Rapa Nui - Der Niedergang durch
die Europäer 1800 bis 1899
Niedergang der Rapanui-Kultur durch äußere Einflüsse
im 19. Jahrhundert
 Kurzbeschreibung:
Im 19. Jahrhundert erleben die Bewohner der Osterinsel
einen kompletten Zusammenbruch ihrer ursprünglichen
Kultur. Obwohl sich die Rapanui im 19. Jahrhundert durch interne
Konflikte selber ihre Lebensgrundlage nehmen, sind es ausnahmslos
äußere Einflüsse, die die Bewohner der Osterinsel
an den Rand der kompletten Auslöschung bringen.
In der Zeit zwischen 1862 bis 1877 reduziert sich die
Bevölkerung der Osterinsel von (geschätzt)
4.150 auf gerade einmal 111 Personen. Verantwortlich
sind zunächst peruanische Menschenhändler, die 1862/63
insgesamt 1.400 Personen als Arbeitsemigranten nach Peru bringen.
Der klägliche Rest der im Jahre 1863 zurückkehrenden
15 überlebende Rapanui bringen die Pocken und Tuberkulose,
und somit den Tod auf die Osterinsel. 1871 vertreibt der despotische
Franzose Dutrou Bornier die Missionare und 300 Rapanui von der
Osterinsel, so dass am Ende nur noch 111 Personen übrigbleiben.
Diese Rapanui werden ab 1878 gänzlich entrechtet. Fremdherren
bestimmen bis weit ins 20. Jahrhundert die Geschicke der Osterinsel.
In dieser Zeit findet ein Ausverkauf der Insel statt. 1899 gibt
es 214 Bewohner auf der Insel.
Quelle:
- siehe nachfolgende Beschreibungsseiten
Die Osterinsel zwischen
1800 und 1899:
1804:
Der
russische Marineoffizier "Yuri Lisjanskij"
(Jurij Fëdorovic Lisjanskij) erreicht im Rahmen der ersten
russischen Weltexpedition (1803-1806) am 16. April
1804 mit seinem Schiff "Neva" die Osterinsel.
Während der Anwesenheit der "Neva" vor der
Osterinsel, herrscht derart schlechtes Wetter, dass es der
Crew der Neva nicht gelingt, an einen geeigneten Ankerplatz
festzumachen. Kapitän Lisjanskij lässt die "Neva"
deshalb immer wieder an der Osterinsel entlang segeln und
beobachtet aus der Distanz intensiv die Süd-, Nord- und
Westküste. Auf diese Weise kann die Schiffsbesatzung
noch mindestens 10 Ahu-Anlagen mit rund 30 intakten
Moai ausmachen.
Einzig am 21. April 1804 lässt der Kapitän an der
Westküste ein Ruderboot zu Wasser. Der entsandte Leutnant
"Powalishin" hat die Aufgabe, den Inselbewohnern
einige Sachen zu übergeben, die die Anwesenheit der "Neva"
dokumentieren. Dazu gehört unter anderem eine
versiegelte Flasche mit einer Nachricht an den Leiter
der russischen Expedition "Adam Johan von Krusenstern".
Drei weitere Mitglieder der Schiffscrew fertigen von dieser
Begebenheit ebenfalls Reiseberichte. Dies sind:
"Nikolai
Korobitsyn", ein Angestellter der Russisch-Amerikanischen
Kompanie "RAC", ist Passagier auf dem Schiff "Neva"
und Zeuge, als das Schiff am 16. April 1804 die Osterinsel
erreicht. Korobitsyn vermerkt, dass die "Neva"-Crew
am 16. April 1804 sämtliche Waffen abfeuert, um die
Rohre zu reinigen. Korobitsyn erwähnt ebenfalls, dass
Leutnant "Povalishin" einem Osterinsulaner eine
versiegelte Flasche mit einer Nachricht
an das Führungsschiff, die "Nadezhda" übergibt
und auch, dass 1804 noch eine beträchtliche Anzahl
an Steindenkmälern auf der Osterinsel vorhanden sind.
"Hieromonk
Gideon", ein russischer Erzpriester an Bord
der "Neva", fertigt nach dem Besuch an der Osterinsel
einen kurzen Bericht über den Kontakt mit den Insulanern.
Hieromonk Gideon" schaut sehnsuchtsvoll auf die Osterinsel
und vermerkt, dass Leutnant "Povalishin" den Insulanern
eine versiegelte Flasche mit einer Nachricht
an das Hauptschiff der Expedition, die "Nadezhda"
übergibt. Er schildert ganz kurz, dass die Osterinsulaner
tätowiert und nackt sind, Leutnant "Povalishin"
schmackhafte Feldfrüchte mit an Bord gebracht hat und
dass noch überall an der Küste die "Steindenkmäler"
zu sehen sind.
"Georg
Heinrich von Langsdorff", ein deutscher Arzt
und Naturforscher begleitet "Adam J. v. von Krusenstern"
auf dem Schiff "Nadezhda", verfehlt im April 1804
nur knapp die Osterinsel. Die "Nadezhda" ist das
Führungsschiff dieser Expedition und wollte sich im
Falle einer Trennung vom Begleitschiff "Neva"
unter Führung von "Yuri Lisjanskij" an der
Osterinsel treffen. In einer Nachbetrachtung veröffentlicht
"Georg Heinrich von Langsdorff" seine Gedanken
und Eindrücke in dem Werk: "Bemerkungen auf einer
Reise um die Welt in den Jahren 1803 bis 1807, 2 Bände,
Frankfurt am Main 1812".
1805:
Die
Brüder "Amasa Delano", "Samuel
Delano" und "William Delano" besuchen die Osterinsel
im Juli 1805, um Vorräte für ihre Schiffe "Perseverance"
(Kapitän A. Delano) und "Pilgrim" (Kapitän
S. Delano) aufzunehmen. Die Schiffsbesatzung versucht drei
Tage lang an Land zu gehen, werden aber wegen der zu starken
Brandung daran gehindert und segelten dann weiter. Amasa Delano"
beschreibt die Zeit seines Aufenthaltes an der Osterinsel
relativ detailiert. Unter anderem schreibt A. Delano, dass
sehr viele Statuen an den Küsten aufgestellt
sind, die "menschliche Formen darstellen". 
1805:
Der
amerikanische Schoner "Nancy" aus New London, mit
dem Kapitän "J. Crocker" ankert
vor der Osterinsel. Sie verschleppen
gewaltsam 22 Rapanui (12 Männer, 10 Frauen)
um sie als Arbeitskräfte für den Robbenfang auf
den Juan-Fernandez-Inseln einzusetzen. Die
Crew fesselt die Insulaner, bringen sie unter Deck und lassen
sie erst frei, als das Schiff schon drei Tage auf See ist.
Die männlichen Rapanui springen sofort von Bord, die
Frauen können gerade noch zurückgehalten werden.
Jegliche Versuche der Besatzung die Insulaner wieder einzufangen,
misslingen. Man überlässt die Männer schließlich
ihrem Schicksal und bringt die Frauen auf zum "Juan-Fernánez"-Archipel).
1806:
Kapitän Benjamin Page vom Walfangschiff
"Adventure" nimmt
den jüngsten Sohn des Königs "Crang-a-low"
(Kura Ngaro?) mit auf sein Schiff. Wie es
zur Mitnahme des (damals 17-jährigen) Jungen kam, gibt
es unterschiedliche Versionen. In einer Version heißt
es, Kapitän Page wollte mit dem jungen Mann seine Skorbut-geschwächte
Mannschaft stärken. In einer anderen Version heißt
es, die Osterinsulaner haben die Mannschaft der "Adventure"
aufgrund der Vorkommnisse im Jahre 1805 mit heftigen Steinwürfen
empfangen. Kapitän Page soll dabei eine schwere Brustverletzung
erlitten haben und beim Rückzug der Mannschaft habe man
den Prinzen mit an Bord genommen.
Wie auch immer, letztlich soll der junge Prinz gut behandelt
worden sein und mehrere Jahre bei Pages Familie in London
als eine Art Adoptivsohn gelebt haben. Anfang 1812 äußerte
der Prinz den Wunsch, wieder auf seine Heimatinsel zurückzuwollen.
Page stimmte mit der Bedingung zu, er möge sich zunächst
aber noch taufen lassen. Im Taufregister der Londoner "Rotherhithe-Kirche"
ist der Name "Henry Oster" verzeichnet.
Die Londoner Zeitung "Massachusetts Worcester Gazette"
veröffentlicht am 8. Januar 1812 zu dieser Begebenheit
einen Artikel in dem es u.a. heißt, König "Crang-a-low"
soll im Jahre 1806, 125 Jahre alt gewesen sein. Der alte König
hatte insgesamt 23 Kinder, [1806] Haar weiß wie Milch
und konnte nicht mehr gehen.
Über den weiteren Lebensweg des "Henry Oster"
sind keine Aufzeichnungen bekannt.
(aus dem Buch: "Easter Island 1793 to
1861: Observations by Early Visitors Before the Slave Raids"
von Rhys Richards von 2008, Seite 27-28)
1806:
Kapitän Alexander Adams von dem Schiff
"Atahualpa" (Kaaku-Manu ?) versucht Ende 1806 mit
seiner Besatzung auf der Osterinsel an Land zu gehen. Die
Insulaner vertreiben die fremden Ankömmlinge mit Steinwürfen.
1809:
Der
amerikanische Kapitän "Nathan Winship"
erreicht Ende 1809 mit seinem Handelsschiff, die "Albatros",
die Osterinsel, um Proviant für die Crew einzutauschen.
Aus Vorsicht lässt Kapitän Winship in der Cook-Bucht
nur ein Boot zu Wasser und rudert mit sechs Besatzungsmitgliedern
zur Küste. Im Gepäck haben sie Tauschwaren wie Eisenstücke
aus Eisenringen, Angelhaken und Nägel. Einheimische schwimmen
dem Boot entgegen und bringen Kartoffeln, Zuckerrohr und Bananen.
Das zu Anfang friedliche Tauschgeschäft entwickelt sich
mit den im Wasser schwimmenden Insulaner zu Hakeleien und
letztlich zu frustrierten Einheimischen, die vom Strand aus
mit Steinen werfen. Kapitän Winship kann nur durch einen
Pistolenschuss über die Köpfe der Aggressoren eine
drohende Eskalation verhindern.
Ein Jahr später bestätigt Nathan Winships Stellvertreter
"William Alden Gale" diesen Vorfall in einem kurzen
Bericht: Die Insel befinde sich in einem Zustand
der Anarchie; jeder Insulaner misstraut dem
anderen und auch den Europäern und niemand wagt es, an
Bord eines Schiffes zu gehen. 
1816:
"Otto
von Kotzebue", ein russischer Offizier mit deutschen
Wurzeln besucht im März 1816 mit dem
Expeditionsschiff "Rurik" die Osterinsel. Die Insulaner
zeigen sich ängstlich, wollen auch Ware tauschen, doch
die Situation eskaliert immer wieder in ihrer Ungeduld. Immer
wieder fliegen Steine - immer
wieder fallen Warnschüsse. Versuche,
die Osterinsel zu erforschen scheitern, weil die Mannschaft
von den Einheimischen zu sehr bedrängt werden. Otto von
Kotzebue geht kurz an Land, befiehlt dann aber den Rückzug,
um die unübersichtliche Lage nicht weiter eskalieren
zu lassen.
Drei weitere Mitglieder der Schiffscrew fertigen von dieser
Begebenheit ebenfalls Reiseberichte. Dies sind:
"Adelbert
von Chamisso" ein russischer Naturforscher
mit französischen Wurzeln beobachtet die Geschehnisse
von Bord der Rurik. Vom Schiff aus sichtet er mit dem Fernrohr
noch einige "kolossale Bildsäulen"
an der Südostseite. Die Tatsache, dass bei dem Kontakt
mit den Rapanui auch einige Einheimische verletzt werden,
kommentiert A.v. Chamisso mit: Die Untreue eines dieser
Handelnden wurde streng bestraft."
"Ludwig
York Choris", ein deutsch-russischer Maler,
Zeichner sowie Lithograf, fertigt als Erster eine sehr realistische
Darstellung von den Tattoos eines Mannes. Choris hält
auch sehr bildlich die aufgebrachten Menschenmengen an der
Osterinsel während des Landungsversuches fest und er
fertigt auch die erste realistische Skizze von den Kanus
der Insulaner sowie von einem verzierten Holzschläger,
einem "Paoa".
"Johann
Friedrich Eschscholtz", ein Naturforscher
und Entomologe wird Zeuge vom versuchten Landemanöver
der Rurik-Crew, bei dem auch geschossen und mindestens ein
Insulaner verletzt wird; er erwähnt diesen Vorfall
in seiner Dokumentation jedoch nicht. Eschscholtzs Bericht
über die Osterinsel ist sehr kurz und dennoch vermerkt
er, dass 1816 am Südostufer der Insel noch "vier
schwarze aufrechte Blöcke" (Statuen)
zu sehen sind.
1821:
Am
24. März 1821 erreicht das englische Gefangenenschiff
"Surry" unter Kapitän "Raine"
für einen kurzen Besuch die Osterinsel, ohne jemanden
an Land zu schicken. Auf dieser Reise ist das Schiff allerdings
nur unterwegs, um Waren im pazifischen Raum zu transportieren.
Der Mitreisende "Edward Dobson"
berichtet von freundlichen, neugierigen Osterinsulanern, die
keine Angst zeigen, fröhlich singen und tanzen, das große
Schiff vermessen und die Besatzungsmitglieder zählen.
Sie wollen nur Waren, speziell Bekleidung eintauschen; die
am Strand jubelnde Menschenmenge hat offensichtlich keine
Waffen. Kapitän "Raine" gibt einem der Insulaner
eine versiegelte Flasche mit einem Zettel,
darauf der Name des Schiffes, der Tag ihrer Anwesenheit an
der Osterinsel sowie weitere Informationen über den Weg
und das Ziel der Reise.
1822:
Das amerikanische Walfangschiff "Foster"
unter Kapitän "Chase" erreicht am 10. Januar
1822 die Osterinsel, um Proviant einzutauschen. Kapitän
"Chase" berichtet später, die Inselbewohner
hätten sich in zwei Lager gespalten, die untereinander
Krieg führen. Die Sieger metzelten alle Gefangenen nieder
und forderten von den übrigen Besiegten deren angebauten
Früchte. Dennoch wird die Mannschaft mit großer
Herzlichkeit empfangen und die Crew kann Nahrungsmittel eintauschen.
Zum Dank übergibt Kapitän "Chase" den
Insulanern verschiedene Sämereien und erklärt deren
Anbau. (aus dem Buch: "Easter Island 1793
to 1861: Observations by Early Visitors Before the Slave Raids"
von Rhys Richards von 2008, Seite 37)
1822:
1822
nehmen Matrosen des amerikanischen Walfangschiffes
"Pindos" Frauen für Liebesdienste
mit aufs Schiff. Am nächsten Tag werden die Frauen mit
dem Ruderboot zurück zum Strand gebracht, müssen
die Brandung aber schwimmend überwinden. Vom Boot aus
sieht der (damals) 24-jährige Matrose "Richard
Weeden" (Waden?), wie die Frauen von einer neugierigen
Menschenmenge an Land in Empfang genommen werden. Weeden zieht
seine Pistole, feuert
aus Spaß in die Menschenmenge, ein Insulaner
geht getroffen zu Boden. Weeden macht sich gegenüber
seinen Kameraden über diesen Vorfall noch lustig. Verschiedene
Quellen schreiben, die Frauen hätten sich bei ihren Liebensdiensten
auf der Pindos mit Syphilis infiziert. (aus
dem Buch: "Easter Island 1793 to 1861: Observations by
Early Visitors Before the Slave Raids" von Rhys Richards
von 2008, Seite 37- 39)
1823:
Der junge britische Matrose "Thomas W. Smith"
vom Walfangschiff "Spring Grove"
berichtet von einem Besuch auf der Osterinsel Mitte 1823:
Der Kapitän schickt zwei Boote an die Küste, um
Erfrischungen für die Crew zu bekommen, lässt das
Schiff aber nicht vor Anker gehen. Die Inselbewohner schwimmen
den Booten entgegen. Sie sind von heller Hautfarbe, haben
hübsche Gesichter und sind an den Hälsen, Lippen
und Armen tätowiert. Aufgrund ihres
"wilden" Aussehens wagen es die Matrosen nicht,
an Land zu gehen. Die Matrosen in den Booten sehen die Notwendigkeit,
in einiger Entfernung vom Ufer zu warten und um sich so Ware
bringen zu lassen. Auf diese Weise können sie
Kartoffeln und Zuckerrohr - in ausreichender Menge
- gegen "Nadeln", "Knöpfe", "Perlen"
und andere "Schmuckstücke" eintauschen.
Die frischen Waren sind notwendig, um so eine Skorbut-Erkrankung
auf der langen Reise des Walfangschiffes zu verhindern.
"Smith" berichtet: "Die Einheimischen
nutzen die Nadeln zum Fische fangen, da diese ihren Fischhaken
aus hartem Holz oder Stein überlegen sind. Die
Osterinsel ist 16 KM breit und dicht besiedelt. Das Aussehen
des Bodens ist dunkelrot, sie züchten Zuckerrohr und
Süßkartoffeln in Hülle und Fülle und
beschaffen sich Schalentiere für den Lebensunterhalt".
(aus dem Buch: "Easter Island 1793 to
1861: Observations by Early Visitors Before the Slave Raids"
von Rhys Richards von 2008, Seite 39)
1823:
Das amerikanische Walfangschiff "Paragon"
unter Kapitän "Henry Bunker"
besucht Ende 1823 die Osterinsel, um Vorräte aufzunehmen.
Die Crew geht nicht an Land; sie erhalten aber Süßkartoffeln,
Yamswurzeln, Bananen und Zuckerrohr, die von Einheimischen
beiderlei Geschlechts zum Schiff gebracht werden. Als Gegenleistung
erhalten die Einheimischen "Walfetzen", die sie
mit großer Begierde verschlingen. (aus
dem Buch: "Easter Island 1793 to 1861: Observations by
Early Visitors Before the Slave Raids" von Rhys Richards
von 2008, Seite 40)
1823:
Das Schiff "Dawn" aus New York erreicht am 8.
Nov. 1823 die Osterinsel. Insulaner schwimmen mit
"4 Kartoffeln" zum Schiff und bedienen sich an alles,
was sie greifen können. Die Crew rudert mit einem Boot
an die Küste, sie wagen aber angesichts der Menge der
Insulaner nicht, an Land zu gehen. Zwei Insulaner kommen zum
Boot, um die Crew mit an Land zu nehmen. Als die Crew mit
dem Boot wieder Richtung Schiff rudern will, springen weitere
Insulaner wütend ins Wasser, andere werfen wütend
mit Steinen und verursachen am Boot geringe Schäden.
Am nächsten Tag unternimmt die Crew einen weiteren Versuch
an Land zu gehen; sie sind dieses Mal bewaffnet. Die Crew
wird erneut derartig bedrängt und mit Steinen beworfen.
Nach Warnschüssen aus den Musketen beenden die Insulaner
ihre Steinwürfe. Ohne an Land gegangen zu sein, segelt
die "Dawn" weiter. (aus dem Buch:
"Easter Island 1793 to 1861: Observations by Early Visitors
Before the Slave Raids" von Rhys Richards von 2008, Seite
62-63)
1825:
"Frederick
William Beechey", ein britischer Seeoffizier
und Geograph, erreicht als Kommandant der HMS Blossom am 16.
Nov. 1825 die Osterinsel. "Beechey" kennt
die Reiseberichte seiner Vorgänger und möchte sich
deshalb mehr auf die Nordostküste konzentrieren. Er sichtet
zwischen Poike und Papa te Kena noch eine intakte
Ahu-Anlage mit vier Moai, versucht vergeblich an
der Nordspitze ein Boot an Land zu schicken und landet letztlich
doch an der Westküste in der Cook-Bucht.
Wie beim Landungsversuch Otto von Kotzebue (1816), eskaliert
die Situation bereits nach kurzer Zeit; es beginnt mit einem
Steinregen der Insulaner, die Crew der Blossom reagiert mit
Gewehrfeuer. Fast alle Crew-Mitglieder in den zwei Landungsbooten
werden von Steinen getroffen und teilweise schwer verletzt;
mindestens ein Würdenträger
und vermutlich ein weiterer Insulaner werden tödlich
getroffen.
Zwei weitere Mitglieder der Schiffscrew fertigen von dieser
Begebenheit ebenfalls Reiseberichte. Dies sind:
"Georg
Peard", Leutnant auf der von Frederick Beechey
geführten HMS Blossom, ist während des versuchten
Landganges auf der Osterinsel, am 17. Nov. 1825 der leitende
Führungsoffizier von den Landungsbooten. Er erlebt
hautnahe, wie die Boote der HMS Blossom durch nicht zu kontrollierenden
Insulaner bereits im Wasser derart bedrängt werden,
dass diese zu sinken drohen. Auf die Abwehrversuche der
Bootsmannschaften reagieren die Einheimischen mit Steinwürfen.
Matrosen und Offiziere werden zum Teil schwer verletzt,
ein Insulaner wird durch eine Gewehrkugel tödlich getroffen.
"James
Wolfe", Matrose auf dem Schiff "HMS Blossom",
ist einer der Matrosen, die versuchen, am 17. Nov. 1825
auf der Osterinsel an Land zu kommen und wird somit Zeuge
der Eskalation während des Landungsversuches; auch
er wird durch einen Steinwurf verletzt.
"Wolfe" beschreibt, wie eigentlich viele der
Osterinsulaner Waren tauschen möchten, es jedoch keine
Autorität auf der Insel gibt, die die Bevölkerung
zur Ordnung rufen kann und damit die anfängliche Herzlichkeit
plötzlich in Aggression umschlägt. "Wolfe"
hat den Blick für Details und beschreibt auch die Menschen,
ihre Eigenheiten oder ihre Tattoos.
1827:
Der
britische Malakologe "Hugh Cuming"
unternimmt 1827/28 eine privat finanzierte Forschungsreise
von Valparaíso aus nach Tahiti und erreicht mit seiner
Yacht "Discoverer" am 27. Nov. 1827 die Osterinsel.
Cuming selber geht nicht an Land, wird jedoch von einer Vielzahl
von Osterinsulanern auf seiner Yacht besucht. Nachdem bereits
mehr als 50 Insulaner an Bord sind und versuchen,
Einzelteile vom Schiff abzubrechen, wird ihm seine Situation
hinsichtlich der Erfahrungen von Otto von Kotzebue und F.
W. Beechey bewußt. Cuming bittet einen Insulaner mit
scheinbarer Autorität, seine Landsleute aufzufordern,
das Schiff zu verlassen.
1829:
"Jacques-Antoine
Moerenhout", ein britischer Reisekaufmann, kontaktiert
in den Jahren 1829 + 1830 die Osterinsel. Moerenhout selber
geht nicht an Land, wird jedoch von den Osterinsulanern auf
seinem Schiff besucht. Die Insulaner bieten Frauen + Sex im
Tausch gegen Waren an. Moerenhout lehnt den intimen Kontakt
mit Frauen ab, weil er von anderen Kapitänen gehört
hat, dass auf der Insel Geschlechtskrankheiten
sehr verbreitet sind.
1830:
"William
Waldegrave", Kapitän vom britischen Kriegsschiff
"H.M.S Seringapatam" ankert am
06.März 1830 vor der Osterinsel. Eine Abordnung der Besatzung
versucht zwei Mal, die Insel zu betreten. Die Boote werden
von den Insulanern derart stark bedrängt, dass die Landungsversuche
abgebrochen werden. So bleibt Waldegrave nur, die Insel aus
der Ferne zu beobachten. Hierbei sichtet er an der
Südküste noch zwei intakte Ahu-Anlagen.
Zwei weitere Mitglieder der Schiffscrew fertigen von dieser
Begebenheit ebenfalls Reiseberichte. Dies sind:
"Robert
Guthrie", Schiffsarzt auf der H.M.S. Seringapatam,
beschreibt er die Insel als "plakativ", als baumlos
mit einem "Schweif" von Grün im "Hochgebirge"
und Anpflanzungen in den Ebenen. ehr detailliert beschreibt
Guthrie das Aussehen der einheimischen Bevölkerung
sowie die Vorkommnisse mit den Insulanern an und auf dem
Schiff mit ihrem Wunsch, Tuchjacken oder Hüte gegen
einige Kartoffeln einzutauschen.
"John
Orlebar", Fähnrich auf dem Schiff "H.M.S
Seringapatam", beschreibt, wie rund 200 Insulaner zum
Schiff schwimmen. 40 Insulaner werden an Bord gelassen,
die alles stehlen, was ihnen unter die Finger kommt. Orlebar
ist vom Liebreiz der hübschen Frauen genau so fasziniert
wie von der Hinterlistigkeit der Insulaner angeekelt. Orlebar
erwähnt drei "große Figuren",
die er noch an der Südseite der Insel
gesehen hat.
1833:
Das Schiff "Maria" aus Nantucket mit Kapitän
Alexander Macy hält sich am 4. und 5. Sept. 1833 an der
Osterinsel auf. Das Schiff war seit 7 Monaten auf See und
Macy hätte gerne frisches Gemüse eingetauscht. Kapitän
Macy fürchtet die feindselige Haltung der Insulaner und
wagt zu seinem Bedauern keinen Landgang.
(aus dem Buch: "Easter Island 1793 to
1861: Observations by Early Visitors Before the Slave Raids"
von Rhys Richards von 2008, Seite 63-64)
1837:
"Leoncio Señoret", chilenischer Marineleutnant
und Kommandant des Kriegsschiffes "Colo Colo", besucht
im April 1837 kurzzeitig die Osterinsel, weil er den verhafteten
chilenischen Oppositionsführer "Ramón Freire"
nach einem versuchten Putschversuch aus dem Jahre 1836 nach
Australien bringen soll. Es ist der erste Besuch eines chilenischen
Kriegsschiffes an der Osterinsel.
1838:
Admiral
Abel du Petit-Thouars erreicht mit seinem
Schiff "La Venus" die Osterinsel und bleibt für
einen Tag ohne vor Anker zu gehen. An der Nordküste erhält
er Besuch von Inselbewohnern, die mit fünf Kanus kommen.
An der Westküste nimmt er zwei Insulaner im Wasser auf,
die mit einer "Pora"-Schwimmhilfe zum Schiff schwimmen
wollten. Alle Inselbewohner fragen nach Holz zum Bau von Kanus.
Die Insulaner werden auf dem Schiff tatsächlich mit einem
russischen Bären konfrontiert, der den Namen "Kamtschatka"
trägt; sie zeigen sich jedoch wenig beeindruckt.
"Abel du Petit-Thouars" sieht vom Schiff aus "dunkle
Pyramiden", die von weißen Steinen gekrönt
sind, erwähnt jedoch keine aufrechtstehenden Moai.
"Louis
D. Masselot", Schiffszeichner auf der "La
Venus", fertigt von den Insulanern zwei Zeichnungen.
Eine Studie von einer Frau mit Korb und einem Mann mit einer
Pora-Schwimmhilfe. Ein weiteres Bild, wie die Rapanui an
Bord tanzen.

Von Alfred Métraux kommt die Information,
dass die an Bord gekommenen Rapa Nui "... unter wildem
Geschrei Holzbretter verlangten ... . Aus
Angst nicht verstanden zu werden, führten sie überaus
groteske Bewegungen aus und lehnten jedes andere Geschenk verachtungsvoll
ab. Sogar Speisen und Getränke, die man ihnen anbot, wurden
von ihnen zurückgewiesen".
1838:
In der Literatur (McCall 1990, W. J. Thomson 1891) taucht
der Name "Kapitän Rugg" vom Schiff "Friends"
aus Valparaíso auf, der 1838 (möglicherweise auch
1840/41) ein Massaker
auf der Osterinsel verübt haben soll.
Thomson (1891 S. 465) wird dabei mit dem Satz: "Die
Verbrechen von der >Friends< und andere Freibeuter,
einschließlich der peruanischen Sklavenhändler,
erfordert keinen Kommentar." zitiert. Konkrete Beschreibungen
zum Vorfall sind bisher nicht bekannt. (aus
dem Buch: "Easter Island 1793 to 1861: Observations by
Early Visitors Before the Slave Raids" von Rhys Richards
von 2008, Seite 74-76)
1839:
"Thomas
Pease", ein Mitglied des unter Kapitän
"George Lawrence" geführten Schiffes "Campion"
berichtet, wie auf Bitten des Kapitäns ein etwa 12-jähriger
Junge von der Osterinsel aufs Schiff
gelockt und "entführt"
wird. Nach anfänglicher Scheu entwickelt sich der Junge
zu einem guten Walfänger. Von der Crew erhielt der Junge
den Namen "Georg Lawrence". (aus
dem Buch: "Easter Island 1793 to 1861: Observations by
Early Visitors Before the Slave Raids" von Rhys Richards
von 2008, Seite 65-67)
1840:
"George
S. Brewer", Kapitän auf dem Schiff "George"
aus Stonington, besucht am 6. und 7. Juli 1840 die Osterinsel.
An der Nordostküste tauscht die Schiffsbesatzung
Walfischfett gegen einer großen Menge
Yamswurzeln und Kartoffeln. Sie segeln am Folgetag weiter
zur Westküste. Der Kapitän entsendet zwei Boote
mit Bekleidungsgegenständen an die Küste und tauschen
diese gegen Kartoffeln. Bei einem weiteren Besuch zeigen sich
diese Insulaner durch Steinwürfe sehr aggressiv.
Kapitän "Brewer" kann sich das Verhalten der
Insulaner nicht erklären und segelt mit dem Eindruck
des Bedauerns weiter. (aus dem Buch: "Easter
Island 1793 to 1861: Observations by Early Visitors Before
the Slave Raids" von Rhys Richards von 2008, Seite 64-65)
1843:
In
der Literatur zur Osterinsel finden sich immer wieder Berichte
über den französischen Bischof "Étienne
Jérôme Rouchouze", der im Jahre
1842 mit 13 Ordensbrüder und 10 Ordensschwestern in den
Pazifik aufgebrochen ist, um die Menschen auf den polynesischen
Inseln zum christlichen Glauben zu bekehren. Bischof "Étienne
Jérôme Rouchouze" soll im Jahre 1843
mit seinen Glaubensbrüdern und Schwestern auf der Osterinsel
gelandet, und dort Menschenfressern zum Opfer gefallen
sein. Wirklich nachgewiesen ist diese Geschichte, hinsichtlich
der Osterinsel, allerdings nicht.
1843:
Am
26. Dez. 1843 läuft das Walfangschiff "Margaret
Rait" unter Führung des Kapitäns James
Coffin die Osterinsel an, um Walfischfett
gegen Yams-Wurzeln und Kartoffeln zu tauschen. "Coffin"
schreibt in seinen Aufzeichnungen eine Empfehlung nieder,
wie gefahrlos Waren an der Insel getauscht werden sollten.
Obwohl in "Coffins" Aufzeichnungen nichts über
eingetauschte Ritualfiguren zu lesen ist, tauchen später
im kanadischen "New Brunswick Museum" ummantelte
Artefakte aus Borkenrinde des Papier-Maulbeerbaumes
auf, die dem Walfangschiff "Margaret Rait" zugeschrieben
werden.
1841 - 1851:
In den 1840er Jahren besuchen mindestens 24 weitere Schiffe
die Osterinsel, zumeist handelt es sich um Walfangschiffe,
die frischen Proviant einhandeln möchten. Allerdings
werden auch Insulaner als Arbeitskräfte
mitgenommen, so 1847 die "Francis" aus New Bedford
oder 1848 die "Drei Brüder" aus Nantucket.

1853:
Am 24. Febr. 1853 erreicht die "HMS Portland" die
Osterinsel und bleibt für zwei Tage. Mit an Bord ist
der Schiffsarzt "Dr. John Linton Palmer",
der 1868 noch einmal die Osterinsel besuchen wird. Sowohl
die Crew als auch Palmer können wegen der starken Brandung
nicht an Land. Palmer sowie der Leutnant "Marcus
Lowther" fertigen vom Schiff aus jeweils zwei
Skizzen. Die Skizzen zeigen Osterinsulaner am Strand und im
Wasser mit ihren Tattoos.
#
1856:
"James
A. Hamilton" ist Kapitän des Schiffes "Prudent"
(Präsident), als er am 01. Mai 1856 die Osterinsel erreicht
und dort für zwei Tage bleibt. Um Handel mit den Einheimischen
zu treiben, lässt Hamilton zwei Boote zu Wasser, begibt
sich persönlich in eines der Boote und lässt diese
dann an die Küste bringen. Ein Boot wird von den Insulanern
angegriffen, zum Kentern gebracht und den Matrosen die Kleider
vom Leib gerissen, der zweite Offizier wird getötet,
der Bootsführer auf die Insel verschleppt. Nur mit Mühe
können der Kapitän Hamilton und Freiwillige aus
seiner Crew am nächsten Tag den drangsalierten Bootsführer
retten.
1862:
Nach dreimonatiger französischer Präsenz an der
peruanischen Küste und auf den Chincha-Inseln, erreicht
die französische Fregatte Cassini, befehligt
vom Kommandanten "Joseph Laurent Lejeune" am 07.09.1862
(ohne besonderen Auftrag) für mehrere Stunden die Osterinsel.
Die Crew unternimmt zwei Landgänge. Kommandant Lejeune
zählt an Land zwischen 1.200 und 1.400 Inselbewohner
und zeigt sich beeindruckt von "den gesunden, robusten
und gut aussehenden Insulanern. Als die Fregatte Cassini Mitte
Oktober 1862 in Valparaíso ankommt, gibt Lejeune einen
Zustandsbericht von der Osterinsel an
die "Kongregation von den Heiligsten Herzen
Jesu und Maria" (SS-CC), Frankreichs
führende katholische missionarische Gesellschaft in dieser
Region. Lejeune weist daraufhin, dass auf der Osterinsel bisher
von keiner Nation missionarische Tätigkeiten durchgeführt
werden.
1862/63:
 1862/63
vermitteln peruanische Menschenhändler
über 1.400 Rapanui nach Peru, nachweislich 650 gegen
ihren Willen. Unter ihnen befinden sich auch der König
"Kamakoi" und sein Sohn "Maurata". Bereits
im Sept. 1863 beginnt die Rückführungsaktion, wobei
nur noch 15 Rapanui lebend auf der Osterinsel ankommen. Diese
Rapanui sind an Pocken und Tuberkulose erkrankt mit der Folge,
dass ein großes Sterben beginnt.
1863:
Im Februar versucht die chilenische Barkasse "La Concepcion"
auf der Osterinsel zu landen um "Emigranten" nach
Peru einzusammeln. Nach den Dezember-Überfällen
sind die Rapanui jedoch derart feindlich
eingestellt, dass die "La Concepcion" ohne
menschliche Fracht wieder fortsegeln muss.
1863:
"Étienne
(Tepano) Jaussen", Bischof von Tahiti, wird
erstmals auf die Osterinsel aufmerksam, als Menschenhändler
1862/63 Einheimische von der Insel entführen und diese
gegen ihren Willen in Peru zur Arbeit verpflichte werden.
Er setzt sich erfolgreich für die Rückführung
der noch lebenden Insulaner ein und schickt ab 1864 Missionare
zur Osterinsel. Bischof Jaussen ist der erste Nicht-Polynesier,
der sich um die [Rongorongo] Schrifttafeln der Rapanui bemüht;
seine Versuche die Schrift zu entziffern, scheitern
1864:
"Eugéne
Eyraud", ein französischer Novize im Dienste
der "Kongregation der heiligen Herzen Jesu und Maria"
(SS-CC), ist der erste Vertreter der christlichen
Kirche, der sich als Mönch für die Zeit vom 02.
Jan. 1864 bis 11. Okt. 1864 auf der Osterinsel behaupten kann.
Eyraud ist auch der erste westliche Besucher, der [Rongorongo]
Schriftzeichen auf Holzplatten und Stäben erwähnt.
Nach Einschätzung Eyrauds leben 1864 noch rund 1800 Rapanui
auf der Insel.
Und Eugéne Eyrauds Bericht vom Dez. 1864 bildet die
Grundlage für den Aufbau einer christlichen Mission auf
der Osterinsel für die Zeit vom 23. März 1866 bis
zur Schließung am 06. Juni 1871. 
1864:
"Ioane
Torometi", ein umtriebiger "mata-to'a"
(Miru-Krieger), tritt erstmals in Erscheinung, als der "SS-CC"-Missionar
"Eugéne Eyraud" 1864 versucht, auf der Osterinsel
Fuß zu fassen, um dort den Grundstock für eine
christliche Mission zu legen. Gegenüber "Eugéne
Eyraud" entwickelt Torometi sich zunächst zu dessen
"böser Geist", der ihm letztlich aber doch
einen gewissen Schutz vor Angriffen aus der übrigen Bevölkerung
bietet. Als die Missionare ab 1866 versuchen, auf der Osterinsel
eine dauerhafte Mission zu etablieren, lässt Torometi
sich vom französischen Siedler Dutrou Bornier als Handlanger
verpflichten und marodiert gegen die Mission und schließlich
gegen die gesamte Bevölkerung.
1866:
 "Hippolyte
Roussel", ein französischer Priester, kommt
am 25. März 1866 in Begleitung von Bruder
Eugéne Eyraud auf die Osterinsel,
um eine katholische Mission zu gründen. Sie werden unterstützt
von drei Eingeborenen aus Mangareva. Durch seine herrische
Art verschafft Roussel sich auf der Insel schnell Respekt
und bringt mithilfe weiterer Missionare und Helfer in relativ
kurzer Zeit eine funktionierende Ordnung. Es wird eine Kapelle
errichtet in dem rund 100 Personen Platz finden, die Rapanui
verlassen ihre Hütten und ziehen in einfache Wohnhäuser
im europäischen Stil.
1866: Am 17. Juni 1866
ankert ein Dreimaster-Schoner vor der Osterinsel. Im Auftrag
der chilenischen Millionärin Isidora Goyenechea werden
für die katholische Mission eine kleine Anzahl von
Kühen, ein Stier,
zwei Stuten und ein Fohlen
abgegeben. Für die Rapanui eine göttliche Fügung,
Beistand und Hilfe vom Ausland.
1866:
Am 06. Nov. 1866 kommen zwei weiteren Missionare auf die
Osterinsel, um bei der Missionsarbeit zu helfen. Es sind der
Deutsche Pater Kaspar Zumbohm, sowie der Franzose Théodule
Escolan.
1866:
"Gaspard
(Kasper) Zumbohm", ein deutscher Priester im
Dienste der "Kongregation der heiligen Herzen Jesu und
Maria" (SS-CC), hat so ganz andere Vorstellung von der
Führung einer Mission, als der herrische Roussel und
so teilen die Missionare die Insel in zwei Missionarsstationen
auf. Von Zermürbung und Krankheit gezeichnet, muss Zumbohm
schließlich die Mission [von "Vaihu"] aufgeben
und verlässt die Insel Ende 1870 für immer.
1866:
"Théodule
Escolan", ein Laienbruder der "Kongregation
der heiligen Herzen Jesu und Maria" (SS-CC) - Valparaíso,
ist, wie Eyraud auch, die helfende und ausführende Hand
der Missionare und gerät ab 1868 nach und nach zwischen
den sich streitenden Fronten Roussel, Zumbohm, und "Dutrou
Bornier". Es gelingt ihm, eine gewisse Neutralität
zu bewahren, ist aber dennoch froh, als Bischof Jaussen Anfang
April 1871 die Auflösung der Mission anordnet und er
am 06. Juni 1871 nach Tahiti abreisen kann.
1866 / 1867:
 Die
beiden Mönche [Gaspard (Kasper) Zumbohm und Théodule
Escolan] werden [am 06. Nov. 1866] von dem französischen
Kapitän "Jean Onésime Dutrou Bornier"
gebracht, der als Eigner des Schoners "Tampico"
beauftragt wurde, Personen und Güter von Tahiti zur Osterinsel
zu bringen. Dutrou Bornier erkennt sofort das Potential, auf
und mit der Osterinsel Geschäfte machen zu können
und kehrt am 25. März 1867 zurück, um Arbeitskräfte
für Tahiti anzuwerben. Dutrou Bornier kann keine Rapanui
verpflichten, nutzt aber die Gelegenheit, um von zwei Rapanui
["Torometi" und seinem Bruder "Daniel"]
9,1 Hektar Land abzukaufen.
1867:
Am 27. April 1867 stirbt der Vize-Provinzial der SS-CC-Präsenz
in Valparaíso, "Pater Pacôme Olivier".
Pater Roussel auf der Osterinsel verliert dadurch seinen wichtigsten
Beführworter, Bischof Jaussen in Tahiti zeigt offen seine
Abneigung gegen Roussel und favorisiert Kaspar Zumbohm. Es
kommt unter den Missionaren zu Kompetenzstreitigkeiten.
1867:
Der
letzte Erbprinz "Rokoroko He Tau oder Manu Rangi"
(getauft: "Gregorio")
aus der königlichen Linie der "ariki-mau" stirbt
im Oktober 1867 im Alter von 12 Jahren in der katholischen
Mission an Tuberkulose. Gregorio war der Urenkel vom großen
König Nga'ara und Neffe von ariki Maurata.
1867:
Im Oktober 1867 sterben zwei von den Mangarevan Helfern ("Araki"
und "Akilio") an Tuberkulose, die Pater Roussel
und Eugéne Eyraud im März 1866 mit auf die Insel
gebracht haben.
1867: Eine frühe Form der Tuberkulose,
die Eyraud seit 1864 in sich trägt, bricht Ende 1867
auch bei Eyraud aus.
1868:
Am 19.08.1868 stirbt Eyraud an Tuberkulose. Pater Eyraud
erhält ein Ehrengrab direkt neben der Kirche. In diesem
Ehrengrab werden insgesamt nur 4 Personen beigesetzt, und
zwar die 1915 die Seherin "Angata Veri (Pakomio)",
1927 der Inselgeistliche "Nicolas Pakarati" sowie
1969 der Inselgeistliche Pater "Sebastian Englert".
1868:
"Dutrou
Bornier" macht sich im März 1868 mit seinem
neuen Schiff "Aorai" von Tahiti auf den Weg zur
Osterinsel. Mit an Bord sind seine schwangere Lebensgefährtin
"Moo Otare", "Pierre Murat" (der für
ihn bereits auf der "Tampico" tätig war), den
Zimmerman "Pierre Mau", sowie der Deutsche "Christian
Schmidt". "Moo Otare" entbindet auf See ein
Mädchen [29. März 1868 - Marthe Jeanne], verstirbt
aber selber an den Folgen der Entbindung.
Am 06. April 1868 erreicht Dutrou Bornier die Osterinsel.
Er entlädt seine mitgebrachte Fracht, doch in dieser
Zeit havariert die "Aorai" an den Felsen der Insel
und das Schiff muss aufgegeben werden.
Im Mai 1868 gründet Dutrou Bornier gemeinsam mit den
Missionaren einen Staatsrat, deren Präsidentschaft
er übernimmt. Das Amt des "Generalsekretärs"
übernimmt Kaspar Zumbohm, den Vorsitz der Justiz übernimmt
Hippolyte Roussel.
Am 3. August 1868 vollzieht Dutrou Bornier den ersten dokumentierten
Landkauf auf der Osterinsel. Er erwirbt die Vulkan-Erhebung
Rano Kau, Mataveri und Vinapu mit einer Größe von
706 Hektar.
Personen, die Dutrou Bornier begleitet haben:
Marie
Valentine Foulon |
Moo
Otare |
Koreta
Pua Akurenga |
John
Brander |
A.
Salmon Senior |
|
|
|
|
|
die
legitime Ehefrau |
Mutter
der Tochter
Marthe Jeanne |
Mutter
der Töchter
Caroline + Henriette |
Geschäftspartner
von Dutrou Bornier |
Geschäftspartner
von John Brander |
1868:
Am 15. Oktober 1868 kauft Pater Roussel im Namen der SS-CC-Mission
335 Hektar Landfläche um Hanga Roa.
1868:
Vom
01. bis 06. November 1868 besucht die britische
"HMS Topaze" die Osterinsel. Hauptziel
des Kommandanten "Richard Powell" ist es, die Lage
einer möglichen französischen Präsenz zu sondieren.
Gegenüber dem Missionar Roussel lässt "Powell"
verlauten, dass in Valparaíso Gerüchte zirkulieren,
Chile zieht in Erwägung, die Osterinsel zu annektieren.
Nachdem die Offiziere vom Landgang einen "hässlichen
Klumpen" (Moai "Hoa Hava" mit aufs Schiff bringen,
lässt Kapitän Richard Powell nach einem weiteren
"Souvenir" suchen. Vom Vogelmann-Kultplatz "Orongo"
wird schließlich der Moai "Hoa Hakananani'a"
mitgenommen.
Laut Einschätzung Schiffs-Crew leben noch rund 900
Rapa Nui ** auf der
Insel. Pater Kaspar Zumbohm schreibt, Ende Juli
1868 leben noch 930 Rapanui auf der Insel.
1868: Von der "HMS Topaze" berichten
insgesamt sechs Crew-Mitglieder von der Begebenheit auf der
Osterinsel. Dies sind:
"Richard
Powell" ist der leitende Kommandant des Dampf-Seglers
"HMS Topaze" und schickt Erkundungstrupps auf
die Insel, um die Gesamtlage zu sondieren. Powell selbst
geht nur an Land, um mit den Missionaren zu sprechen und
fertigt dann einen allgemeinen Bericht an die Admiralität.
Die darin getätigten Aussagen entsprechen dem damaligen
Wissens- und Kenntnisstand, aus denen er teilweise falsche
Schlüsse zieht.
Der
archäologisch interessierte Schiffsarzt "John
Linton Palmer" bereits 1853 mit der "HMS
Portland" für zwei Tage an der Osterinsel, konnte
die Insel damals jedoch nicht betreten, sondern lediglich
einige Skizzen von den Insulanern fertigen. Nun, im Jahre
1868, versucht Palmer sich an einer wissenschaftlich orientierten
Abhandlung und zitiert dabei mehr die Beobachtungen von
vorausgegangenen Besuchern. Palmer fertigt 1868 mehrere
Zeichnungen von Örtlichkeiten auf der Osterinsel, verliert
dabei teilweise aber eine gewisse Detailgenauigkeit. 
"Richard
Sainthill" ist als Marineoffizier auf der
HMS Topaze und ist derjenige, der am 02. Nov. 1868 mit seinem
Erkundungstrupp von einheimischen Führern zu einem
Moai aus Granitstein geführt wird und entscheidet,
dass dieser Moai auf die "HMS Topaze" gebracht
werden soll. Der Moai nennt sich "Hoa Hava" und
befindet sich heute im Britischen Museum, London. Am längsten
hält Sainthill sich auf der Hochebene des Rano-Kau
auf, wobei er den Leutnant Mathew-James Harrison beschreibt,
wie dieser gerade den Moai "Hoa Hakananai'a" zeichnet.
"Colin
Mackenzie Dundas" ist ein junger Leutnant
auf der HMS Topaze, der als Hobby-Botaniker versucht, die
Pflanzenwelt der Osterinsel zu erkunden. Auf der Osterinsel
betätigt er sich als Landvermesser, sammelt Gegenstände
und nimmt Pflanzenproben. Neben J. L. Palmer erwähnt
Dundas erstmals auch die "tiefen Augenhöhlen"
der Moai und schreibt (wie Palmer) die Vermutung nieder,
dass in diesen Augenhöhlen früher wohl "Augäpfel"
aus "Obsidian" eingelegt waren.
"Matthew
James Harrison" ist ein junger englischer
Leutnant auf der "HMS Topaze" und wird vom Kommandanten
als Teilnehmer zur Erkundung der Osterinsel eingeteilt.
Harrison ist ein talentierter Zeichner und fertigt von allen
Stationen Skizzen, die er später als Aquarelle gestaltet.
Harrison entdeckt zusammen mit Leutnant "William Metcalfe
Lang" am Orongo den Moai "Hoa Hakananai'a"
und fertigt eine Zeichnung von dem Moai, bevor dieser von
der Topaze-Crew aus dem Steinhaus "Taura Renga"
entfernt und auf die "Topaze" gebracht wird.
"Henry
V. Barclay" ist ein junger englischer Marine-Offizier
auf der "HMS Topaze", der erst 32 Jahre später
in Dossier über die Insel erstellt. Leider sind in
diesem Papier wenige Informationen über seine eigenen
Erlebnisse erhalten.
1869:
1869: Anfang 1869 gehen Pater Zumbohm und
Bruder Escolan nach Vaihu (Südküste), um dort eine
zweite Missionsschule sowie eine Kirche aufzubauen.
1869: Dutrou Bornier will gemeinsam mit
seinem britischen Geschäftspartner John Brander Schafe
auf der Insel züchten. Hierzu handelt er im April mit
der John-Brander-Gesellschaft einen Versorgungs- und Lieferungsvertrag
aus. Die SS-CC-Mission beteiligt sich an dieser Idee.
1869: Dutrou Bornier fängt an, im großen
Stil Landflächen von den Rapanui "aufzukaufen".
Pater Roussel verweigert ihm die Zustimmung zu diesen Verträgen.
Dutrou Bornier attackiert und terrorisiert daraufhin die SS-CC-Missionen
in Hanga Roa und Vaihu, einschließlich der dort lebenden
Rapanui-Christen. Dutrou Bornier hat hierzu den Miru-Führer
"Torometi" mit 40 Gefolgsleuten als "Schutztruppe"
verpflichtet. Er sichert diesen Rapanui zu, unter seiner Führung
ihre alte Religion wieder ausüben zu dürfen.
1869: Pater Zumbohm segelt im Juli 1869
nach Valparaíso und wirbt für Geld- und Sachspenden
für die Osterinsel. Die chilenische Öffentlichkeit
wird auf die Osterinsel aufmerksam. Am 02. Dezember 1869 kehrt
Zumbohm zurück und kauft von dem eingesammelten Geld
weitere 300 Hektar Landfläche für die SS-CC-Mission.
1869: Ende 1869 nimmt Dutrou Bornier sich
die Rapanui-Frau "Koreto'-Pua'Aku Renga
ko Reto" zur Frau und ruft sie zur Königin aus.
Als Mann der Königin erreicht er dadurch gegenüber
den Rapanui einen "Tapu"-Status.
1870:
 Vom
22. bis 29. Januar 1870 führt der Kommandant "Don
José Anacleto Goñi" von der chilenischen
Korvette O'Higgins [mit Ignacio Luis Gana als Kapitän]
den ersten offiziellen Besuch Chiles auf der Osterinsel durch.
Dabei wird eine Karte von der Osterinsel erstellt, auf der
erstmalig unterschiedliche Regionen eingezeichnet sind.
Von Pater Roussel erhält Goñi zwei Rongorongo-Schrifttafeln
("Kleine Santiagotafel", "Große Santiagotafel").
"Don José Anacleto Goñi" versichert
Kaspar Zumbohm, die chilenische Regierung habe nicht die Absicht,
die Osterinsel zu annektieren. Während seines Besuches
bei Dutrou Bornier tauscht "Don
José Anacleto Goñi" bzw. "Ignacio
L. Gana", den großen (Rongoronog) "Santiago-Stab"
gegen einen Fass Schießpulver. Außerdem nehmen
sie noch einen 1,45 Meter großen Moai, sowie einige
Basis-Reliefs (MakeMake, Fisch, Vogelmann) für das "Museo
Nacional de Historis Natural de Chile, mit an Bord. Später
berichtet der Kommandant, trotz der Christianisierung habe
er eine heidnische Zeremonie beobachten können. Er schreibt:
"Männer und Frauen tanzen
nackt in der Öffentlichkeit, während sie
gleichzeitig unanständige und unmoralische Bewegungen
vollführen."
Auf Bitten der Missionare nimmt Goñi insgesamt 12
Rapanui-Jungen mit aufs Schiff, um sie als Kabinen-Jungen
und Kellner für die Offiziere auszubilden.
Nach Einschätzung "Don José Anacleto Goñi"
leben 1870 noch rund 600 Rapa Nui
** auf der Insel.
1870: Dutrou Borniers Männer attackieren
erneut das Territorium der SS-CC-Mission, zerstören Gebäude,
den Friedhof sowie landwirtschaftliche Anbauflächen und
lösen dadurch einen blutigen Konflikt zwischen dem Dutrou
Bornier Lager und dem Lager der Rapanui-Christen aus, der
bis Ende Juli 1870 dauert. Pater Zumbohm bittet Dutrou Bornier,
mit dem Krieg aufzuhören.
1870: Im September 1870 ist Dutrou Bornier
bereits in Besitz von 13.237 Hektar Landfläche der 16.059
Hektar großen Osterinsel. Dutrou Bornier hat rund 80
Rapanui um sich versammelt, die wieder ihre alte Religion
praktizieren.
1870: Pater Kaspar Zumbohm verlässt
schwer krank die Osterinsel und findet nach seiner Genesung
eine neue Wirkungsstätte in Santiago. Er wird die Osterinsel
nie wieder besuchen.
1871:
1871: Anfang 1871 strandet der amerikanische
Holzfrachter "Huntewell". 13 Besatzungsmitglieder
geben das Schiff auf und können sich retten.
1871: John Brander besucht im Februar 1871
die Osterinsel, um die Lage zu sondieren. Auf der Rückreise
nimmt er 28 Rapanui mit nach Tahiti, die er als Arbeiter für
seine Plantagen verpflichtet hat. Branders Schiff "Marama"
nimmt auch die gestrandeten Seeleute der "Huntewell"
mit.
1871: Bruder Escolan empfiehlt Bischof Jaussen
im Februar 1871, die SS-CC-Mission auf der Osterinsel aufzulösen
und die Rapanui nach Mangareva zu evakuieren.
1871: Bischof Jaussen ermächtigt Pater
Roussel, die SS-CC-Mission aufzulösen und jeden Rapanui
nach Mangareva zu evakuieren, der dazu bereit ist. Die SS-CC-Liegenschaften
sowie das Inventar, dass nicht mitgenommen werden kann, soll
Roussel verbrennen lassen, damit es nicht als Schafstallungen
entweiht wird.
1871: [Evakuierung der Rapanui]
06. Juni 1871: Kapitän Schaffner von
der "Sir John Burgoyne" nimmt am 06. Juni 1871 insgesamt
275 Rapanui auf. Gemeinsam mit Pater Roussel bleiben davon
166 in Mangareva, die übrigen 109 gehen mit Bruder Escolan
nach Tahiti als Hausangestellte und Plantagenarbeiter.
24.
Juni 1871: "Nikolai Nikolaevich Miklukho-Maklai",
ein russischer Gelehrter und Wissenschaftler erreicht am 24.
Juini 1871 auf der Korvett "Vityaz" die Osterinsel,
um Informationen über die Rongorongo-Schrift zu sammeln.
Dutrou Bornier teilt ihm mit, dass die meisten Rapanui am
06. Juni 1871 mit den Missionaren nach Mangareva
und Tahiti ausgewandert sind. Laut Dutrou Bornier leben
aktuell noch 230 Rapanui auf der Insel, davon 30
Frauen. Miklukho-Maklai reist noch am selben Tag auf der "Vityaz"
nach Mangareva, um die dort lebenden Rapanui zu befragen.
1871: Am 06. Oktober 1871 kommen weitere
67 Rapanui in Pepe'ete (Tahiti) an, die als Plantagenarbeiter
für John-Brander arbeiten sollen.
1871: Im November 1871 segelt Dutrou Bornier
nach Australien, um 458 Merino-Schafe, Heu und Ziegelsteine
zu kaufen. 51 Schafe verenden auf der Rückreise im Febr.
/ März 1872.
1872:
Am
03.01.1872 erreicht das französische Kriegsschiff
"La Flore" unter Führung des französischen
Admirals "François-Théodore de
Lapelin" die Osterinsel und bleibt bis zum 08.01.1872.
Die Mannschaft des "La Flore" scheitert bei einem
Versuch einen Moai von der Ahu-Anlage O'rongo an Bord zu bringen.
Daraufhin wird der Kopf abgesägt, mit an Bord genommen
und später dem französischen Museum übergeben.
Der Moai-Kopf steht heute im "musée du quai Branly"
(Paris).
Die "La Flore" bringt erstmals eine Inselkarte
mit, auf der 20 ehemals bewohnte Distrikte
eingezeichnet sind. Möglicherweise handelt es sich hier
um zusammengetragene Informationen der Missionare aus den
Jahren 1866-1871.
1872:
Mit
an Bord der "La Flore ist der Matrose und späteren
Schriftsteller sowie exzellenten Zeichner "Piere
Loti". Durch die Nähe zu seinem Kapitän
als "Offizier", erhält "Julian Viaud"
die Freiheit, sich am 04. Januar 1872 auf der Insel aufhalten
zu dürfen. Loti berichtet von einer absoluten Rückkehr
der Rapanui zu ihren alten Sitten und Gebräuchen. Die
Insulaner haben die europäischen Holzhäuser verlassen
und leben wieder in ihren Hütten, vor
den Eingängen sind wieder die alten Kultfiguren als Wächter
aufgestellt. Aufgrund seiner zeichnerischen Fähigkeiten
erhält er für die folgenden Tage (05. und 06. Januar
1872) den Auftrag, Zeichnungen von den Statuen anzufertigen.
1872: [Schaffarm]
1872
fängt Dutrou Bornier an, im großen Stil Schafe
und Rinder zu züchten.
Mit einem Darlehen seines Geschäftspartners, dem Reeder
"John Brander" aus Tahiti, kauft Dutrou Bornier
500 Schafe, 30 Ochsen und Kühe, 10 Pferde, sowie Materialien
zum Bau von Gebäuden und Anlagen. Dies ist der Beginn
für die Ausbeutung der Osterinsel mit bis zu 100.000
Schafen und der Unterdrückung der Rapanui bis ins Jahr
1964.
1872:
Am 19. März 1872 nimmt das schwedische Schiff
"Diamat" unter Kapitän "Karström"
auf hoher See Wasser und läuft die Osterinsel an. Während
das Schiff entladen wird, muss es aufgegeben werden und sinkt.
13 Passagiere und 17 Besatzungsmitglieder können sich
retten. Die Gestrandeten werden Ende April 1872 mit dem Brander-Schiff
"Mahina" nach Pape'ete (Tahiti) gebracht. Der Kapitän
soll den Einheimischen zwei oder drei Rongorongo-Tafeln abgehandelt
und mit nach Europa genommen haben. Deren Verbleib ist bis
heute unbekannt.
1872: Das französische Marine-Ministerium
lehnt eine Bitte der Insulaner ab, die Insel unter französischem
Schutz zu stellen.
1873:
1873: Anfang April 1873 strandet
das amerikanische Holzschiff "Wilhelm and Thomas"
an der Osterinsel und verliert sehr viel Holz.
Die Mannschaft kann sich retten, bleibt jedoch Monate auf
der Osterinsel.
1873: Dutrou Bornier beginnt aus den Wrak-Teilen
der gestrandeten Schiffe "Diamant" und "Wilhelm
and Thomas" ein 18-Meter langes Schiff zu bauen.
1875:
Das
chilenische Schiff "O´Higgins" erreicht vom
19. - 20. März 1875 erneut die Osterinsel, dieses Mal
unter dem Kommando des Kapitäns Lopez. Mit an Bord: Leutnant
zur See "Policarpo Toro". Die chilenische
Regierung wurde einige Male von Bischof "Éitenne
Jaussen" kontaktiert und gebeten, die Insel unter ihren
Schutz zu stellen. Toro hat die Aufgabe, die Lage auf der
Osterinsel zu sondieren. Die Dominanz "Dutrou Borniers"
sowie der kurze Aufenthalt der "O'Higgins" lassen
dies jedoch nicht zu.
1875: Dutrou Bornier lässt nach zweijähriger
Bauzeit sein Schiff "Indiaman" zu Wasser und segelt
Nonstop nach Tahiti.
1876:
 Im
August 1876 verstirbt Dutrou Bornier plötzlich. Zeitzeugen
wie seine Frau "Koreto" behaupten, er sei vom Pferd
gestürzt, andere Versionen besagen, es habe Spannungen
zwischen Despoten Dutrou Bornier und einigen Inselbewohnern
gegeben, mit der Folge, das Dutrou Bornier erschlagen
worden sei.
1877:
Am
15. Juni 1877 verstirbt auch Dutrou Bornier´s Partner
John Brander, allerdings eines natürlichen Todes; die
Brander-Erben klagen vor französischen Gerichten die
Osterinsel als ihren Besitz ein. 
1877:
Besorgt
über die Entwicklung auf der Osterinsel entsendet Frankreich
eine Deligation unter Leitung des Anthropologen und Linguisten
"Alphonse Pinart" [Wikipedia:
Adolphe Pinart] zur Osterinsel, die sich über
den Stand der aktuellen Situation informieren sollen. Als
Pinart am 01. April 1877 mit dem französischen
Kriegsschiff "Le Seignelay" auf die Osterinsel kommt
und nach Dutrou Bornier fragt wird ihm von einem Einheimischen
erzählt, Dutrou Bornier sei vom Pferd gefallen und tödlich
verunglückt.
Auch beim Besuch der "Königin" Koreto wird
der Delegation dieselbe Geschichte erzählt. Pinart erhält
von Königin Koreto einen sehr schlechten Eindruck, von
dem verstorbenen Dutrou Bornier zeichnet er in seinem Bericht
allerdings ein sehr positives Bild.
Pinart wird von der Inselköngin Koreto
darüber informiert, dass nur noch 111 Menschen
auf der Osterinsel leben, davon 26 Frauen.
Das Bild zeigt ein Treffen zwischen Adolphe Pinart und der
"Queen Mother" - Koreto - mit ihren
Töchtern "Caroline" und "Harriette im
Jahre 1877.
1877:
"Paul-Émile
Lafontaine", ein französischer Marineoffizier,
hat das Kommando über eine 14-köpfige Expeditionsgruppe
die Pinart begleiten soll. Während des ersten Landganges
erfährt Lafontaine, dass der französische Siedler
"Dutrou Bornier" nicht mehr leben soll. Lafontaine
geht mit allen Teilnehmern wieder an Bord und meldet Dutrou
Borniers Tod seinem Kapitän. Daraufhin erhält er
den Auftrag, Pinarts Expeditionsreise wie geplant abzusichern
und möglichst genaue Informationen über das Ableben
des Siedlers in Erfahrung zu bringen.
1877:
1877: Im Juni 1877 schickt die Brander-Gesellschaft
ihren chilenischen Mitarbeiter "Juan Chávez"
als neuen Verwalter der Schafranch auf die Osterinsel. Chávez
vertreibt "Koreto" aus ihrer Residenz und bleibt
für 1 Jahr.
1877 strandet an der Südküste
der Osterinsel der amerikanische Holzfrachter "Black
Eagle" mit einer Ladung Fichtenholz. Die Insulaner fertigen
später aus den Brettern einfache Holzhäuser nach
europäischem Stil und verlassen ihre einfachen Wohnhütten.
Außerdem werden aus den Holzbrettern zwei große
Boote gebaut, die dann zur Schaffarm gehören.
1878:
1878:
Im Okt. 1878 kommt "Alexander Salmon jr.",
John Branders Neffe auf die Insel um die Geschäfte auf
der Schaffarm fortzuführen. Er ist der Erbe des
Salmon / Branders Unternehmen, wozu auch die Ländereien
auf der Osterinsel gehören. In seiner Zeit auf der Osterinsel
[1878-1888] bringt Alexander Salmon so etwas wie, Ruhe und
Stabilität auf die Insel. Salmon ist Arbeitgeber, Kontrollorgan
und Richter in einer Person. Neben Original-Artefakte, trägt
Salmon auch viele Legenden über die Geschichte der Rapanui
zusammen.
1878:
1878
kommt auch Pater Roussel auf die Insel zurück,
um die im Jahre 1871 zurückgelassenen Besitztümer
der "SS-CC" zu sichern. Vornehmlich geht es darum,
eine genaue Inventarliste zu erstellen, um den Transport,
Verkauf und / oder eine angemessene Entschädigung zu
ermöglichen. Gleichzeitig will er seinen Aufenthalt nutzen,
um Taufen und Eheschließungen vorzunehmen.
1879:
"Maria
Angata Veri", eine im Jahre 1853 auf der Ostrinsel
geborene Rapanui, kehrt nach der Vertreibung der Missionare
und ihrer Umsiedelung nach Mangareva (1871) zurück und
übernimmt die Betreuung der kleinen katholischen Rapanui
–Gemeinde als Religionslehrerin. Als Mittlerin zwischen
den Menschen und der neuen Religion gewinnt Maria Angata Veri
schnell an Einfluss. Die Inselgemeinde hört auf sie,
als sie 1892 empfiehlt, den jungen "Siméon Riro
Kainga" zum König zu wählen und sie ermutigt
ihre Mitmenschen immer wieder, sich gegen die Fremdherren
aufzulehnen.
1881:
1881 reist eine Delegation von den Rapanui nach Tahiti um
Frankreich um Schutz für die Osterinsel zu bitten. Die
Vertreter Frankreichs lehnen ab.
1882:
1882:
"Bouverie F. Clark", Kapitän
des britischen Schiffes "HMS Sappho", besucht am
16. Juni 1882 für zwei Tage die Osterinsel.
Im Auftrag Großbritanniens soll Clark feststellen, was
sich seit dem Besuch der "HMS Topaze" unter Kommandant
"R. Powell" auf der Osterinsel verändert hat.
Clark lässt sich von Alexander Salmon informieren und
fertigt einen allgemeinen Bericht. 
1882
"Wilhelm
Geiseler", Kapitänleutnant und Kommandant
auf dem deutschen Vermessungsschiff "S.M.S. Hyäne",
hält sich in der Zeit vom 20.Sept. 1882 bis 23.Sept.
1882 auf der Osterinsel auf. Er hat von der Königlichen
Marine den Befehl, auf der Osterinsel nach Resten einer früheren
Kultur zu forschen und für die Ethnologische Abteilung
der Königlichen Museen in Berlin, nach Kräften tätig
zu werden. Geiseler selbst besucht und besichtigt zwar Teile
der Osterinsel, die eigentlichen ethnographischen Untersuchungen
überträgt er jedoch seinem Zahlmeisteraspiranten
"Jakob Weißer".
1882 meldet Geiseler insgesamt 150 Menschen
** auf der Insel, 100 in
Mataveri und 50 in Hanga Roa, und zwar 67 Männer, 39
Frauen und 44 Kinder, darunter 20 Tahitier.
1882
"Jakob
Weisser", Zahlmeisteraspirant auf dem deutschen
Vermessungsschiff "S.M.S. Hyäne", hat von seinem
Kapitän "Wilhelm Geiseler" den Befehl erhalten,
für die Ethnologische Abteilung der Königlichen
Museen in Berlin, auf der Osterinsel nach Kräften tätig
zu werden. Weißer arbeitet seinen Auftrag in geradezu
preußischer Gründlichkeit ab und sammelt in nur
4 Tagen eine erstaunliche Vielfalt an Informationen und Artefakte.
Neben einem sehr bildlich beschriebenen Untersuchungs- und
Erfahrungsbericht über 54 Seiten sowie 20 Zeichnungen
können am Ende 87 unterschiedliche Artefakte (in rd.
250 Einzelteilen) nach Berlin geschickt werden.
1883:
1883:
"Atamu
Tekena", ein Rapanui aus dem königlichen
Clan der "Miru" und wird 1883 von den Missionaren
[Pater H. Roussel und Bischof É. Jaussen] zum
König der Osterinsel ausgerufen, damit die Osterinsel
einen offiziellen Souverän erhält. "Atamu Tekena"
hat allerdings keine politische Macht, weil er nur der König
von den Rapanui im Reservat Hanga-Roa ist und nicht von der
gesamten Insel. Eine Volkszählung ergibt eine Einwohnerzahl
von 157 **.
1883:
Das
chilenische Schulschiff, die Korvette "Abtao" erreicht
die Osterinsel. Mit an Bord ist "Policarpo Toro",
der die Insel aus früheren Besuchen kennt. Toro ist zwischenzeitlich
vom ehemaligen chilenischen Seekadetten zum Professor der
Naval Academy aufgestiegen und führt nun auf der Osterinsel
hydrographische Vermessungen durch. Dieses Gutachten bildet
1888 die Grundlage für die Annektierung der Insel durch
Chile.
1885:
1885:
"Alexander
Salmon jr." expandiert hinsichtlich des Exportes seiner
Schafswolle, fördert aber auch den Tourismus auf der
Insel. Er ermutigt die Rapanui die alte Schnitzkunst der Vorfahren
wieder aufzunehmen und diese Plagiate an kaufkräftige
Touristen zu verkaufen.
1885:
Im
Jahre 1885 kommt der damals 19-jährige Franzose "Vincent"
- (Varta) Pont von Brest" mehr zufällig
auf die Osterinsel, nachdem er als Matrose auf mehreren Schonern
den Pazifik befahren hat. "Pont" ist ausgebildeter
Schreiner und wählt seinen Wohnsitz bei Anakena, weg
von der katholischen Kirche in Hanga-Roa und weg von dem Schaffarmer
"Alexander Salmon" in Vaihu. "Pont heiratete
die Rapanui-Frau "Maria Heremeta". Um 1896 wird
er eine Holzhütte in Hanga-Roa beziehen, weil der neue
Schafranch-Besitzer "Enrique Merlet" die gesamte
Bevölkerung in Hanga-Roa konzentriert. "Pont"
ist der erste Europäer, der sein gesamtes Erwachsenenleben
auf der Osterinsel verbringt.
1886:
Der
Amerikaner Willima J. Thomson erreicht mit
der USS Mohican am 18. Dez. 1886 die Osterinsel und bleibt
dort bis zum 31. Dez. 1886. Thomson ist im Auftrag des "Smithsonian"-Museums
in Washington D.C. unterwegs und soll unbedingt einen Moai,
für das im Bau befindliche Museum, mit nach Washington
bringen.
Thomson schildert, wie die Vegetation von den vielen Schafen
vernichtet wird, er kartiert systematisch die Küstenlinien
und zeichnet erstmals die richtige Form der Osterinsel als
Karte. Auf der Suche nach Artefakten bricht Thomson unsachgemäß
die Ahu-Anlage Vinapu I sowie einige Steinhäuser am Orongo
auf, erstellt aber auch eine erste Liste mit 113 Ahu-Anlagen
sowie 555 Moai. Thomson
kann durch Vermittlung des örtlichen Schaf-Ranch-Besitzers
A. Salmon jr., den Einheimischen
noch zwei Rongorongo-Schrifttafeln (Tafel "R" und
Tafel "S") abhandeln. Thomson ist auch der erste,
der von der Osterinsel Fotografien macht.
Laut Thomson leben insgesamt 155 Menschen
** auf der Insel, die sich
in 68 erwachsenen Männern, 43 Frauen, 17 Jungen und 27
Mädchen unter 15 Jahren aufteilten.
Auftragsgemäß bergen
Thomsons Männer für das "Smithsonian"-Museum"
einen 2,24 Meter großen Moai, zusätzlich aber auch
noch einen 1,20 Meter hohen Moai-Kopf. Beide Statuen stammen
von der Ahu-Anlage O’Pepe, die sich außergewöhnlich
weit im Inland der Osterinsel befindet. Die Moai werden mit
einem Ochsen-Schlitten in die rd. 4 KM entfernte Hanga O Hônu
Buch (Ahu Heki’i) gezogen und von dort aufs Schiff gebracht.
1886:
Die Profite der Schafranch sinken. Alexander Salmon nimmt
Kontakt mit einer Gruppe chilenischer Unternehmer für
einen möglichen Verkauf auf. Die Verhandlungen scheitern.
1887:
1887:
 "Policarpo
Toro" beginnt, mit Alexander
Salmon jr., mit John Brander jr. und mit dem SS-CC-Vikariat
in Valparaíso über den Ankauf
ihrer Besitztümer auf der Osterinsel zu verhandeln.
Mit den Rapanui, den Eigentümern der Osterinsel, wird
nicht verhandelt. Toro nimmt aber mit dem König der Rapanui,
"Atamu Tekena", Kontakt auf und bietet ihm und seinen
Landsleuten den Schutz durch Chile an.
1887:
1887 versuchen verschiedene Mönche
vom Johanniter-Orden auf der Insel Fuß zu fassen. Die
Besuche unter den jetzt 187 Bewohnern dauern zumeist nur wenige
Tage.
1888:
Insgesamt leben 178 Menschen auf der Insel.
**
Verkauf | Ankauf:
 Am
2. Jan. 1888 verkaufen Alexander Salmon
jr. und sein Bruder "Tati" ihre Anteile
der Schafranch für 2.000 Pfund Sterling an die chilenische
Regierung und treten damit sämtliche Rechte an Chile
ab. Am gleichen Tag (2. Jan. 1888) schließt auch John
Brander jr. mit "Toro" eine Absichtserklärung
zum Verkauf seiner Anteile an die Osterinsel für 4.000
Pfund Sterling.
 1888:
Nach den Vertragsabschlüssen zum Verkauf der Salmon
/ Brander - Anteile der Osterinsel-Schafranch an Chile,
will Policarpo Toro Chiles Anspruch auf
die Insel unumkehrbar machen und übergibt das Salmon-Anwesen
in Vaihu an drei chilenische Kolonisten-Familien. Führer
und Sprecher der Kolonisten ist "Pedro Pablo
Toro", der Bruder von Policarpo Toro.
Am 08. Aug. 1888 kauft "Toro"
vom apostolischen SS-CC-Vikariat für 5.000 Francs,
deren (335 Hektar große) Ländereien um Hanga-Roa.
Übergabe | Annektierung:
Am 09.Sept.1888 wird ein Vertrag in spanischer
und Tahitian-Rapanui Sprache geschlossen, den Toro und 12
weiteren Stammeshäuptlingen an Bord des Kriegsschiffes
Angamos unterzeichnen. Chile verspricht sich mit der Annektierung
der Osterinsel einen strategischen Seefahrerstützpunkt
im Pazifik. Der Panamakanal ist im Bau und soll vorbeifahrende
Schiffe mit Kohle beliefern.
1888:
Mit der Deligation zur Annektierung der Osterinsel kommen
auch Pater Albert Montiton und der fromme Rapanui "Nikolas
Pakarati" mit seiner Frau auf die Osterinsel.
"Nikolas Pakarati" wurde in Tahiti als Katechist
ausgebildet und wird nun als neuer Inselgeistlicher eingeführt.
Pakarati wird, mit wenigen kurzen Unterbrechungen, dieses
Amt bis zu seinem Tod im Jahre 1927 ausüben. 
1888: Am 08. Sept. 1888 kehrt auch eine
Rapa-Nui Familie aus Tahiti zurück, die auf der Brander-Plantage
gearbeitet hatten. Sie sind an Lepra
erkrankt und halten sich deshalb abseits der Bevölkerung
in einer Höhle auf.
 1888:
"Pedro Pablo Toro" verwaltet die Schafe und das
Vieh und initiiert den Verkauf der Produkte an Tahiti und
Chile. "Pedro Pablo Toro" akzeptiert König
"Atamu Tekena" auch als Autorität der Insel
und verhandelt mit ihm, harmonisch, alle Insel-Angelegenheiten.
Bereits 1888 vereinbaren beide, auf der Osterinsel eine kleine
Schule für Spanischunterricht zu eröffnen.
1888: Züchter
Salmon verlässt am 14. Dez. 1888 die Insel mit einer
großen Sammlung echter und unechter Gegenstände.

1889:
Die Lepra-Krankheit ist in Hanga-Roa ausgebrochen. Die Kranken
werden zunächst etwas abseits (in der Nähe von Tahai)
isoliert.
1889: Am 20. Juni 1889 verlassen zwei der
drei chilenischen Kolonisten-Familien auf der "O'Higgins"
bereits wieder die Osterinsel. Einen Monat später war
die letzte und dritte Kolonisten-Familie verstorben. Als die
britische "HMS Kormoran" die Osterinsel am 20. Juli
1889 erreicht, um die Auswirkungen der chilenischen Annexion
und Kolonisation zu beurteilen, finden die Britten in der
Vaihu-Residenz nur noch "Pedro Pablo Toro" als Verwalter
der Schafranch und einige chilenische Schafhirten vor. Die
wenigen Rapanui hatten sich auf die Insel verstreut, die meisten
davon an der Westküste bei Hanga-Roa.
1890:
Für die Rapanui ändert sich wenig. Der Inselgeistliche
Nikolas Pakarati kann nicht verhindern, dass die Rapanui in
ihre alten Rituale zurückfallen. Der US-Amerikaner V.S.
Frank berichtet von einer Zeremonie in deren Verlauf es zu
kannibalischen Handlungen an peruanische Seefahrer und Einheimische
gekommen sein soll. 
1890: Insgesamt leben 188 Menschen
auf der Insel. **
1892:
 Der
von der katholischen Mission berufene "König Atamu
Tekena" stirbt an Tuberkulose. Auf Initiative von "Maria
Angata Veri" wählen die Rapa Nui
in demokratischer Wahl ihren neuen König
"Siméon Riro Kainga". und
proklamieren mit einer eigenen Fahne ihre "Unabhängigkeit".
Der Kapitän des chilenischen Versorgungsschiffes "Abtao"
- "L.A. Castillo" - hält Gericht und beendet
"diesen Unsinn" mit einem maritimen Schiedsspruch.
1892: Insgesamt leben 201 Menschen
auf der Insel, davon 112 Männer und 89 Frauen. **
1892: Die ehemalige Schaffarm wird von den
chilenischen Kolonisten aufgegeben; die Ausgaben der Farm
übersteigen die Einnahmen. Das Vorhaben, Kohle an vorbeifahrende
Schiffe im Pazifik zu verkaufen hat sich zerschlagen, weil
sich die Fertigstellung des Panama-Kanals verzögert.
In Chile herrscht zudem seit 1891 ein Bürgerkrieg.
1892 - 1895: "Rapanui-Manuskripte"
In
dieser Zeit besinnen sich die Rapanui auch auf ihre eigene
Geschichte. "Nikolas Pakarati", "Pua
Ara Hoa", "Carlos Teao Tori",
"Pakomio Ure Kino", "Daniel Ure Va'e Iko"
und "Tomenika VakeTuku Onge" versuchen erstmals,
die Legenden und Traditionen der Osterinsel
zu sammeln und diese in lateinischer Schrift niederzuschreiben.
Die alten Legenden um "Hotu-Matu'a" sind gefärbt
von Überlieferungen anderer Inseln, wie beispielsweise
die der Mangareva. Pater "Hippolyte Roussel" hatte
1866 drei Missions-Helfer mit zur Osterinsel genommen die
unter anderem als Dolmetscher fungierten.
1895:
Chile
verpachtet die Osterinsel für 20 Jahre an den französischen
Viehzüchter "Enrique Merlet",
später wird eine Handelsgesellschaft zu Ausbeutung der
Insel gegründet und bis 1953 im großen Stil Schafzucht
betrieben; mit Ausnahme von Hanga-Roa, einem Areal von gut
6 Hektar, wird die gesamte Insel in eine Schaffarm umgewandelt.
Mit der Farm beginnt allerdings auch ein regelmäßiger
Linienverkehr durch Schiffe von und nach Chile.
1895: Der chilenische Lehrer Alberto
Sánchez Manterola zieht mit seiner Familie
auf die Osterinsel. Seine Versuche, die Rapa-Nui zu unterrichten
dauern allerdings nur 5 Monate. Sánchez übernimmt
im Auftrag des Viehzüchters Merlet die Verwaltung
der Schaffarm. Chile hatte durch die Verpachtung
der Insel, jegliches Interesse an den Rapa-Nui verloren. Sánchez
ist bemüht, mit den Rapanui in friedlicher Co-Existenz
zu leben, gerät aber in Konflikt mit den Vorgaben des
Pächters Merlet.
1896:
Insgesamt leben 214 Menschen auf der Insel.
**
1896:
Alberto Sanchez Manterola
wird staatlicher Inselchef
Die chilenische Regierung erklärt per Dekret vom 15.
Juni 1896 die Osterinsel zu einer Marinedependance. Chile
erklärt
Alberto Sanchez Manterola zum staatlichen
Inselchef. Die Rechte der Schaffarm bleiben davon
unberührt. Das Betreten der Weideflächen ist für
die Rapanui fortan nur noch mit einer Sondergenehmigung des
Militärgouverneurs möglich.
1896: Am 15. Juli 1896 erreicht das französische
Schiff "Apolline Emilie" die Osterinsel, um für
"E. Merlet & Co." Ladung zu
bringen. Dabei havariert das Schiff an den Klippen der Insel
und geht verloren. Zehn Besatzungsmitglieder, darunter der
deutsche Kapitän und der Lotse, ertrinken. 14 Mann überleben,
darunter drei Deutsche, zehn Chilenen und ein Italiener. Einige
Monate später nimmt das Merlet-Schiff "Maria Luisa"
die gestrandeten auf und nimmt sie mit zurück nach Valparaíso.
Nur der 23-jährige Italiener "Rafael Cardinali"
bleibt zurück, um sich für immer auf der Osterinsel
niederzulassen.
1896: Im Streit ersticht
der Farm-Mitarbeiter "Felipe Rehhoef" den Rapanui
"Simon Teao Kiroké". Obwohl Sanchez versucht,
Rehhoef zu schützen, kann König "Siméon
Riro Kainga" erwirken, dass der Mörder einer ordentlichen
Gerichtsbarkeit zugeführt wird.
1896:
Im Dezember kommt es zwischen den Rapanui und Sanchez
zu einem Streit über eine Tränke für Tiere.
Zum ersten Mal treten die Rapanui für eine Woche in Streik.
Sanchez Männer werden mit Steinwürfen aus Hanga
Roa vertrieben.
1896:
Der chilenische Pater Albert Montiton unternimmt
einen weiteren Versuch zur Christianisierung der Insulaner.
Nachdem die Insulaner christlich beerdigte Rapanui sofort
wieder aus ihren Gräbern entfernen und die Körper
in versteckten Höhlen beisetzen, übergibt er die
seelsorgerischen Pflichten wieder an den SS-CC-Katechisten
Nikolas Pakarati und verlässt die Insel.
1896/97: Der neue Ranch-Verwalter "Enrique
Merlet" lässt alle Rapanui an die Westküste
(um Hanga-Roa) umsiedeln. Darunter befinden sich auch die
Lepra-Kranken, die sich bis dahin abseits der Bevölkerung
aufgehalten haben.
1897:
Es
kommt zwischen den Rapanui und dem Verwalter der Schaffarm
erneut zu Streitigkeiten bezüglich der Bezahlung der
Arbeiter; die Rapanui treten in Streik. Infolge dieser Zwistigkeiten
werden die Insulaner komplett entrechtet. Pächter Merlet
lässt die Tiere der Rapanui konfiszieren und eine
Mauer um das Areal von Hanga Roa
bauen. Sämtliche Männer und Frauen über 14
müssen fortan unentgeltlich für die Farm arbeiten.
Die Flagge der Rapa Nui wird verboten; niemand darf ohne Erlaubnis
das Gebiet von Rapa Nui verlassen.
1898:
Rapa
Nui König "Simeon Riro Kainga" bewirkt eine
Audienz bei der chilenischen Regierung in Valparaíso,
und reist mit drei weiteren Rapanui dort hin. In Valparaíso
stirbt "Riro Kainga" unter mysteriösen Umständen
an einer Alkoholvergiftung. Seine Begleiter, darunter "Juan
Tepano" bleiben Chile und werden Soldaten in der chilenischen
Armee.
Die
Bevölkerung ist unzufrieden. Im Reservat Hanga-Roa herrschen
unhaltbare Zustände. Die Rapanui entschließen sich
daraufhin, bis zum Eintreffen des nächsten chilenischen
Schiffes (dessen Kapitän Recht sprechen soll) erneut
in den Streik zu treten.
1899:
Im März erreicht den Rapanui die Nachricht vom Tod ihres
Königs Kainga. Pächter Merlet behauptet, Kainga
hätte sich zu Tode getrunken. Die Rapanui sind der Meinung,
ihr König sei vergiftet worden. Kaingas Körper kann
nicht auf die Insel überführt werden, angeblich
ist der Aufenthaltsort von Kaingas Grabstelle unbekannt.
1899:
Die Ausbreitung der Lepra-Krankheit ist nicht mehr aufzuhalten.
Die Kranken werden in ein Gebiet, drei Kilometer nördlich
von Hanga-Roa verlegt. 
Bis 1899 hatten im 19. Jahrhundert mehr als 150 Schiffe
die Osterinsel kontaktiert.
**
= Statistik Walter Knoche "Die Osterinsel".
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