Hanga Roa, die einzige städtische Siedlung auf der Osterinsel

Hanga Roa, die einzige städtische Siedlung auf der Osterinsel


Hanga Roa, die einzige städtische Siedlung auf der Osterinsel:

Hanga Roa - Stadtansicht von 1914Hanga Roa, die einzige städtische Siedlung auf der OsterinselKurzbeschreibung:

Hanga Roa ist die einzige städtische Siedlung auf der Osterinsel. Man kann Hanga Roa somit als die Hauptstadt der Osterinsel bezeichnen, denn das gesamte kulturelle Leben konzentriert sich hier in dieser Ansiedlung. Hanga Roa liegt an der südwestlichen Küste der Osterinsel, am Fuße des "Rano Kau". Hier befinden sich auch die einzigen Zugangspunkte zur Inse mit dem Flughafen "Mataveri" und Seehafen "Hanga Piko".

Nach einer im Jahre 2017 durchgeführten Volkszählung liegt die Zahl der Inselbewohner bei 7.750, allerdings wurde die "Stadt" bis zur Corona-Pandemie (2019) von rund 100.000 Touristen jährlich frequentiert.

Die Hälfte der Inselbewohner sind Nachfahren aus der alten Osterinselkultur. Der Rest stammt hauptsächlich vom chilenischen Kontinent, eine kleine Gruppe davon hat eine andere Nationalität.

Übersetzt heißt Hanga Roa etwa "breite Bucht" oder "lange Bucht".

 

Quelle:
- "siehe Text"

 

Hanga Roa:

Die Osterinsel und damit auch Hanga Roa waren nach dem Niedergang der alten Rapanui Kultur bis in die Neuzeit fremdbestimmt. Mit dem Bau des Flughafens gelang zwar die Anbindung an die übrige Weltgemeinschaft, doch zwischenzeitlich droht Hanga Roa im Wohlstandsmüll der Touristenflut zu versinken. Erst in der Neuzeit versucht die indigene Bevölkerung, sich von der Abhängigkeit der Moderne zu befreien und sich auf ihre ursprüngliche Kultur zu besinnen.

Kurzübersicht:

 

Zur Geschichte:

Hanga Roa ist eine alte Miru-Siedlung, in der französische Missionare ab 1866 ihre erste Mission errichteten. Zur einzigen städtischen Siedlung wurde Hanga Roa 1897/98, als der Betreiber der örtlichen Schafranch Enrique Merlet die indigene Bevölkerung hier in ein eingezäuntes Reservat zentrierte.

 

Hanga Roa war bis 1866 eine Siedlung der Miru:

Auf einer Karte von Katherine Routledge aus dem Jahre 1914 (modere Version), sind die Territorien und Grenzverläufen der unterschiedlichen Rapanui-Stämme vor dem Niedergang der alten Rapanui Kultur eingetragen. Die Karte zeigt, dass das Gebiet um Hanga Roa von den königlichen "Miru" besiedelt war.

Inselkarte auf der die von Katherine Routledge 1914 festgehaltenen Territorien eingetragen sind

Eine von M. Bernizet 1786 erstellte Karte (moderne Version) zeigt, dass es sich bei Hanga Roa um eine kleine Ansiedlung mit bedeutenden Ahu-Anlagen und schön angelegten Bewirtschaftungsfeldern gehandelt hat. Andere Ansiedlungen wie "Tepeu" oder "Vai Mate" (an der nördlichen Westküste) bzw. "Vinapu" (an der Südküste) und "Tongariki" (an der östlichen Südküste) waren zu dieser Zeit allerdings wesentlich größer.

Karte um Hanga Roa, wie sie 1786 von M. Bernizet aufgenommen wurde

Als M. Bernizet 1786 die Karte mit den Ansiedlungen an der Westküste erstellte, war die Inselgemeinschaft gerade dabei, sich mit gegenseitigen Vergeltungskriegen ihre Lebensgrundlage zu nehmen. Der jährlich wechselnde Vogelmann herrschte wie ein Despot und sah nur seine eigenen Vorteile, Felder wurden geplündert, Ahu-Anlagen zerstört und Moai von ihren Podesten gestürzt.

Die eigentliche Auslöschung der alten Rapanui Kultur begann jedoch mit den Überfällen peruanische Menschenhändler in den Jahren 1862/63 und den anschließend eingeschleppten tödlichen Krankheiten. Hierbei verlor die Inselgemeinschaft innerhalb von sechs Jahren nicht nur sämtliche Wissensträger und Autoritäten, sondern auch rund ¾ ihrer Bevölkerung.

 

Hanga Roa wird ab 1866 die Missionssiedlung "Sainte-Marie de Rapanui":

Nach Ankunft der Missionare 1866 versuchte der Leiter der Mission Hippolyte Roussel ab etwa 1867, die damals noch etwa 1.000 auf der Osterinsel lebende Bewohner in Hanga Roa zu konzentrieren. Er wollte sich die zeitaufwendigen Rundreisen für seine Missionierungsarbeit zur Süd- und Nordostküste ersparen. Gelungen ist ihm dieses Vorhaben allerdings nicht, weil er sich mit dem zweiten Missionar Kaspar Zumbohm immer wieder hinsichtlich der Missionierung stritt und dann vereinbart wurde, dass an der Südküste (Vaihu) eine zweite Mission errichtet werden sollte. Dennoch haben sich die Missionare und der kurz zuvor angekommene französische Siedler Dutrou Bornier 1868 zusammengesetzt und der Missionssiedlung in Hanga Roa den Namen "Sainte-Marie de Rapanui" gegeben. Nach dem Muster von Tahiti wollten die Drei aus der Osterinsel ein französisches Protektorat machen, um die Insel so unter den Schutz Frankreichs zu stellen. Doch auch aus diesem Plan wurde nichts, weil Dutrou Bornier die Insel ausschließlich für seine Zwecke nutzen wollte. Er ließ in den Jahren 1870 und 1871 drei aufeinander folgende Ernten vernichten und zwang damit die Missionare 1871, die Missionsgemeinde mit 275 Rapanui nach Tahiti und Mangareva zu evakuieren. 1882: Gläubige Rapanui vor der Missionskirche in Hanga Roa

Die heute in Hanga Roa vorhandenen Hauptachsen mit den Straßen

"Atamu Tekena" und "Te Pito Te Henua"

sind in dieser Zeit (also zwischen 1868 und 1870) entstanden. Denn während die heutige "Te Pito Te Henua" Straße von der Missionssiedlung (mit Endpunkt Kirche) zum Friedhof an die Küste führte, verlief die sich heute kreuzende "Atamu Tekena" Straße von der Missionssiedlung zur Dutrou Bornier Residenz "Mataveri". Eine von Katherine Routledge 1914 gezeichnete Inselansicht zeigt diese Verbindung.

Zeichnung von der Westküste mit Hanga Roa aus dem Jahre 1914

 

Eine moderne Karte von heute zeigt, wo sich die beiden Straßen heute befinden.

 

Hanga Roa Karte - die belebtesten Straßenzüge

 

Die beiden Straßen "Te Pito Te Henua" und "Atamu Tekena" sind bis heute die wichtigsten Verbindungsstraßen in Hanga Roa. Dort, wo sich beide Straßen kreuzen, befindet sich der "Plaza Tekena Toro", der wichtigste Versammlungsplatz für bürgerliche Veranstaltungen. Bis 1918 nannte sich dieser Platz "Plaza Libertad" (Freiheitsplatz).

An der "Te Pito Te Henua" Straße befinden sich heute u.a. der Sportplatz (das "Stadion"), der alte Friedhof, die Post, die Feuerwache, die Schule "Liceo Lorenzo Baeza Vega", ein Autohändler mit Verleih sowie eine Reihe von Souvenirläden, Hotels und Restaurants. Direkt neben der Kirche gibt es den größten Handwerkermarkt.

An der "Atamu Tekena" Straße befindet sich das Verwaltungsgebäude der chilenischen Marine, das Rapa Nui Parlament, das LAN-Büro, die Apotheke, die Gemeindeverwaltung sowie eine große Anzahl von Autovermietungen, Restaurants, Hotels, Tourismusagenturen, Souvenirläden und Supermärkte. Gegenüber der großen Apotheke gibt es einen zweiten großen Markt mit täglich frischem Fisch. Die "Atamu Tekena" Straße führt von der Innenstadt auch auf die Straße "Hotu Matu'a"zum (dann) 500 Meter entfernten Flughafen "Mataveri".

 

Bevor aus der kleinen Missionsgemeinde "Sainte-Marie de Rapanui" die heutige städtische Siedlung "Hanga Roa" wird, müssen die Bewohner und die Osterinsel allerdings noch weitreichende Veränderungen und Einschränkungen ertragen.

Mit der endgültigen Absage Frankreichs (Ende 1875), die Osterinsel als französisches Protektorat anerkennen zu wollen, verliert sich zunächst der Name "Sainte-Marie de Rapanui". Mit der Übernahme der Osterinsel durch Chile (am 09. September 1888) ändert sich dann auch die Amtssprache von Französisch in Spanisch.

Im September 1895 übernimmt der chilenische Kaufmann und Viehzüchter Enrique Merlet einen 20-jährigen Pachtvertrag über die Osterinsel, der 1890 zwischen Policarpo Toro und der chilenischen Regierung geschlossen wurde. Merlet lässt ab Juni 1896 sämtliche Inselbewohner in die ehemalige Missionssiedlung "Sainte-Marie de Rapanui" konzentrieren und eine Nutzungsfläche von rund 200 Hektar zuweisen. Zu diesem Zeitpunkt leben gerade einmal 214 Menschen auf der Osterinsel, davon sind etwa 20 Festland-Chilenen, die als "Cowboys" auf der Schaffarm arbeiten. Den rund 195 Rapanui ist es fortan verboten, die Weideflächen der Schaffarm zu betreten.

1896 zugewiesenes Gebiet der Rapanui um Hanga Roa

Nachdem sich die Rapanui in den Jahren 1896 und 1897 mehrfach gegen die Merlet-Farm aufgelehnt und Schafe gestohlen haben, lässt Merlet im März 1898 das Areal um Hanga Roa einzäunen. Fortan wird das Reservat mit der Rapanui-Ansiedlung nur noch als "Hanga Roa" bezeichnet. Diese Namensbezeichnung hat sich bis heute nicht mehr verändert.

Die Konzentration der Inselbewohner an die Westküste führt ab 1899 zu einer vermehrten Lepra-Erkrankung der Rapanui. Dies hat zur Folge, dass die Rapanui weder das Reservat noch die Insel verlassen dürfen. Seit 1897 müssen die Rapanui zudem unentgeltlich für die Farm arbeiten. Ab 1900 entsteht deshalb im Reservat eine unbeschreiblich große Not, die Besucherreisende dieser Zeit immer wieder thematisieren.

1914: William S. Routledge verhält sich unsensibel gegenüber den Rapanui und löst dadurch einen Aufstand aus1914 entlädt sich die Unzufriedenheit der Rapanui erneut in einem versuchten Aufstand. Dieser Aufstand wurde durch das unsensible Verhalten des Forschers William Scoresby Routledge ausgelöst, als er im Juni 1914 mit seinen Luxusgütern auf der Osterinsel protzte und nicht bereit war, der notleidenden Bevölkerung zu helfen. Die Rapanui suchen nun die offene Konfrontation mit dem Verwalter der Schafranch Percival H. Edmunds. Sie fordern ihn auf, die Insel zu verlassen und kündigen an, die gesamte Insel und die Tiere übernehmen zu wollen. Sie töten mehr Tiere als sie selber verwerten können und feiern ein großes Fest noch bevor sie die Insel tatsächlich übernommen haben.

Die damals gerade anwesende Forscherin Katherine Routledge versucht, zwischen den Konfliktparteien zu vermitteln, doch findet sie weder bei der Rapanui-Autorität Maria Angata Veri Gehör, noch bei dem Ranch-Verwalter Percival H. Edmunds. Wie durch ein Wunder kommt es in diesen Tagen zu keiner tödlichen Konfrontation. Beide Parteien warten zunächst auf das jährliche Versorgungsschiff aus Chile, dessen Kapitän routinemäßig als richterliche Autorität über die Insel Recht spricht.

Der Aufstand wird im August 1914 durch einen einfachen Richterspruch des Kapitäns Versorgungsschiffes "General Baquedano" - Almanzor Hernández unblutig beendet. Zunächst sieht es so aus, als habe das Ende des Konfliktes für beide Parteien so gut wie keine Konsequenzen. Doch verliert der jeweilige Ranch-Verwalter ab sofort die juristische Vertretungsgewalt für Chile und die Osterinsel wird für die nächsten 51 Jahre in den Status des Kriegsrechtes versetzt. Die Konsequenz ist, dass Chile im Turnus von zwei Jahren seinen amtierenden Inselgouverneur wechselt und die im Reservat lebenden Rapanui keine chilenische Staatsbürgerschaft erhalten. Als Staatenlose sind die Rapanui für die nächsten Jahrzehnte nicht nur in Hanga Roa, sondern auch auf der Insel gefangen. 1918/19 wird mit Zustimmung des amtierenden Inselgouverneurs Exequiel Acuña die 1914 aufgehobene Pflichtarbeit der Rapanui wieder eingeführt und der Begriff "Fiskal-Montag" geprägt.

 

Ein neuer Pachtvertrag zwischen Chile und der zwischenzeitlich von der "Williamson-Balfour Company" betriebenen Schafranch aus dem Jahre 1936 sieht vor, den Rapanui weitere Landflächen in der Gesamtfläche von 2000 Hektar zur Verfügung zu stellen. In diesem Zuge werden die Rechte der Rapanui durch ein Dekret des chilenischen Verteidigungsministeriums verbessert. Die Insulaner erhalten formal die gleichen Rechte wie die Festland-Chilenen. Chile muss ab sofort für den Schulunterricht der Kinder und für die Einhaltung der Familienstrukturen sorgen. Außerdem kann sich die Inselbevölkerung zukünftig auf Antrag frei auf der Schaffarm bewegen, um dort tierische Brennstoffe zu sammeln (Der Antrag ist für jede Sammelaktion allerdings neu zu stellen). Die Schaffarm muss zusätzlich die Arbeitsverträge der dort arbeitenden Rapanui einmal jährlich erneuern und dabei einen Mindestlohn zahlen.

Die "Williamson-Balfour Company" schließt 1940 mit ihren Arbeitern Arbeitsverträge, die einen Arbeitstag von jeweils 8 Stunden vorsehen. Die Rapanui dürfen die Insel immer noch nicht verlassen, weil die Gefahr einer Lepra-Infektion auf dem chilenischen Festland zu groß ist. Es gibt ein absolutes Verbot, Alkohol, Tabak und Luxusgüter auf die Insel zu bringen. Tabak bauen die Rapanui allerdings schon Jahre selbst an.

im Pachtvertrag von 1936 den Rapanui neu zugestandenen Bewirtschaftungsfelder

Die Zuteilung der erweiterten Landflächen zieht sich bis 1945 hin. 40 Prozent dieser neu zugestandenen Flächen sind derart steinig, dass die Fläche nicht kultivierbar ist.

Ab 1943 beginnt eine Fluchtwelle von jungen Rapanui. Bis 1965 gibt es mehr als 18 Fluchtversuche in kleinen Booten oder als blinde Passagiere der abfahrenden Versorgungsschiffe. 22 Rapanui verlieren in fünf kleinen Booten dabei ihr Leben.

1950 wird am Fuße des Rano-Kau bei Mataveri eine provisorische Landebahn von insgesamt 1.331 Metern Länge hergerichtet. Das "Richten" besteht aus dem Abräumen von Steinen sowie das Einebnen von größeren Unebenheiten. Hier wird am 20. Januar 1951 der chilenische Luftwaffenoffizier Roberto Parragué Singer mit seinem umgerüsteten Amphibienflugzeug vom Typ "Catalina Speedway 405" landen. Es ist der erste Schritt für eine spätere Flugverbindung "Chile - Osterinsel".

1951 wird ein Bericht über die gesundheitlichen Verhältnisse der Rapanui auf der Osterinsel veröffentlicht. Die Tuberkulose kommt so gut wie gar nicht mehr vor und – entgegen einer weit verbreiteten Ansicht – werden keine Geschlechtskrankheiten mehr festgestellt. Die Zahl der noch lebenden Lepra-Kranken wird mit 51 angegeben. Für die Lepra-Kranken wurde ein Heim errichtet.

1952 kündigt Chile endgültig den Pachtvertrag mit der Schaffarm. Den Rapanui wird ein Wahlrecht eingeräumt. 1953 übernimmt die chilenische Armee im Namen des staatlichen Unternehmens C.O.R.F.O. mit einer Dependance auf der Osterinsel die Verwaltung der Schaffarm.

1953: Bei angesetzten Wahlen werden ein Ehrenbürgermeister sowie ein Laienrichter bestellt. Die Rapanui ignorieren ihr Wahlrecht. Die Ehrenämter werden daraufhin durch das Militärpersonal besetzt.

Alfonso Rapu 1964 verlangen die Rapanui, den Dorfschullehrer Alfonso Rapu als Bürgermeister einzusetzen. Der Gouverneur will mithilfe des Militärs Alfonso Rapu verhaften lassen, doch dieser kann sich der Verhaftung entziehen indem er von den Inselbewohnern versteckt wird.

Alfonso Rapu verfasst am 04. Dezember 1964 einen offenen Brief an den chilenischen Präsidenten Eduardo Frei-Montalva, in dem die Zustände auf der Osterinsel angeprangert werden. Dieser Brief wird der New York Times zugespielt und dort veröffentlicht. Der öffentliche Druck veranlasst Chile dazu, den Zaun um Hanga Roa entfernen zu lassen und die Militärverwaltung durch eine zivile Verwaltung zu ersetzen.

Am 12. Januar 1965 wird Alfonso Rapu Haoa in freien demokratischen Wahlen mit 99 Stimmen zum ersten ethnischen Bürgermeister der Osterinsel gewählt. Zwar müssen die Wähler durch Zeugen identifiziert werden und die Wahlkandidaten erhalten in einer Strichliste an einer Tafel ihre "Ja"-Stimmen, doch ist dieser Wahlvorgang demokratischer als jemals zuvor auf der Osterinsel.

1966 erhält die Osterinsel den Status einer chilenischen Provinz. Damit werden die Rapanui endgültig den Festland-Chilenen gleichgestellt. Fortan gelten keine Militärgesetze mehr, sondern das chilenische Zivilrecht. Das Kriegsrecht wird nach 51 Jahren aufgehoben. Die Rapanui erhalten das volle Stimmrecht, Hanga Roa wird eine Gemeinde mit eigener Gerichtsbarkeit. Eine öffentliche Verwaltung wird eingerichtet. Die Bewohner der Osterinsel werden von der chilenischen Steuerpflicht befreit.

Der US-Präsident Lyndon B. Johnson nutzt 1965 die Amerika freundliche Gesinnung des neu gewählten chilenischen Präsidenten Frei Montalva und erreicht, dass die Amerikaner auf der Osterinsel einen Stützpunkt errichten können. Die Amerikaner brauchen im Pazifik einen Stützpunkt, um Satelliten von der Südhalbkugel der Erde für das Apollo-Programm kontrollieren zu können. 1965/66 wird bei Mataveri dann mithilfe der Amerikaner die neue Start- und Landebahn in einer Länge von 2.930 Metern ausgebaut und asphaltiert. Bei den Bauarbeiten zum Ausbau der Start-/Landebahn gehen wertvolle Siedlungsspuren verloren.

Karte Osterinsel - Landverteilung 1966

Im Januar 1967 kommt das amerikanische Luftwaffenpersonal an, bestehend aus Militärs und Zivilisten. Die Amerikaner haben keine Probleme, die Rapanui von den Vorteilen ihrer Anwesenheit zu überzeugen. Innerhalb eines Jahres verändert sich das Leben der Rapanui radikal. Rund 100 neue Arbeitsplätze entstehen für Kraftfahrer, Küchen- oder Dienstpersonal. Der harte amerikanische Dollar kommt in Umlauf, Bars werden eröffnet. Durch die amerikanische Präsenz werden nun auch kommunale Projekte auf den Weg gebracht. Die erste Stromversorgung für den Flughafen, das Gemeindehaus, die Bank und das einzige Hotel entsteht. Straßen werden ausgebaut und zwar nicht nur in Hanga-Roa, sondern bis zu den archäologischen Stätten an der Süd- und Nord-/Ostküste. Ein zentrales Trinkwassernetz entsteht.

Die harten US-Dollars der Amerikaner ermöglicht den Rapanui nun auch den Zugang zu den von Chile importierten Baumaterialien. Alles beginnt sich zu ändern. Es gibt plötzlich Konsumgüter die bis dahin unbekannt oder unzugänglich waren. Modische Bekleidung gibt es ebenso wie Zigaretten, Alkohol und Softgetränke, aber auch Radios, Tonbandgeräte, Elektrorasierer, Parfums, Deodorants, Cremes und andere Gebrauchs- und Haushaltsgegenstände und es ist billig oder wenigstens erschwinglich.

Im November 1970 dann die Überraschung: Die Amerikaner geben ihre Basis auf und sind bereits dabei, ihre Anlagen zu demontieren. In Chile regiert nun Präsident Salvador Allende und Allende verbietet ab sofort eine amerikanische Präsenz auf der Osterinsel. Der plötzliche Abzug der Amerikaner ist für die Rapanui eine mittlere Katastrophe. Viele verlieren quasi über Nacht ihren gut bezahlten Job.

Nach dem Militär-Putsch und Ermordung des Präsidenten "Allende" unter Führung von General "Augusto Pinochet" 1973, erlaubt "Pinochet" den Amerikanern wieder, ihre Anlagen auf der Osterinsel mit zwei Militärspezialisten zu reaktivieren.

Trotz Kritik aus der chilenischen Oposition erteilt Pinochet den US-Amerikanern im August 1985 wieder eine Nutzungsgenehmigung für die Landebahn auf der Osterinsel. Amerika will den Flughafen als Notlandebahn für ihr Space-Shuttle-Programm zu nutzen. Ohne Verzögerung wird die Landebahn mit amerikanischem Geld um 423 Meter auf ihrer heutige Länge von 3.353 Metern erweitert.

Ab 1986 können nun auch Großraumflugzeuge die Osterinsel anfliegen. Seither ist die regelmäßige Versorgung der Osterinsel mit Konsumgütern gewährleistet und der Zustrom von Touristen nicht mehr aufzuhalten.

Es gibt Stimmen die meinen, die Amerikaner hätten den Rapanui irreparable Schäden zugefügt, indem sie den traditionellen Lebensstil der Einheimischen für die nachfolgenden Generationen verändert hätten. Die meisten Inselbewohner sehen den Einfluss der Amerikaner jedoch anders. Zum ersten Mal in der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts haben sich die Rapanui wie Menschen von Wert fühlen dürfen. Während sie unter den bisherigen Fremdherren immer nur Nachteile von Armut, Hunger und Krankheit erfahren haben, brachten die Amerikaner spürbare Hilfen für alle.

Hanga Roa entwickelte sich nach Eröffnung des neuen Flughafens zu einem Ort der Moderne mit all ihren Vor- und Nachteilen des 20. und 21. Jahrhunderts.

 

Hanga Roa heute:

Hanga Roa zeigt sich heute als eine typische polynesische Kleinstadt mit spanischer Prägung. Auf einer Fläche von (heute) etwa 12 Quadratkilometer zeigt sich eine ländlich geprägte Bebauung mit unterdurchschnittlich ausgebauten Straßen und nach oben angelegte Kanalrinnen.

Mit Ausnahme der traditionellen Fischerei in kleinen Booten und etwas Landwirtschaft auf einzelnen Höfen ist der Großteil der Bevölkerung im Tourismus tätig. Tourismus ist daher auch die Haupteinnahmequelle der gesamten Insel. Überall in Hanga Roa findet man Hotels, Pensionen und auch Privathäuser die Zimmer an Touristen vermieten. Souvenir-Shops, Restaurants, Cafés, Fahrzeugvermietungen oder auch Tauchschulen bzw. Verleih von Surfbrettern und Taucheranzüge sind ein deutliches Zeichen, dass hier in Hanga Roa alles auf Tourismus ausgelegt ist.

Mit Beginn der Corona-Pandemie 2020 wurde die Insel für zwei Jahre für Touristen geschlossen. Der Wegfall der Einnahmen zwang so manchen Dienstleister in die Insolvenz. Aus der gemeinsamen Not heraus machte die Bevölkerung eine Tugend. Man besann sich auf die alten Werte, rückte zusammen, half sich gegenseitig und forcierte die Selbstversorgung von Grundnahrungsmittel, speziell Agrarprodukte. In dieser Zeit fand auch ein Umdenken hinsichtlich der Touristenflut statt. Seit Öffnung der Insel im Jahre 2023 wird versucht, die Anzahl der Touristen auf ein verträgliches Maß zu reduzieren.

Wer die Osterinsel bzw. Hanga Roa besuchen möchte, muss sich auf relativ hohe Kosten einstellen. Man kann sagen, alles auf der Insel ist etwa 1 ½ Mal so teuer wie in Chile. Das kommt einfach davon, dass sämtliche Güter und die meisten Waren per Flugzeug oder Schiff vom Festland importiert oder Entsorgungsgüter auf diese Weise wieder abtransportiert werden müssen.

Tages- oder Kurzzeitbesucher, die die Insel vornehmlich mit einem Kreuzfahrtschiff besuchen, werden sich zum größten Teil in Hanga Roa aufhalten oder eines der Standard-Führungstouren über die Insel buchen.

 

Für Tagestouristen die nicht viel Zeit haben, aber dennoch einen Eindruck von der Osterinsel bekommen möchten, bieten sich u.a. folgende Ziele zur Besichtigung an:

 

Kurzzeitbesucher (etwa drei Übernachtungen) werden in der Regel die Standard-Führungen zu den historischen Stätten buchen. Dies sind zumeist:

  • Der Ausflug zum Pukao-Steinbruch "Puna Pau" und zur Ahu-Anlage "Akivi",
  • der Ausflug zu einigen Sehenswürdigkeiten innerhalb der Stadt und zum Ahu-Komplex "Vinapu",
  • der Ausflug zum Moai-Steinbruch "Rano Raraku" und zur Ahu-Anlage "Tongariki"
  • der (als Tagesaufenthalt ausgelegte) Ausflug zur "Anakena"-Bucht
  • der Ausflug zur Vogelmann-Kultstätte "Orongo", oben auf dem "Rano Kau" Vulkan.

 

Wer mit dem Gefühl "so gut wie alles gesehen zu haben" wieder abreisen möchte, sollte eine Aufenthaltsdauer von mindestens sieben Tagen eingeplant haben. Hierbei ist es vom Grundsatz her nicht notwendig, sich von einem Reiseführer durch Hanga Roa oder über die Insel führen zu lassen. Sowohl Hanga Roa als auch die Osterinsel sind sehr übersichtlich. Die historischen Stätten sind leicht zu finden. Fahrzeuge, ob Auto, Quad, Motorrad oder Fahrrad werden an vielen Stellen vermietet. Ja sogar Pferde werden für Touren angeboten. Allerdings: Seit 2023 gilt die "Guide"-Pflicht für Ausflüge zu den historischen Stätten außerhalb Hanga Roas. Diese "Guides" sind allerdings nicht immer geschulte Führer, sondern fungieren oft nur als "Aufpasser".

Als Individualreisender sollte man sich vorher schon einmal über die Sehenswürdigkeiten informiert haben, denn nur durch die Geschichte werden die profanen Steinhaufen und verwitterten Moai-Statuen erst interessant.

 

Wer Hanga Roa in den ersten zwei Februar-Wochen besucht, wird mit dem so genannten "Tapati" Festival das größte Event des Jahres erleben. Die Touristen müssen sich in dieser Zeit auf sehr kräftige Preisaufschläge einstellen.

 

siehe auch weitere Informationen über die Osterinsel

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