kurzbeschreibung:
Die Inselmitte von der Osterinsel nennt sich
"Vaitea". "Vai" heißt
so viel wie "Wasser"
oder "Flüssigkeit". Entsprechend dieser Bezeichnung
gibt es in dieser Region relativ viel Wasser, denn nach "Vaitea"
fließt das überschüssige Regenwasser des Kratersees
"Rano Aroi" vom Mt. Terevaka.
"Vaitea" war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
ein wichtiges Zentrum für die damals auf der Insel betriebene
Schafranch "CEDIP". Hier wurden die Schafe geschoren
und hier wurde die Schafwolle verarbeitet. Doch
seit die Schafranch in den 1950er Jahren aufgelöst wurde,
zerfallen die Gebäude zu Ruinen.
Jeder, der von der Westküste (Hanga
Roa) zur Nordostküste (Anakena)
möchte, durchquert zwangsläufig auch die heutige Waldregion
von "Vaitea".
Quelle:
- "siehe Text"
Vaitea
- die Inselmitte:
Die Region "Vaitea" befindet sich mehr oder weniger
in der geographischen Mitte der Osterinsel und war in der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts ein wichtiges Zentrum für
die Verarbeitung von Schafwolle, Schaffleisch oder Schaffelle.
Hier wurden jährlich bis zu 100.000 Schafe durch Wassertröge
getrieben um sie zu desinfizieren, hier wurden sie geschoren,
geschlachtet, gezählt und hier wurde die Schafwolle in
versandfertigen Ballen gepresst.
Eigentümer dieser Produktionsstätte war zunächst
die Firma "Balfour
Williamson Company", kurz "CEDIP".
Die CEDIP hatte 1903 einen bestehenden Pachtvertrag von dem
chilenischen Kaufmann Enrique
Merlet übernommen, der die gesamte Insel, bis auf 200
Hektar um Hanga Roa, als
Weideland für seine Schafzucht nutzte.
1929
kündigt Chile den Pachtvertrag mit der Williamson-Balfour
Company, die CEDIP ignoriert jedoch die Kündigung. 1933
nimmt Chile die Inselfläche aus dem Verwaltungsbereich
der CEDIP und erklärt einen Großteil der Inselfläche
zum Nationalpark. In einen zweijährigen Verhandlungsmarathon
erhält die CEDIP 1936
eine 20-jährige Verlängerung des Pachtvertrages, gültig
ab 1933, muss aber 7.150 Hektar als Nationalpark akzeptieren
und der indigenen Bevölkerung eine Nutzungsfläche
von 2000 Hektar überlassen.
siehe "Landbesitz zwischen 1860 bis 2000"
1946 unterstellt Chile die Osterinsel
der Aufsicht der "Corporación de Fomento de Producción"
(Verband zur Produktionsförderung - "CORFO"),
die die wirtschaftlichen Gewinne aus der Insel keine Fremdinvestoren
überlassen will. Die CEDIP verkauft daraufhin sämtliche
Liegenschaften und Tiere an ein anglo-chilenisches
Unternehmen, das letztlich nur noch die Inselmitte und die Poike-Halbinsel
bewirtschaften darf, allerdings auch die Weideflächen im
Nationalpark nutzt.
Nachdem der Pachtvertrag 1953 durch Chile nicht verlängert
wird, übernimmt die ortsansässige chilenische Marinedemendance
die Farm. Die CORFO und die Tochtergesellschaft "SASIPA"*
wandelt das Land von Vaitea in eine Ranch für Viehzucht
und Wiederaufforstung mit Eukalyptus-Bäumen um. Außerdem
wird eine landwirtschaftliche Versuchsstation gegründet,
die sich mit dem Anbau von Zitrusbäumen beschäftigt.
Die Zitrusplantage hat sich bis heute als nicht rentabel erwiesen.
* 1980 übertrug die örtliche Agentur von CORFO ihre
Aufgaben an die "Sociedad Agrícola
y de Servicios Islade Pascua" (SASIPA).
siehe "Landbesitz zwischen 1860 bis 2000"
Mit dem "Indigenen-Gesetz" von 1993, beginnt Chile
1998 mit der Übertragung von Landflächen an die Bevölkerung.
Die für die Vaitea-Farm ausgewiesenen Verwaltungsflächen
reduzieren sich bis 2012 auf insgesamt 4.597 Hektar Landfläche.
"Vaitea" liegt an der Durchgangsstraße
"Camino Vaitea Anakena" zwischen Hanga
Roa und Anakena. Die Produktionsgebäude
der ehemaligen CEDIP liegen seit den 1960er Jahren in einen
Dornröschenschlaf. Sie zerfallen und werden von Büschen
und Bäumen überwuchert. Eine mit rostigem Wellblech
verkleidete Scheune an der Straße erinnert jeden vorbeifahrenden
Autofahrer an die ehemalige Produktionsstätte.
"Vai" heißt so viel wie "Wasser"
oder "Flüssigkeit". Entsprechend dieser Bezeichnung
gibt es in dieser Region relativ viel Wasser, denn nach "Vaitea"
fließt das überschüssige Regenwasser des Kratersees
"Rano Aroi" vom Mt. Terevaka.
(siehe Beschreibung von Sebastian
Englert 1947)
Die exakte geographisch Inselmitte liegt zwei
Kilometer nördlich von Vaitea bei einer kleinen Ahu-Anlage
mit der Bezeichnung "Hanua Nua Mea". Diese Anlage
liegt am Rand eines tief eingeschnittenen Bachbettes, das vom
ehemaligen Überlauf des Kratersees "Rano Aroi"
geformt wurde. Genau genommen liegt hier eine 3,4 Meter große
Moai-Statue, an schlecht zusammengestellten
Steinblöcken. Weder die Statue (besitzt keine Augenhöhlen),
noch die Steinansammlung (keine Rückfront oder Rampe) zeigen
charakteristische Eigenschaften einer Moai-Ahu-Anlage. Daher
scheint dieser Moai mehr die Funktion eines Grenzsteins
gehabt zu haben.
Wanderweg zum Mt. Terevaka
und Rano Aroi:
Vaitea wird in den Reiseführern eigentlich nur dann genannt,
wenn es um den Aufstieg zur höchsten Erhebung der Osterinsel,
Mt. Terevaka oder den Zugang zum
Rano Aroi, geht. Von Vaitea führt nämlich die einzige
befahrbare Verbindungsstrecke (Wirtschaftsweg) hoch zum Berg
und zwar durch und entlang der Eukalyptusanpflanzung. Seit Ende
2007 hat die Nationalparkverwaltung "CONAF" diese
Verbindung allerdings absichtlich verwildern lassen, so dass
ein Durchkommen mit dem PKW unmöglich geworden ist. Der
Weg ist heute nur noch eine Wanderstrecke mit Schlaglöchern
und quer über den Weg liegenden Baumstämmen. Die Zufahrt
zum und auf den Berg mit dem PKW ist nicht mehr erlaubt. (Der
Vollständigkeit halber: Eine zweite Wanderstrecke zum Mt.
Terevaka führt heute von der Ahu-Anlage
Akivi in nordöstlicher Richtung hoch zum Berg.)
Vaitea - Fundstelle alter
Siedlungsreste:
Sichtbare Siedlungsreste in Form von fundamentalen Ahu-Anlagen
oder Fundamentsteine großer Paenga-Versammlungshütten
gibt es in Vaitea nicht. Die Siedlungsreste, die hier und an
den Hängen des Mt. Terevaka in den 1980er Jahren von den
Archäologen Claudio Cristino sowie Patricia Vargas nachgewiesen
wurden, sind vermutlich die Reste der früheren Forst- und
Landwirtschaft. Reisende im 18. Jahrhundert haben noch von einfachen,
aber geordneten Anbaufeldern berichtet. Diese Anbaufelder wurden
mit den fortschreitenden Clan-Kriegen zu Beginn des 19. bis
Mitte des 19. Jahrhunderts aufgegeben. Ein Grund für die
fehlenden (großen) Siedlungen dürfte auch sein, dass
die Inselmitte früher als Sitz
der Geister galt.
Bilder von den heutigen
Ruinen bei Vaitea:
Informationstafel:
Eine Informationstafel an der zerfallenen Scheune bei Vaitea
erklärt dem Besucher die Ruinen und damit auch die geschichtliche
Entwicklung dieser Produktionsanlage:
Text Schild:
- Sie sind hier
- Mechanische Werkstatt oder Garage / Erbaut zwischen 1953
und 1964, als die Marine den Ort verwaltete. Hier wurden
die Fahrzeuge der Gesellschaft repariert.
- und 8.-Auswurfschächte oder Gehege / Ort zum Zählen
geschorener Tiere. Es gehört
zur ursprünglichen Struktur des Gebäudes aus den
Jahren 1913-1917.
- Schlachthof, erbaut in den 1960er Jahren, als die Einrichtungen
von der "Gesellschaft zur Förderung der Produktion"
(Corfo) verwaltet wurden.
- Brunnen oder Kanal für das Schafbad, ersetzte von
1913-1917 das Hanga Piko Schafbad.
- Schafbadeplattform, Ort, an dem sich die Schafe nach
dem Baden aufhielten, um das Wasser abzulassen, erbaut zwischen
1913 und 1917.
- Scherschuppen, Ort, an dem 24 mit einem Motor verbundene
Scheren arbeiteten, die von Rapanui-Scherern betrieben wurden.
Es wurde zwischen 1913 und 1917 gebaut.
- Gänge zum Zählen der Schafe.
- Lagerhalle, Ort, an dem Schafwolle ausgewählt, gepresst
und gelagert wurde, erbaut zwischen 1913 und 1917.
- Wassertank, erbaut zwischen 1953 und 1964, als die Marine
die Vaitea-Farm verwaltete.
- Maschinenraum, Ort, an dem sich der Motor befand, der
die Schermaschinen zum Laufen brachte, gebaut zwischen 1913
und 1917.
- Altes Esszimmer, erbaut zwischen 1913 und 1917. Es gab
eine holzbefeuerte Küche, die von den Arbeitern benutzt
wurde. Derzeit in Trümmern.
- Schlafzimmer, Gebäude, das zwischen 1953 und 1964
erbaut wurde, als die Marine das Vaitea-Anwesen verwaltete.
Später wurde es von der Landwirtschaftlichen Gesellschaft
und Dienstleistungen Osterinsel "Sociedad Agricola
y Servicios Isla de Pascua" (SASIPA) als Büro
genutzt.
- Zitrusplantage, angelegt und bewirtschaftet von der Corfo
Ende der 1960er Jahre.
- Haus des Vorarbeiters / Baujahr 1927.
- Haus des "Züchters von Hütehunden"
/ Erbaut 1950 vom CEDIP. Auch "Haus des Verwalters"
genannt.
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