Trinkwasser auf der Osterinsel

Trink- bzw. Süßwasser auf der Osterinsel


Die Trinkwasserversorgung auf der Osterinsel:

Trinkwasser auf der Osterinsel Trinkwasser auf der Osterinsel Kurzbeschreibung:

In den frühen Reiseberichten über die Osterinsel wurde immer wieder der Eindruck vermittelt, als habe es für die Bevölkerung einen ewigen Mangel an Trinkwasser gegeben. Der deutsche Pater Sebastian Englert hat sich in den 1940er Jahren mit dieser Problematik beschäftigt und dabei festgestellt, dass es auf der Osterinsel durchaus ausreichende Wasserreservoirs gab, um damit eine Bevölkerungszahl von bis zu 5000 Personen mit Trinkwasser zu versorgen. Nur bei Trockenperioden von mehr als einem Monat wurde das Süßwasser für die Bewässerung der Felder knapp.

In dem, im Jahre 1948 erschienenen Buch La Tierra de Hotu Matu’a von Sebastian Englert, findet sich ab Seite 281 eine umfangreiche Auflistung aller nennenswerten Trinkwasserreservoirs, die es auf der Osterinsel gibt.

 

Quelle:
- "La Tierra de Hotu Matu´a", Sebastian Englert 1948, S. 281 ff.,

 

Trinkwasser auf der Osterinsel:

Ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch die Reiseberichte der ersten Entdecker der Osterinsel zieht, ist die Knappheit um Trink- bzw. Süßwasser. Diesen Mangel erklärten sich die Seefahrer mit der kompletten Abholzung der Insel. Die fehlenden Wälder seien dafür verantwortlich, dass der Vulkanboden kein Grundwasser halten kann, so die pauschale Begründung.

Wasserquellen auf der Osterinsel

Doch eine Wasserknappheit an Trinkwasser kannten die Osterinsulaner nicht, selbst nicht bei einer Bevölkerungszahl von bis zu 5000 Menschen. Denn die frühen Inselbewohner kannten nur Wasser zum Trinken. Nutzwasser nach den Vorstellungen der Entdecker, brauchten sie nicht. Es gab keine Schalen oder Töpfe für die Zubereitung von Suppen oder Soßen. Eine derartige Zubereitungsform von Speisen war auf der Osterinsel gänzlich unbekannt. Für die Körperpflege oder auch das Abwaschen der geernteten Früchte genügte den Insulanern das Wasser des allseits umfließenden Meeres und Nutztiere mit einem nennenswerten Wasserbedarf gab es nicht auf der Osterinsel.

Pater Sebastian Englert hat sich in den 1940er Jahren intensiv mit der Problematik um Trinkwasser auf der Osterinsel beschäftigt und seine Forschungsergebnisse in seinem Buch "La Tierra de Hotu Matu’a" [von 1948] veröffentlicht. Hierbei gliedert Englert den Zugang um trinkbares Wasser in vier Kategorien:

 

  1. Regenwasser aus den drei Kraterseen Rano-Kau, Rano-Raraku und Rano-Aroi,


  2. Regenwasser, dass von den Berghöhen ober- oder unterirdisch abfließt und an Stellen wieder austritt, ohne das salzige Meerwasser zu erreichen,


  3. Regenwasser, dass von den Berghöhen unterirdisch bis zur Küste abfließt und sich mit dem salzigen Meerwasser vermischt und


  4. Regenwasser, dass sich in oberirdischen Felsspalten und Steinmulden sammelt und zumeist nur nach Regenschauern abgeschöpft werden kann.

 

1. Regenwasser in den drei Kraterseen:

In den Kraterseen Rano-Kau, Rano-Raraku, sowie Rano-Aroi [Mt. Terevaka] befinden sich große Kraterseen, in denen sich seit ewigen Zeiten Regenwasser sammelt. Englert schreibt, im Umfeld dieser Krater hat es für die Menschen nie einen Mangel an Süßwasser gegeben. Nur mit dem Abschöpfen und Transport des Wassers gab es Probleme, weil die frühen Inselbewohner keine größeren Behältnisse kannten.

Kratersee Rano Kau#Kratersee Rano Raraku#Kratersee Rano A Roi
die drei Kraterseen auf der Osterinsel

 

Rano-Kau:
Bei dem 320 Meter hohen Rano-Kau mit seinem rd. 250 Meter tiefen Kratereinstieg war das Bergen des Wassers zudem sehr zeitintensiv. In Kriegszeiten war es noch schwieriger, diejenigen, die als Besiegte und Flüchtlinge (kio) in Höhlen lebten, mit Trinkwasser zu versorgen. Der Überlieferung nach, wurde zu diesem Zweck eine schwammige Wurzel namens "para" verwendet, die sich unter dem Moos befindet, das die schlammigen Teile des Kraters bedeckt.

Rano-Raraku:
Das Abschöpfen des Wassers aus dem Kratersee des Rano-Raraku war wegen seines flachen Einstieges kein Problem, wenn auch die dort lebenden Aku-Aku-Geister stets bei guter Laune gehalten werden mussten.

Rano-Aroi:
Das Abschöpfen des Wassers vom Rano-Aroi [A Roi] mit seiner Höhe von 288 Meter ist ebenfalls einfach, weil das überschüssige Wasser unterirdisch aus gut zugänglichen Quellen austritt. Der Rano-Aroi selbst ist allerdings komplett mit der Taro-Schilfpflanze zugewuchert.

 

2. Gefiltertes Regenwasser aus den Berghöhen:

Die Bergkuppen bzw. Inselerhebungen sind zu flach, als dass sich Regenwasser in einen dauerhaften Flusslauf sammeln könnte. Die Vulkane und die flachen Talsenken zwischen den Erhebungen bestehen aus Tuffgestein. Der Regen versickert sehr schnell in den porösen Böden und bildet unterirdische Gewässer, die zumeist in Uferhöhe ins Meer abfließen. Nördlich und östlich des Maunga Terevaka finden sich an der Küste, ehemals, bedeutende Siedlungen (Puna-Marengo im Norden und Vai-tara-kai-ua im Osten). In diesen Regionen tritt relativ sauberes Trinkwasser in schwachen Quellen aus, das als Regenwasser im Stein des Maunga Terevaka versickert war.

An unterschiedlichen Stellen finden sich Quellen von frischem Trinkwasser, dass von den Berghöhen durch unterirdische Wasserläufe wieder zu Tage tritt. Englert nennt hier reine Frischwasserquellen wie am

Süßwasservorkommen auf der Osterinsel
    • Vai inu-inu (kleiner Wasserstrahl am Rano Kau (unterhalb von Karikari)

    • Puna-Pau (kleines Wasserreservat mit täglich etwa 5 - 10 Liter)

    • Roiho (hinter der ehemaligen Lepra-Station in einer großen Reihe unterirdische Hohlräume

    • Puna Marengo (Hohlraum bei Vai Mata)

    • Vai Mata (Rinnsal - Durchfluss etwa 1 Liter pro Minute)

    • Vai Tara Kai Ua (reichliches Wasserreservat in einer tiefen Höhle)

    • Ana o Keke (Grundwasser, das sich aus den Felsen der Höhle in Senken sammelt)

    • Quelle zwischen Hanga Te Tenga und Akahanga (unterirdischer Wasserlauf vom Kratersee Oroi)

 

3. Wasserläufe mit geringfügiger Salzwasser-Einmischung:

Vornehmlich an der Südküste liegen die Austrittsstellen des Grundwassers auf Höhe der Küstenlinie. Das an diesen Quellen austretende Wasser vermischt sich schnell mit Meerwasser und schmeckt daher salzig. Die frühen Rapanui versuchten hier, die Vermischung des Süßwassers mit dem salzigen Meerwasser durch Auffangbecken an den Austrittsstellen zu verhindern. Die Qualität des so aufgefangenen Wassers war allerdings nicht wirklich besser als an den ungeschützten Stellen.

In folgenden Regionen finden sich Wasserläufe bzw. Quellen von frischem Trinkwasser, dass von den Berghängen fließt, sich durch ihre Küstennähe aber mit salzigem Meerwasser vermischt und deshalb leicht brackig schmeckt:

brackiges Wasservorkommen auf der Osterinsel
    • Mataveri o tai (Brunnen, sehr nahe an der Küste)

    • Tahai (Quelle sehr nahe an der Küste)

    • Hanga Kaokao (Quelle nahe an der Küste zwischen Tahai und Akapu)

    • Te Ava renga (Quelle nahe an der Küste zwischen Hanga Oteo und Anakena)

    • Te Puna rere takatea (Quelle nahe an der Küste zwischen Anakena und Ovahe)

    • Mauku roa (mehrere Brunnen zwischen Ovahe und Mahatua)

    • Puna a Moeto (Rinnsal frisches Wasser am Fuß der Ahu-Anlage Tongariki)

    • Hang Tuu Hata (In einer Höhle dieser Bucht fließt Frischwasser in einen Brunnen. Je nach Wasserstand vermischt sich das Wasser mit salzigem Meerwasser)

    • Vai Moai (große Zisterne zwischen Hanga Tuu Hata u. Hanga Tetenga. Wasser vermischt sich wegen ihrer Küstennähe mit salzigem Meerwasser)

    • Hanga Tetenga (Wasserlauf vermischt sich aufgrund der Küstennähe mit salzigem Meerwasser)

    • Region Akahanga (Brunnen mit Süßwasser, vermischt sich mit salzigem Meerwasser)

    • Vaihu (Zisterne, Süßwasser vermischt sich mit salzigem Meerwasser)

    • Hanga He Mu (Wasserquelle in der Nähe von Hanga Poukura. Das Süßwasser vermischt sich aufgrund der Nähe zur Küste mit salzigem Meerwasser)

    • Koreha puoko viri (Brunnen in der Nähe von Vinapu. Das Süßwasser vermischt sich aufgrund der Nähe zur Küste mit salzigem Meerwasser).

4. offenes Regenwasser in Felsvertiefungen und Felsspalten:

Neben den natürlichen Wasserläufen gibt es auch eine Vielzahl an natürlichen Vertiefungen, in denen sich das Regenwasser sammelt und nicht versickert. Englert hat in seinem Buch beispielhaft einige aufgezählt:

Trinkwasservorkommen auf der Osterinsel in offenen Felsspalten
    • Vai Atare ("Wasser der Tara" - in einer Felsspalte in der Hochebene des Rano Kau).

    • Vai a repa (Vertiefungen im Bezirk Hanga-Roa. Früher war das Wasser so klar, dass Menschen sich darin spiegeln konnten. Heute [Englert: 1948] ist das Wasser durch Tiere weitgehend verschmutzt und zu schmutzigen Lachen verkommen).

    • Vai a Mei (felsige Senke nicht weit von den Inseln Ko Hepa, Ko Maihori und Motu Tautara entfernt).

    • Vai uutu roroa (felsige Senke im ersten der drei Maunga Teatea-Hügel).

    • Vai a heva (natürliche Vertiefung im Bergmassiv des Maunga Teatea. Diese Vertiefung ist gut zu erkennen, da es die Form eines Mundes in einem typischen MakeMake-Gesicht hat).

    • Vai a Are (natürliche Vertiefung in der La Pérouse Region.

 

Erste Berichte über Suche nach Wasser:

Schon Cornelius Bouman (Kapitän unter Jacob Roggeveen 1722) stellte fest, dass das ihm angebotene Wasser "ziemlich brackig" schmeckt. Juan de Hervé (Navigationsoffizier unter Felipe González 1770) berichtet, dass beim Ausgraben eines der Löcher für die Holzkreuze "eine feine Quelle mit frischem Wasser" ausbrach, die "sehr gut und reichlich" war.

Georg Forster berichtet: James Cook, der 1774 auf der Osterinsel nach frischem Trinkwasser für seine Schiffsbesatzung angefragt hatte, wurde ein Brunnen gezeigt, der sich unweit der Küste befand und tief in den Felsen geschlagen war. Dieser Brunnen war " … voll Unreinheiten …" Und als der Brunnen gereinigt war, schöpften Cooks Männer lediglich brackiges Wasser. "Gleichwohl tranken die Einwohner es mit großem Wohlgefallen."

Um dem Wassermangel zu entgehen, löschten die Rapanui ihren Durst auch mit dem Saft des Zuckerrohrs. Georg Forster berichtete aus seinem Besuch im Jahre 1774: immer dann, wenn die Reisenden zu trinken verlangten, wurden ihnen Zuckerrohrstangen angeboten. Zuckerrohr wurde in dieser Zeit in Pflanzungen direkt neben den Paenga-Häusern (hare paenga) angelegt. Dabei waren um jede Pflanze Vertiefungen von 12 Zoll angebracht um (vermutlich – so Forster) Regenwasser für die Pflanzen aufzufangen. Der reife Zuckerrohr war 9 bis 10 Fuß hoch; die Stangen enthielten "… einen ungemein süßen Saft ...", so Forster.

 

Feuchtigkeit für Kulturpflanzen:

Um die Feuchtigkeit für ihre Kulturpflanzen zu erhalten, behalfen sich die alten Rapanui mit so genannten "Manavai", das sind kleine kreisrunde Steineinfassungen, die sich auch heute noch verstreut auf der Osterinsel finden. Die meisten dieser Steineinfassungen wurden jedoch während der Schafzucht im 19. Jahrhundert zerstört. Wie die Steingärten in ihrer Funktion früher einmal ausgesehen haben, zeigen die Manavai im Garten des CONAF.

Manavai-Steineinfassungen##Bananenhöhle Ana Te Pahu

Vornehmlich für Bananenbäume nutzten die Rapanui zusätzlich noch die eingebrochenen Lavaröhren, die sich überall auf der Osterinsel finden und in denen sich mit der Zeit Humus abgelagert hatte. Eine derartige Stelle findet sich beispielsweise an der Höhle Ana Te Pahu, die auch für Touristen erschlossen ist.

 

Ariki-Paka - Die Regenmacher von der Osterinsel:

Für die Bewässerung ihrer Felder nutzten die frühen Osterinsulaner nicht ihre Frischwasserreservoirs, sondern verließen sich so gut wie komplett auf ihre Götter und den Regen. Gab es eine längere Dürreperiode [mehr als einen Monat], so kontaktierten sie einen Ariki-Paka [Adeligen aus dem Kreis des Großkönigs -ariki-mau-], der aufgrund seines "Manas" beim Gott Hiro um Regen bitten sollte.

Nach Pater Sebastian Englert nahmen die Ariki-Paka ihren Auftrag sehr ernst: Sie ließen sich die Haare abschneiden, bemalten ihre Körper mit dem gelben Saft der "Pua"-Pflanze, hängten sich Halsketten aus Perlmutt ("rei matapuku") um und setzten sich Federhauben auf. Bestückt mit Schwämmen und Seesteine, sowie mit kleinen Fahnen und anderen Gegenständen kletterten sie dann auf die Gipfel der Hügel und riefen ihren Regengott Hiro um Regen an. Anschließend verteilten die Ariki-Paka die Schwämme und Steine in den Plantagen rund um den jeweiligen Hügel, damit dort reichlich Regen fallen sollte. Folgte der Regen, so hatte der Ariki-Paka ein starkes Mana, folgte kein Regen, so war die Dürre und die folgende Missernte von Gott gegeben.

 

Petroglyphen:

So gut wie über die komplette Insel verteilt, finden sich Petroglyphen in Form von parallel liegenden, geschwungenen Linien. Bei diesen Linien handelt es sich nach Meinung Georgia Lee um Darstellungen für Wasser bzw. Gebete für Regen. Beispielhaft sind hier einige dieser Linien

Petroglyphen - prarllel laufende Linien - Hanga Oteo - Darstellung von Wasser ? Petroglyphen - prarllel laufende Linien - Hanga Oteo - Darstellung von Wasser ? Petroglyphen - Striche am Rano Kau (Vai Atare)
Hanga Oteo Hanga Oteo Rano Kau (Vai Atare)  

 

Trinkwasser heute:

Die Osterinsel verfügt seit 1967 über eine zentrale Trinkwasserversorgung. Das Netz wurde im Zuge des Flughafenbaus durch die Amerikaner finanziert. Das heutige Trinkwasser wird von den Rapanui aus Tiefbrunnen gewonnen und in große Wasserspeicher aufgefangen. Seit einigen Jahren zeigt sich hier allerdings ein drohendes Umweltproblem. Durch die ständig wachsende Flut von Touristen versinkt die Osterinsel in Wohlstandsmüll, dass auf den Deponien ohne Schutzvorkehrungen abgelegt bzw. vergraben wird. Sämtliche Umweltgifte versickern unkontrolliert in den tieferen Schichten des Lavagesteins und drohen mehr und mehr, die im Felsgestein befindlichen Süßwasserressourcen zu verunreinigen.

 

Die meiste Niederschlagsmenge im Jahr:

Der meiste Niederschlag fällt in den Monaten April und Mai.

Als Tourist sollte man niemals Wasser aus der Wasserleitung trinken, obwohl die allgemeine Qualität des Wassers noch als gut gilt. Falls kein Wasser aus verschlossenen Flaschen zur Verfügung steht, sollt man das Leitungswasser zuvor abgekocht haben. Selbst zum Zähneputzen oder Geschirr spülen sollten Touristen ausschließlich Wasser aus zuvor verschlossenen Wasserflaschen benutzen.


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