Rano Kau - Religiöses Zentrum des Vogelmann-Kultes

Rano Kau - Religiöses Zentrum des Vogelmann-Kultes


Rano Kau - Religiöses Zentrum des Vogelmann-Kultes

Rano Kau - Religiöses Zentrum des Vogelmann-KultesInselkarte und Rano Kau - Religiöses Zentrum des Vogelmann-KultesKurzbeschreibung:

Der Rano Kau, ist einer von drei Vulkan-erhebungen, aus denen die Osterinsel zwischen 600.000 und 320.000 v.Chr. entstanden ist. Der südwestliche Teil des Rano Kau ist im Laufe der Jahrtausende in den Pazifik abgebrochen und bildet eine bis zu 300 Meter hohe Steilküste.

Auf der Westseite des Plateaus, in der äußersten Spitze zwischen Vulkankrater und Steilküste, befand sich einst eine wichtige Kultstätte für den so genannten Vogelmann-Kult. Noch heute sind hier 49 restaurierte Steinhäuser zu sehen, die den Akteuren während der Vogelmann-Zeremonien als Unterkunft gedient haben. Die Ostseite des Plateaus nennt sich Vai Atare und fungierte früher als Steinbruch deren Abbaunischen dann als Terrassen für Anbauflächen genutzt wurden.

 

Quelle:
-"siehe Text",

 

Rano Kau:

Infos rund um den Rano Kau:

Der Rano Kau ist mit seinen zu nennenden Sehenswürdigkeiten derart komplex, dass wir nicht umhinkommen, diese wie folgt zu strukturieren:

        1. Orongo - Komplex A:
        2. Orongo Steinhäuser - Komplex B:
        3. Mata Ngarau Komplex C:
        4. Motu Nui:
        5. Vai Atare:
        6. Der Rano Kau Krater und Hau Koka:
        7. Petroglyphen:
        8. Weitere Infos rund um den Rano Kau:

 

1.) Orongo - Komplex A:

Zugang zum Orongo auf dem Rano Kau Vulkan

Orongo beginnt auf dem westlichen Hochplateau des Rano Kau mit dem "Komplex A", etwa 500 Meter vor dem heiligen Zentrum rund um den Vogelmann-Kult. Hier versammelten sich die Familienmitglieder der Vogelmann-Kandidaten während der jährlichen Vogelmann-Zeremonien, um ihren Schöpfergott MakeMake zu huldigen und um für die Priester im heiligen Bezirk das Essen zuzubereiten. In dieser Region befand sich vor dem Vogelmann-Kult eine alte Siedlungsanlage ("Komplex A" mit einem Ahu). Die wenigen Petroglyphen, die sich hier noch finden sind bereits sehr verwittert.

Orongo - Komplex A - Marker-Steine zur Ermittlung der Wintersonnenwende

Ausgegrabene "Marker-Steine" deuten darauf hin, dass von hier aus wohl auch die Wintersonnenwende (hier 21. Juni) ermittelt werden konnte.

Komplex A am Orongo mit Ahu

2.) Orongo Steinhäuser - Komplex B:

Orongo Steinhäuser

Der eigentliche Kultort "Orongo" (von Wissenschaftlern auch als "Komplex B" betitelt) ist gekennzeichnet von (heute) insgesamt 49 Steinhäusern. In diesen Häusern sollen sich die Priester ("Rongorongo-Männer") für die Zeit der jährlichen Vogelmann-Zeremonien aufgehalten haben. Im Gegensatz zu den üblichen "Hare Paenga" Bauten mit einem Korpus aus Holz, Schilf/Zuckerrohrblätter und Gras, sind die Häuser am Orongo komplett aus Stein errichtet. Dies ist einmalig auf der gesamten Osterinsel. Man nimmt an, dass die Hare Paenga Häuser die hier oben teilweise starken Winde vom Ozean nicht standgehalten haben.

In den Steinhäusern wurden etwa 30 bemalte Steinplatten gefunden. Die meisten dieser Steinplatten sind heute stark beschädigt, weil sie nach ihrer Entfernung unsachgemäß behandelt wurden. Auf den Platten waren Motive rund um den Vogelmann-Kult dargestellt wie Ao Paddel, Vogelmann, MakeMake, Vögel, Meereskreaturen, aber auch europäische Segelschiffe. Die Form dieser Kunst ist nur mit der Wandmalerei in der Ana Kai Tangata Höhle vergleichbar.

Zeichnung eines Tottoos eines Rapa Nui, das die Fortschaffung des Moai zeigtEinmalig auf der gesamten Osterinsel ist auch ein Fund im Steinhaus Nr. 13. Hier befand sich einst ein 2,42 Meter hoher Moai "Hoa Hakananai'a", der bis zur Brust im Sediment eingegraben war und auf dem Rücken mit Motiven aus dem Vogelmann-Kult verziert ist. Diese Statue steht seit 1869 im Britischen Museum. Seine Entfernung von der Osterinsel im Jahre 1868 war für die Rapanui so bedeutend, dass ein Rapanui sich diese Gegebenheit 1884 als Tattoo auf dem Arm tätowieren ließ.

3.) Mata Ngarau - Komplex C:

Mata Ngarau - das heiligste Bezirk am Orongo

Mata Ngarau (oder Komplex C) war während des Vogelmann-Kultes das heiligste Zentrum auf dem Rano Kau und im Orongo-Dorf, zu dem in der Regel nur die heiligen Männer Zutritt hatten.

Mata Ngarau befindet sich in der südlichsten Spitze der westlichen Hochebene des Rano Kau zwischen dem Kraterbecken und der Steilklippe zum Ozean.

  • Hier konzentrieren sich 8 Steinhäuser auf engstem Raum,
  • hier befinden sich die meisten Petroglyphen der Tangata Manu Darstellungen und
  • von hier kletterten die "hopus" die 300 Meter tiefe Steilklippe hinunter, um das 1. Rußseeschwalben-Ei von der vorgelagerten Vogelinsel Motu Nui zu holen.

Anhand der Petroglyphen wird sichtbar, dass es eine Frühphase und Spätphase im Vogelmann-Kult gegeben hat. Während die Vogelmann-Darstellungen aus der Frühphase in Form von Gravur-Linien dargestellt sind, sind die Vogelmann-Darstellungen aus der Spätphase als Relief abgebildet. Am Mata Ngarau befindet sich auch die einzige Vogelmann-Darstellung, die mit einem MakeMake Kopf kombiniert ist und damit die direkte Verbindung zwischen dem Schöpfergott MakeMake und dem Vogelmann zeigt.

Von Mata Ngarau konnte man noch im 20. Jahrhundert über einen schmalen Kamm zwischen dem Kraterbecken und der abfallenden Steilküste zur Ostseite des Rano Kau (Vai Atare) gelangen. Angesichts der immer weiter abbrechenden Steilklippe ist dieser Übergang heute für Besucher gesperrt.

An der (heute) tiefsten Stelle des Übergangs, hat sich bis ins 19. Jahrhundert noch die Ahu-Anlage "Rikiriki" befunden. Der Forschungsreisende William Thomson (1886) berichtet nach seinem Besuch auf der Osterinsel von dieser Anlage. Thomson schreibt, diese Anlage, mit 16 "gut erhaltenen Moai", habe sich auf halber Höhe der Steilwand befunden. Wege zur Anlage (weder von oben noch von unten) seien aber nicht (mehr) vorhanden. Katherine Routledge berichtet 1919, sie habe die Moai 1914/15 noch am Fuße der Klippen liegen sehen. Seither verlieren sich die Spuren der Anlage komplett.

 

4.) Motu Nui:

Motu Nui, Motu Iti und Motu Kao Kao vor der Osterinsel

Motu Nui ist mit 3,6 Hektar die größte Felsenerhebung rund um die Osterinsel. Es ist, neben Motu Iti, die einzige Stelle auf der Osterinsel, auf der die Seevögel seit Jahrhunderten ungestört brüten können.

Motu Nui spielte während des Vogelmann-Kultes eine zentrale Rolle. Von hier hatten die "hopu" (Helfer der Vogelmann-Kandidaten) das erste Rußseeschwalben-Ei während der jährlichen Brutsaison zu holen und ihrem Herrn zu übergeben. Dem hopu, dem diese Aufgabe gelang, übergab seinem Herrn damit die Berechtigung, das Amt des Vogelmannes bis zur nächsten Brutsaison auszuüben.

Motu Nui liegt 1,5 km von der Südspitze des Rano Kau entfernt. Zu Zeiten des Vogelmann-Kultes hatten die hopus diese Distanz während des Wettkampfes um die Wahl des Vogelmannes, schwimmend zu absolvieren. So mancher hopu soll durch die gefährlichen Strömungen und durch den beschwerlichen Ab- und Aufstieg an der Rano Kau Steilwand sein Leben verloren haben. Während der Zeit des Wartens auf Motu Nui übernachteten die hopu in eines der insgesamt 21 Höhlen.


5.) Vai Atare:

Vai Atare

Vai Atare befindet sich auf der östlichen Hochebene des Rano Kau und ist von der westlichen Ebene durch den 1,5 km (Außenmaß) großen Krater sowie die abgebrochene Steilküste im Süden getrennt. Der einzige Zugang zu dieser Ebene bietet im Norden eine nach Südosten führende Straßen-Abzweigung auf dem "Weg der Ao" am Rano Kau. Dieser Zugang wird von den Touristen allerdings eher weniger beachtet.

Am Vai Atare befindet sich eine komplett andere Welt, die so gar nichts mit dem nur wenige hundert Meter entfernten Vogelmann-Kultplatz zu tun hat. Archäologische Funde belegen, dass Vai Atare in früheren Jahrhunderten ein Abbaugebiet für Basaltsteine gewesen sein muss. Es finden sich hier Siedlungsreste sowie 132 Terrassen zum Anbau von landwirtschaftlichen Produkten. Forscher meinen, dieses Gebiet sei nur saisonal bewohnt gewesen. Die wenigen hier zu findenden Petroglyphen sind in keiner Weise so meisterhaft ausgeführt wie die vom Orongo.

Eine Legende besagt, dass hier der Gründerkönig "Hotu Matu'a" seine letzten Lebensjahre verbracht haben soll. Zu Ehren der Götter soll er hier eine Steinsäule (Maea Hono) aufgestellt haben, die heute unbeachtet an dem "Weg der Ao" (Zugangsstraße zum Orongo) im Gestrüpp liegt.

In den 1990er Jahren sollte am Vai Atare ein Leuchtturm aufgestellt werden. Gegner dieses Vorhabens haben dies allerdings verhindern können.


6.) Der Rano Kau Krater und Hau Koka:

Caldera des Rano Kau - Osterinsel

Der rd. 1,5 km große Krater des Rano Kau trennt die westliche Hochebene (Orongo) von der östlichen Hochebene (Vai Atare). Laut Thomas Barthel nennen die Rapanui diesen Krater "poko uri", was so viel heißt wie "dunkles Loch" oder auch "po Kouri" (dunkle Unterwelt).

Im Inneren des Kraterbeckens befindet sich ein rd. 900 Meter großer (aber versandeter) Kratersee, der rd. 200 Meter tiefer liegt und lediglich von der nördlichen Seite aus unbedenklich erreicht werden kann. Die sonstigen Hänge bestehen aus Schutt und flachen Basaltplatten und sind an vielen Stellen steil und tückisch. Der versandete Kratersee ist von Gräsern oder Moose bewachsen und von Süßwasserflächen durchbrochen.

Hier befand sich der letzte (schon stark beschädigte) Toromiro Baum der gesamten Osterinsel, von dem Thor Heyerdahl 1955/56 einige Samen (5-7) aufsammelte und sie an den Botanischen Garten in Göteborg schickte. Um 1960 fiel dieser letzte Toromiro dann einem Holzsammler von der Insel zum Opfer. Seither galt diese Baumart in der freien Natur als ausgestorben. Zur gleichen Zeit aber (also um 1960) brachten die Botaniker in Göteborg einige dieser Samen wieder zum Keimen und verteilten Setzlinge an andere botanische Gärten in Europa und in der Welt. Aus diesem Fundus konnte der Toromiro-Baum 1995 auf der Osterinsel wieder angesiedelt werden.

Innerhalb des Kraterbeckens finden sich (im Verhältnis zu Orongo bzw. Mata Ngarau) relativ wenig Petroglyphen, dafür aber im zugänglichen Bereich "Hau Koka" die angeblich schönsten Petroglyphen von der ganzen Osterinsel.

 

7.) Petroglyphen:

Petroglyphen am Rano Kau

Hinsichtlich Petroglyphen ist der Rano Kau ein Ort der Superlative. Hier sind (mit rd. 1579 von rd. 4000 dokumentierten Petroglyphen) die meisten Petroglyphen von der ganzen Osterinsel zu finden. Darüber hinaus befinden sich hier auch die meisten Einzeldarstellungen

    • menschlicher Köpfe (>28),
    • MakeMake Darstellungen-Augen und Nase (> 151),
    • menschlicher Hände (8),
    • Vulva (345),
    • Vogelmann-Darstellungen (408),
    • Vögel (48),
    • Fregattvögel (9),
    • zweiköpfige Fregattvögel (4),
    • unterschiedliche Rongorongo-Zeichen (5),
    • Rei Miro (5),
    • Ao Paddel bzw. Rapa (9),
    • europäische Schiffe (>9),
    • Steinbeile (5),
    • Himmelskörper (67) oder
    • Kallebassen (223).

Rätsel geben den Forschern dabei die vielen Vulva-Darstellungen im heiligen Ort Orongo bzw. Mata Ngarau auf. Die Vulva galt bei den Polynesiern normalerweise als Quelle des Unglücks und wurde üblicherweise von heiligen Orten verbannt.

 

8.) Weitere Infos rund um den Rano Kau:

Aku-Aku-Geist am Rano Kau:

Aku-Aku-Geist "Rai ko puku" am Rano Kau Sebastian Englert hat während seiner Wirkungszeit als Inselgeistlicher (1935-1969) eine Liste der Namen und der Wohnorte der Inselgeister (Aku-Aku) zusammengetragen. Danach waren die Rapanui der Meinung, dass am Rano Kau der Aku-Aku-Geist "Rai ko puku" wirkt. Die Wissenschaftsexpedition um Dr. Walter Knoche (1911) hatte den gleichen Geist aufgenommen, allerdings in der Schreibweise "Ra i kopuko".

 

Conaf:

Am Fuße des Rano Kau befindet sich die Nationalpark Verwaltung "Conaf", die auch Tickets für den Besuch der Kulturstätten ausgeben. Im angrenzenden Gelände der Conaf sind Steingärten angelegt, in denen verschiedene Anpflanzungen bewundert werden können, darunter auch der Toromiro-Baum.

Hinweisschild am Rano Kau zum Büro des Conaf###Das Conaf-Büro am Fuß des Rano Kau

Der Weg der "Ao":

Der Weg (die Straße) hoch zum Orongo-Dorf nennt sich "der Weg der Ao". Diese Straße war die Prozessionsstrecke während der Vogelmann-Zeremonien. Die Prozession wurde angeführt von Priestern und / oder Stammesführer, die die Insignien ihrer Stellung (den Ao-Doppelblatt-Paddel) mit sich führten.

Motu Iti - Lagerstätte von Obsidian-Glas:

Motu Iti, die 0,6 Hektar große Erhebung direkt neben Motu Nui südlich vor Rano Kau, ist neben des "Maunga Orito", eine der wenigen Lagerstätten für Obsidian-Glas. Obsidian wurde als Schneidwerkzeug für die Holzschnitzkunst eingesetzt, aber auch als Speerspitzen für Kriegswaffen.

"Puna Pau" - Nebenvulkan des Rano Kau:

Puna Pau, im Norden (östlich von Hanga Roa) ist ein Nebenvulkan vom Rano Kau. Aus dem dort vorkommenden roten Vulkangestein wurden früher die Pukao (Hüte der Moai) hergestellt.

Puna Pau - ein Nebenkrater des Rano Kau

 

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