Die Höhlen der Osterinsel
Die Höhlen der Osterinsel:
 Kurzbeschreibung:
Auf der Osterinsel gibt es mehr als 600 Höhlen, einige Forscher
meinen, es gäbe gar bis zu 2000 Höhlen. Viele dieser
Höhlen sind klein, scharfkantig, schlecht zugänglich
und kaum für den dauerhaften Aufenthalt von Menschen geeignet.
Andere Höhlen, ob groß oder klein, wurden immer wieder
von den Rapanui genutzt und doch sind heute nur wenige Höhle
für den Touristen zugänglich.
Die meisten Höhlen sind entstanden, als die Vulkane auf
der Osterinsel noch aktiv waren. Gasblasen in der heißen
Lava hinterließen beim Erkalten des Gesteins Hohlräume.
Erstarrte Lava-Röhren bildeten teilweise lange Tunnel von
denen sich heute einige zeigen, weil sie an einigen Stellen eingebrochen
sind.
Es gibt allerdings auch durch Erosion entstandene Höhlen,
die sich zumeist an der Küste zeigen. Hierbei handelt es
sich um durch Meerwasser ausgespülte Hohlräume in Form
von Grotten.
Quelle:
- "siehe Text"
Die Höhlen der Osterinsel:
Die Höhlen auf der Osterinsel wurden auf unterschiedliche
Weise genutzt und doch haben die meisten zugänglichen Höhlen
eine Gemeinsamkeit: einen Eingang von maximal 60 x 60 cm. Der
Grund: Die Inselbewohner hatten fürchterliche Ängste
vor den so genannten aku-aku-Geistern und wie bei den Wohnhütten
oder Steinhäuser am Orongo waren die Eingänge so schmal,
dass jeweils nur ein Erwachsener durchkriechen konnte. Nur die
großen offenen Höhlen bzw. die durch Meerwasser in
die Küste eingespülten Grotten besaßen bzw.
besitzen keinen künstlich verjüngten Zugang.
Der Verwendungszweck der Höhlen reichte von Wohnhöhlen
und Lagerstätten der wertvollsten Besitztümer, Kulthöhlen
für bestimmte Rituale bis hin zu geheimen Familienhöhlen,
deren Standort und Inhalt selbst den nächsten Angehörigen
des Höhlenbesitzers verborgen blieb.
Wohnhöhlen:
Die wichtigsten Wohnhöhlen, bzw. die, die den Touristen
als Sehenswürdigkeit zugänglich gemacht worden sind,
befinden sich an der Westküste nördlich von Hanga
Roa, in relativer Nähe zur ehemaligen Lepra-Station. Diese
Höhlen tragen Namen wie "Ana Te Pora", "Ana
Kakenga", "Ana Te Pahu" oder "Ana Te Kohe".
Das Wort "Ana" bedeutet in diesem Fall "Höhle".
Solche Höhlen hatten mehr oder weniger die Funktion, die
in dieser Region wohnende Bevölkerung in Notzeiten zur
Nacht zu beherbergen und darin auch ihre wertvollsten Besitztümer
zu verstecken. Notzeiten waren dann, wenn Kriegsgegner den Sieg
errungen hatten und die zur unterlegenden Gruppe gehörenden
Menschen sich vor Nachstellungen in Sicherheit bringen musste.
Vor dem Konflikt (kriegerische Auseinandersetzung) hatten die
Menschen sicherheitshalber bereits ihre wertvollsten Besitztümer
in diesen oder auch anderen Höhlen versteckt. Die Frauen
und Kinder hatten sich beispielsweise auch in diesen Höhlen
versteckt, als James Cook die Insel im März 1774 für
eine Woche aufsuchte und sich die hier ansässigen Gruppen
in kriegerische Auseinandersetzungen mit anderen Gruppen (vermutlich
aus dem Osten) befand. Die Höhlen wurden ebenso benutzt,
als sich die Bevölkerung 1862 / 63 vor den Nachstellungen
der peruanischen Menschenhändler in Sicherheit bringen
musste. Letztmalig als Wohnhöhlen wurden diese Höhlen
vermutlich als Notunterkünfte der Lepra-Kranken in den
Jahren 1898 bis 1910 benutzt. Irgendwann zwischen 1864 und 1900
wurden (nicht nur) diese Höhlen auch als Lager- und Begräbnisstätte
einzelner Verstorbener genutzt.
Die "Ana Te Pora" Höhle:
Die direkt an der Küste befindliche "Ana Te Pora"
Höhle war ursprünglich eine nach hinten -im Halbkreis-
überspannte offene Grotte, deren Eingangsbereich man dann
mit Steinen (bis auf einen schmalen Einlass "zugemauert"
hat. Diesen Eingang erreicht man heute ohne großartige
Kletteraktionen.
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Im Inneren zeigt sich zunächst eine, gut drei Meter hohe
und sechs Meter breite Höhle mit einer abgerundeten Decke.
Der Boden im vorderen Bereich ist auf einer Strecke von gut
acht Metern (nach hinten relativ) glatt. Etwa drei Meter nach
dem Einlass befindet sich auf dem Boden und "mitten im
Raum" ein Steinpodest, der aussieht, als hätten ihre
Bewohner an dieser Stelle eine "Schlafstätte"
gehabt. Geht man weiter nach hinten, verjüngt sich die
Höhle auf weiteren zwanzig Meter. Die Wände werden
enger, die Decke niedriger, die begehbare Trittfläche steiniger
- eben eine richtige Höhle. Im hinteren Bereich gibt es
eine Öffnung als "Fenster" mit Ausblick auf den
Pazifik.
Die "Ana Kakenga oder Zweifenster-" Höhle:
Unweit der "Ana Te Pora" Höhle, ebenfalls direkt
an der Küste, befindet sich der Eingang zur "Ana Kakenga"
Höhle. Der Eingang dieser Höhle ist allerdings nicht
für Touristen mit klaustrophobischen Ängsten geeignet,
denn der Eingang zur Höhle ist tatsächlich sehr eng.

Wer sich dann aber in der Höhle befindet, wird mit einem
fantastischen Ausblick belohnt, denn die Höhle besitzt
zwei Öffnungen mit Blick auf den Pazifischen Ozean und
besser noch, auf die vor der Küste liegende Felsenplateaus
"Motu Tautara" und gleich dahinter "Motu Ko Heopoko".
Die "Ana Te Pahu" Höhle:
Bei der "Ana Te Pahu" Höhle handelt es sich
um eine lange ehemalige Lavaröhre, die zu mehreren unterirdischen
Kammern führt und in ihrer Gesamtheit bis zu sieben Kilometer
lang sein soll. Der für Touristen ausgewiesene Teil ist
allerdings nur einige hundert Meter lang und von einigen Einbrüchen
der Decke unterbrochen.
Eine der Hauptkammern von Ana Te Pahu wurde als Wasserreservoir
genutzt, da die Niederschläge durch das Gestein dringen
und sich im Inneren ansammeln. In einem Bereich, in der die
Decke eingestürzt ist, wurden einst Bananenstauden angepflanzt
die bis zum heutigen Tage kräftig wuchern. Daher ist die
Höhle auch als Bananenhöhle bekannt.
Der Zugang zur Höhle ist groß und geräumig,
allerdings sollten die Besucher trittfestes Schuhwerk besitzen,
da eine stetige Feuchtigkeit die Steine sehr rutschig macht.
Empfohlen ist auch eine Taschenlampe, das überdachte Teilbereichen
doch sehr dunkel sind.
Die "Ana Kionga" Höhle:
An der Nordspitze der Osterinsel, aber immer noch an der Westküste
und in der Nähe der dortigen Ahu-Anlage Vai Mata, befindet
sich die "Ana Kionga" Höhle. Der Schweizer Ethnologe
Alfred Métraux bezeichnete diese Höhle nach seinem
Besuch im Jahre 1934 als die schönste Wohnhöhle der
Osterinsel. Gemeint ist damit die Auskleidung des Eingangs-
und Wohnbereiches mit Steinen, die früher einmal als Fundamentsteine
von Paenga-Hütten genutzt wurden.
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Der Höhleneingang liegt unscheinbar in der flachen Ebene,
mehr oder weniger verborgen am Rande eines Geröllhaufens.
Das Dach der Höhle ist zwischenzeitlich eingebrochen. Der
Eingang zu dieser Höhle ist ebenfalls sehr eng und nur
für Besucher geeignet, die keine klaustrophobischen Ängste
haben.
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Wer diese Höhle aufsuchen möchte muss sich auf einen
längeren Wanderweg einstellen, da es zur Nordküste
keine befestigte Straße gibt.
Kulthöhlen:
Auf der Osterinsel gab es einige Höhlen, die ausschließlich
als Kulthöhlen benutzt wurden. So beispielsweise die "Ana
Kai Tangata" Höhle an der Westküste, die als
Menschenfresser Höhle bekannt ist, an der Nordküste
die "Ana Nga Heu" Höhle, eine Höhle an deren
Wänden 37 Make-Make Gesichter eingemeißelt sind und
an der äußersten Ostspitze die "Ana o Keke"
Höhle in der über Monate junge Mädchen ausharren
mussten, um anschließend als "gebleichte Jungfrauen"
präsentiert zu werden.
Kannibalen-Höhle:
Am Fuße des Vulkans Rano Kau, auf Höhe der ehemaligen
Ortschaft Mataveri (heute Flughafen von Hanga Roa), befindet
sich eine vom Meerwasser ausgespülte Grotte mit der Bezeichnung
"Ana Kai Tangata Höhle". Diese
Höhle wird umgangssprachlich auch Menschenfresser-Höhle
genannt.

Der Überlieferung nach sollen die mit dem neu gewählten
Vogelmann sympathisierenden Krieger während der abschließenden
jährlichen Vogelmann-Feierlichkeiten, in dieser Höhle
kannibalische Handlungen an Mitglieder verfeindete Gruppen vorgenommen
haben. Nachweise in Form von archäologischen Funden gibt
es allerdings nicht. In dieser Höhle gibt es lediglich
erhaltene Felsmalereien in Form von Vögeln und europäischen
Segelschiffen.
Make-Make-Höhle:
Im Omohe-Gebiet, an der Nordküste der Osterinsel, befindet
sich die so genannte "Ana Nga Heu Höhle".
Hierbei handelt es sich um eine relativ kleine und niedrige
Höhle mit den Grundmaßen 8 Meter in der Breite und
6 Meter in der Tiefe, von denen aber nur weniger als die Hälfte
zu Aufenthaltszwecken genutzt werden kann. Umgangsprachlich
wird diese Höhle auch "Make-Make" Höhle
genannt.

In dieser Höhle sind insgesamt 37 menschliche Gesichter
in reliefform in die Höhlendecke eingeschlagen. Nach Meinung
der Einheimischen handelt es sich um die Darstellung des Hauptgottes
Make-Make. Die hier ursprünglich ansässige Inselbevölkerung
nannte sich "Miru" die von sich selber behaupteten,
sie seien die direkten Nachkommen vom Gründerkönig
"Hotu Matu‘a". Die Krieger der Miru fühlten
sich dem Kriegsgott "Tuu" sehr verbunden und daher
auch die besondere Nähe zum Hauptgott Make-Make. Die Miru-Krieger
waren es auch, die den Vogelmann-Kult zur Rano-Kau Klippe "Orongo"
gebracht haben. Zunächst als Wettbewerb für den Besten
ihrer Zunft, später dann als Religion.
Jungfrauen-Höhle:
An der äußersten östlichen Spitze der Poike-Halbinsel
befindet sich die so genannte "Ana o Keke"
Höhle. In dieser Höhle mussten ausgewählte
Mädchen in absoluter Dunkelheit über Monate ausharren,
um dann als gebleichte Jungfrauen präsentiert zu werden.
Diese Höhle wird unter den Einheimischen auch "Ana
hue neru" genannt. Neru heißt übersetzt Jungfrau/en,
Hue-Neru bedeutet: "Treffen oder Versammlung von Neru Mädchen".
Im Sprachgebrauch und in den Reiseführern wird diese Höhle
oft als "Jungfrauen-Höhle" beworben.

Bei der "Ana o Keke" Höhle handelt es sich um
eine mehr als 300 Meter lange Lava-Röhre, die in Teilbereichen
sehr eng und niedrig wird und über zwei Siphons (mit Wasser
gefüllte Vertiefungen) zu einer kleinen Kammer führt,
in der die Mädchen wohl auszuharren hatten. Im vorderen
(Eingangs-) Bereich ist die Höhle relativ weiträumig.
Dort sind auch einige Petroglyphen aus dem maritimen Bereich
abgebildet, aber auch Abbildungen von Werkzeugen und einigen
Pflanzen. Von den Neru-Mädchen existieren noch einige überlieferte
Liebeslieder. Danach waren diese Mädchen besonders bei
den Jünglingen sehr begehrt.
Geheime Familienhöhlen:
Seit Alexander Salmon (1877/78), Percival Edmunds (1908/09)
oder William Scoresby Routledge (1914/15) gezielt nach alten
Artefakten gesucht haben wurde vermutet, dass die Rapanui geheime
Höhlen besitzen, in denen sie noch sammelwürdige Artefakte
verstecken. Trotz der Aussicht auf eine hohe Belohnung zeigten
sich die seinerzeitigen Inselbewohner unwissend. Lagerstätten
mit alten Gegenständen wurden nicht gefunden.

Erst 1955/56 vertrauten sich einige Rapanui dem norwegischen
Forscher Thor Heyerdahl an und offenbarten ihm nach und nach,
dass sie die Hüter alter Artefakte in geheimen Höhlen
seien. Mit Vorsicht und vorherigen Ritualen wurde Heyerdahl
dann zu einigen Höhlen geführt in denen ihre Besitzer
bis dahin unbekannte Steinartefakte lagerten. Diese bis zu 40
cm großen Steinartefakte waren nach Meinung ihrer Besitzer
oft von Geistern beseelt und wurden am Eingang immer von aku-aku
Geistern bewacht. In einigen der Höhlen waren auch hölzerne
Artefakte und sogar alte beschriebene Schulhefte gelagert worden,
die sich aber mit der Zeit durch die Feuchtigkeit in den Höhlen
aufgelöst hatten. Im Laufe der Recherche stellte sich heraus,
dass die steinernen Artefakte und auch die beschriebenen Hefte
von Einheimischen zwischen 1878 und 1896 angefertigt worden
waren. Ab 1878 hatte der seinerzeitige Schafranch-Verwalter
Alexander Salmon die Rapanui ermutigt, Artefakte für die
Matrosen der vorbeifahrenden Schiffe zu fertigen; zwischen 1888
und 1896 waren die Rapanui ohne Fremdherren und waren dabei,
ihre eigene Geschichte zu Papier zu bringen.
Im Laufe der Zeit und mit Übergabe der geheimen Höhlen
vom Vater zum Sohn über zwei, drei Generationen wurden
die in den Höhlen befindlichen Gegenstände immer heiliger
und letztlich zu einem von aku-aku Geistern gehüteter Schatz
der dem Besitzer bei vermeintlicher Todesstrafe verbot, die
Örtlichkeit einem anderen Menschen zu offenbaren, selbst
den engsten Verwandten nicht. Die (bisher) sechs gefundenen
Hefte sind heute als "Rapanui-Manuskripte" bekannt.
Thor Heyerdahl hat 1956 etwa 1000 Artefakte aus vier Familienhöhlen
bergen können. Andere Rapanui, die selbst zugegeben haben,
dass sie ebenfalls noch geheime Höhlen mit Artefakten besitzen,
wollten sich Heyerdahl nicht offenbaren. Es ist auch nicht bekannt,
dass nach 1956 noch weitere Artefakte aus anderen Familienhöhlen
geborgen werden konnten. Also ist es fast so gut wie sicher,
dass es immer noch geheime Familienhöhlen gibt, die bis
heute nicht öffentlich gemacht wurden.
Höhlen auf Motu-Nui:
Auf Motu Nui, die etwa 3,6 Hektar umfassende Vogelinsel 1,5
Kilometer vor der Steilküste des Rano Kau, befinden sich
unter dem dort wachsenden Gras erstaunlich viele Eingänge
zu unterirdischen Höhlen. Hartwig E. Steiner hat Motu Nui
2013/14, mehr als andere Forscher vor ihm untersucht und insgesamt
21 Höhlen dokumentiert, die er mit "A"
bis "V" gekennzeichnet hat. Die Höhle "A"
ist mit 18,5 m2 am größten, gefolgt von Höhle
"D" mit 16,8 m2 und Höhle "G" mit 10
m2. Alle übrigen Höhlen sind kleiner. In einigen dieser
Höhlen fanden einst die Hopu (Helfer des Vogelmannes),
bei ihrer Suche nach dem ersten Vogelei der jährlichen
Brutsaison, Unterschlupf.
Standort-Karten Höhlen auf Motu Nui
Schon 1914/15 hatte Katherine Routledge festgestellt, dass
eine imaginäre Verbindungsline zwischen der Höhle
"D" und "J" das Plateau in zwei etwa gleichgroße
Gebiete aufgeteilt hat. Danach gehörte das Gebiet westlich
der Linie den Ko-Tu’u und das Gebiet östlich der
Linie den Hotu-iti. Die imaginäre Linie soll dabei sogar
den Rano Kau gleichermaßen unterteilt haben, und zwar
in Fortführung dieser Linie über den nadelförmigen
Felsen Motu Kao-Kao zum Rano Kau.
Auf der westlichen Seite der geteilten Brutinsel
befinden sich die meisten Höhlen.
Einfache Petroglyphen in insgesamt neun Höhlen zeigen
heute, in welchen Höhlen sich die Hopu hauptsächlich
aufgehalten haben. Fünf Höhlen davon befinden sich
auf der Westseite, drei Höhlen auf der Ostseite. Bei den
Petroglyphen handelt es sich um typische, themenbasierte Darstellungen
von menschlichen Gesichtsmasken, Vögeln, einigen Booten
und erstaunlicherweise auch die Darstellung eines Ao Doppelblattpaddels,
das Hoheitszeichen des Vogelmannes. Die Darstellung des Ao befindet
sich in der Höhle "D", die möglicherweise
als neutrale Zone galt, weil dort mit der Statue "Tita
hanga o te henua" auch die imaginäre Linie gekennzeichnet
wurde und sogar die Höhle in zwei Teile teilte.
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