Tattoos der Rapanui auf der Osterinsel

Tattoos der Rapanui auf der Osterinsel


Die Tattoos der Rapanui auf der Osterinsel:

Tattoos der Rapanui auf der OsterinselInselkarte und Tattoos der Rapanui auf der OsterinselKurzbeschreibung:

Tätowierungen waren für die Osterinsulaner ein elementarer Bestandteil ihrer Kultur. Tätowierungen sagten nicht nur etwas über den Stand des Trägers aus, mit Tätowierungen wurden auch Geschehnisse und Geschichten festgehalten. So beispielsweise die Abbildung des Mannes, der die Frau entjungfert hatte, die Beinkleider der ersten Entdecker oder auch der Abtransport des wichtigsten Moai Hoa Hakananai’a vom Vogelmann-Kultplatz Orongo.

Tätowierungen waren ein langer, schmerzhafter Prozess, der zumeist im Kindesalter von acht, neun Jahren begann und erst im jugendlichen Erwachsenenleben beendet war. Die Tattoo-Tinte bestand aus Ruß vermischt mit zerkautem Zuckerrohrsaft, die entsprechend entzündliche Wunden verursachte, so dass so mancher Träger seine Tätowierung nicht beenden ließ.

Die Sitte, sich tätowieren zu lassen, endete mit den Folgen der gewaltsamen Entführungen durch peruanische Menschenhändler 1863, spätestens aber mit dem Verbot des Tätowierens durch den Missionar Hippolyte Roussel um 1866/67.

 

Quelle:
- "Te Pito te Henua; or Easter Island", von William J. Thomson 1891, S. 466 ff.
- "Über die Tätowierung der Oster-Insulaner", Hjalmar Stolpe 1899,
- "The Mystery of Easter Island", Routledge, 1919, S. 214, 218 ff.
- "La Tierra de Hotu Matu´a", Sebastian Englert 1948, S. 212,
- "Island at the End of the World - The turbulent History of Easter Island", von Steven R. Fischer, 2005, S. 30 ff.
- "Ethnologie de l'île de Pâques", Alfred Métraux, (deutsche Fassung) : Die Oster Insel von 1957),
    S. 62- 66, 194 + 195,

 

Tattoos der Rapanui auf der Osterinsel:

 

Seit der Entdeckung der Osterinsel durch Jacob Roggeveen im Jahre 1722, berichten mehr oder weniger alle Forschungsreisende und Besucher von der Sitte der Menschen, sich die Körper mit Tattoos verzieren zu lassen und zusätzlich Körperfarben anzubringen. Themen im Überblick:

Die Tattoo-Werkzeuge von der Osterinsel

Tätowierungen der Rapanui:

Laut Sebastian Englert wurde das Tattoo "tatu" oder auch "ta iona" genannt. Die frühen Insulaner waren der Meinung, dass Tattoos die Haut bis zum fortgeschrittenen Alter ohne Falten bewahrt.

Tattoo-Tinte:

Laut Sebastian Englert wurde die Tätowierungstinte wie folgt hergestellt:

Zunächst wurde ein Loch in den Boden gegraben und ein Feuer darin gemacht. Auf das brennende Feuer warfen die Insulaner eine gute Menge getrockneter Blätter vom Zuckerrohr und weißem Haar. Das Loch wurde dann mit einer glatten Schiefersteinplatte bedeckt, so dass eine genügend große Öffnung blieb und das Feuer nicht ausging. Der Rauch von den verbrannten Blättern stieg an die Steinplatte und bedeckte ihn mit den Rußrückständen. Nachdem die Blätter vollständig ausgebrannt waren, kratzten Insulaner den Ruß vom Stein und ließen ihn in einen Kürbis oder einen ausgehöhlten Stein rieseln. Dann zerkauten sie Zuckerrohr und spuckten den Saft auf den Ruß. Aus dieser Mischung entstand die Tinte.

Tattoo-Nadeln:

Als Instrument zur Durchführung des Tattoos dienten kleine Knochennadeln, "uhi" genannt (was übersetzt etwa "einer nach dem anderen" bedeutet). Englert fand noch mehrere dieser Nadeln beim Ausheben einer ehemals bewohnten Höhle.

Die Knochennadeln waren etwa 3 bis 7 Zentimeter lang und etwa 4 Millimeter breit. Die Stichseite dieser Nadel wurde als "Kamm" in ganz feinen Stäben (5 oder 6) geschnitten. Diese Stäbe waren so hauchdünn geschnitten, dass Englert sich fragte, wie die Rapanui eine derart filigrane Arbeit mit einfachsten Mitteln ausführen konnten.

Tattoo-Motive für bestimmte Körperteile:

Jedes der Tätowierungen, die auf den verschiedenen Körperteilen gemacht wurden, hatte seinen speziellen Namen. Von diesen erinnern die folgenden Begriffe heute:

    • retu = Stirn Tattoo,
    • mata pea = unter den Augen,
    • Pangaha'a = auf den Wangen,
    • Tu'u ha-inoingo = auf der Rückseite,
    • rima koma = auf dem Handrücken oder am Handgelenk,
    • pare = in den Armen,
    • humu = in [an] den Waden.

Von den Figuren, die auf den tätowierten Teilen gemacht wurden, waren einige traditionell und wurden ständig verwendet, wie Retu [Stirn] und Pangaha'a [Wangen], andere variierten je nach individuellem Geschmack. Die verschiedenen Tätowierungsfiguren wurden von A. Métraux (Ethnology of Easter Island, S. 237-248) sehr detailliert und vollständig beschrieben [in Deutsch von Hjalmar Stolpe 1899]. Hier werden wir nur einige der häufigsten Figuren erwähnen: das "Retu" [Stirn], ein beliebtes Tattoo von Frauen und auf witzige Weise bestand es aus zwei parallelen Linien im höchsten Teil der Stirn und aus runden Flecken, dem Größe der Kirschen; die "pangaha'a" [Wangen], zwei Bänder in Form von Wiegen, die rechtwinklig auf den Wangen platziert sind; die "rima kona" [Handrücken], eine vollständige Tätowierung des gesamten Handrückens bis ein Uhr oder des Handgelenks und eines Teils der Hand.

Tepano (Stephanus) 1885Die Figuren auf der Brust waren sehr unterschiedlich. Einige hatten die Figur des "ao" (Befehlsabzeichen) tätowiert, andere, wie der alte Nicolas Pakarati (+ 1927), die Figur eines großen "Mangai" (Haken) oder andere Designs, je nach Geschmack. Einige hatten ihre Gesichter fast vollständig tätowiert und lange parallele Bänder auf dem Rücken.

Viele Menschen, insbesondere Frauen, erlaubten sich nur wenige Teiltätowierungen. So wie Mode oft die menschliche Eitelkeit durch den Preis mit Kompromissen beeinflusst, so war es auch bei den Tattoos. Andere ließen sich einen großen Teil ihres Körpers tätowieren. In diesem Fall wurden die Tattoos allerdings nicht alle auf einmal gefertigt, sondern schrittweise. Nach Aussagen älterer Menschen verursachte das Tätowieren oft Fieber und ein langes Unwohlsein. Es war deshalb nicht möglich, Tattoos, die über eine große Körperfläche verliefen, in einer Sitzung anfertigen zu lassen.

Das ganze Verfahren eines vollständigen Körper Tattoos war sehr langwierig und wurde in Abständen von mehreren Jahren nach und nach vervollständigt. Weil die Familie den Tätowierer zumeist Kost und Logis zur Verfügung stellte, konnte man den Rang und Wohlstand eines Menschen oft an der Größe und Schönheit seiner Tattoos erkennen. Um den Körperschmuck bis zum Erwachsenenalter abzuschließen, wurde mit der Tätowierung bereits im Kindesalter (laut Métraux - etwa 8 Jahren) begonnen. "Wilhelm Geiseler" (1882) beschrieb den Zeitraum des Tätowierens mit: "Man beginnt mit dem 12. Jahre und setzt dieselbe bis zum 17. Jahre fort."

 

 

Tattoo-Motive sind inspiriert von Forschungsreisenden:

Während die Tattoos der Rapanui im eingehenden 18. Jahrhundert nur traditionelle und unverfälschte Formen, Muster und Figuren zeigen, sind die Motive nach 1722 vom Aussehen der ersten europäischen Seefahrer geprägt.

"Frederick William Beechey" (1825) berichtet nach seinem Besuch an der Osterinsel, die Bein-Tattoos wirkten wie Hosen. Er schreibt:

"Das Tätowieren oder Punktieren der Haut findet hier jetzt in einem stärkeren Grade statt, als früher. Insbesondere gilt dies bei den Frauen, welche sich von den Hüften bis an das Knie in der Art tätowieren, dass es aussieht, als ob sie blaue Hosen anhätten, was wahrscheinlich daher rührt, dass die sie besuchenden Fremden, wenn sie durch das Wasser waten, teils die Hosen bis über die Knie aufwickelten."

"Jacques-Antoine Moerenhout" (1829/30) schreibt etwas Ähnliches und zwar:

"Fast alle Männer sind robust und muskulös; Frauen sind zum größten Teil zart und schön. Die ersten tätowieren oder malen ihre Körper in der Art der Einwohner von Neuseeland. Die Frauen machen von den Hüften bis zu den Knien Markierungen [Tattoos], die aus der Ferne wie Kniehosen aussehen; Sie tätowieren sich oft auch an der Stirn und entlang der Lippen."

Selbst die Mutter von dem bekannten Inselführer "Juan Tepano" - "Victoria Veriamu" hatte Bein-Tattoos, die aussahen, als seien es "Reiterhosen". "Katherine Routledge" hat dieses Tattoo 1914 in einer Zeichnung festgehalten.

Tattoos einer Rapanui um 1886William Thomson zeichnete 1886 das Tattoo einer Rapanui. Thomson meint bei der Beschreibung seiner Zeichnung, die Muster wirken wie "Seidenstrumpfhosen" mit bunten Mustern.

"George H. Cooke" (1886) Mitglied der Thomson-Expedition schreibt:

" Das zum Tätowieren verwendete Material besteht aus Ruß, der durch Verbrennen einer Pflanze mit einem Blatt, das unserem indischen Mais ähnlich ist, gewonnen wird. Er wird von den Eingeborenen Ti genannt und mit dem gepressten Saft einer Beere befeuchtet, die unserem Pokeberry [Kermesbeere] ähnlich ist. Er wird Poporo genannt.

Knochenteile, die wie ein feinzahniger Kamm ausgearbeitet sind, oder Fischgräten, die an einem kurzen Stock befestigt sind werden verwendet, um in die Haut zu stechen, indem sie in Kontakt mit der Hautoberfläche gehalten und mit einem kräftigen Schlag geschlagen werden."

 

Der schwedische Ethnograph Dr. Hjalmar Stolpe veröffentlichte 1899 eine Zeichnung von einem Tattoo des auf Tahiti lebenden Rapanui "Tepano" (Stephanus), auf dem der Abtransport des Moai "Hoa Hakananai'a" auf das englische Schiff Topaze festgehalten war. "Tepano" hatte sich dieses Tattoo im Jahre 1884 stechen lassen und zeigt die Begebenheit, die damals vor "etwa 15 Jahren" stattgefunden hatte (also tatsächlich der Abtransport des "Hoa Hakananai'a" im Jahre 1868).

Tattoo eines Rapanui - zeigt den Abtransport des Moai Hoa Hakananai'a

Laut "Tepano" (Stephanus) stellt dieses Bild das Herunterschleppen einer der großen Steinstatuen der Osterinsel zum Ufer dar. Die zehn Leute, die am Tau ziehen seien "englische Matrosen", der große Mann mit dem Stab der "1. Offizier" (Leutnant Lang), der andere der "zweite Offizier". Die kleine Figur, die auf der liegenden Statue steht, sei ein tanzender Häuptling (möglicherweise Tattoo, aufgenommen von W. Knoche 1911"Torometi").

alte tätowierte Frau, gezeichnet von Dr. Walter Knoche 1911Auch Walter Knoche (1911) beschreibt in seinem Buch die Tattoos einiger Rapanui. Hierbei hat er unter anderem eine Zeichnung aufgenommen, die dem Gesichts-Tattoo von Beecheys Beschreibung aus dem Jahre 1825 entspricht. Bei dem von Knoche aufgenommenen Tattoo handelt es sich um eine "Greisin" von gut 90 Jahren. [Es handelt sich um "Te Oho a neru", die väterliche Großmutter von Nikolas Parakati.] Die Frau trug auch ein Rücken-Tattoo, so wie es von William J. Thomson 1886 aufgenommen worden war. Als Knoche die alte Frau nach der Bedeutung des Kopfes fragte meinte sie, die Rückenfigur sei ihre erste Tätowierung gewesen und stelle ihren ersten Geliebten dar. Solche Tätowierungen wurden nach dem ersten Beischlaf im jugendlichen Alter ausgeführt.

Knoche beschreibt auch Hand-Tattoos (ohne Arm-Tattoo), ähnlich wie sie bereits von Hjalmar Stolpe im Jahre 1899 von einer Hand aufgenommen wurde. Welche Bedeutung diese Tattoos hatten, beschreibt Knoche nicht, wohl auch, weil den Rapanui die Tattoos im Jahre 1911 als zu lächerlich erschienen und sie sich dessen schämten.

Te Oho a neru um 1911 mit ihren Tattoos

 

 

Das Ende der Tattoo-Tradition:

Das Ende der Tradition, den Körper mit Tattoos zu schmücken, wurde ohne Zweifel mit der gewaltsamen Entführung der Bevölkerung durch peruanische Menschenhändler Ende 1862 eingeläutet. Tattoo der Rapanui, gezeichnet 1914Zwischen Oktober 1862 und Juni 1863 wurden etwa 1.400 Rapanui als Arbeitsemigranten nach Peru gebracht. Von der im Jahre 1863 angeordneten Rückführung kamen im September 1863 nur noch 15 Rapanui lebend auf der Osterinsel an. Auch diese Rapanui waren bereits mit Pocken oder Tuberkulose infiziert und brachten die tödlichen Krankheiten mit auf die Insel. Nach 1866 waren schlichtweg keine Tattoo-Meister mehr auf der Osterinsel vorhanden.

"William J. Thomson" (1886) schreibt, die jüngere Generation würde sich nicht mehr tätowieren lassen, es sei eine Sitte der Eltern, Großeltern und Urgroßeltern gewesen.

In Walter Knoches Buch "Die Osterinsel" ist zu lesen, 1911 gab es noch vier Personen mit Tätowierungen, eine Frau, etwa 90, ein Mann, etwa 80 und ein Mann und eine Frau von "reichlich 60" Jahren. Die Tattoo-Farbe wirkte nach "Knoche" etwas bläulich bis hin zu schwarz.

Katharine Routledge konnte 1915 von einem Rapanui aus der Lepra-Station mehr oder weniger die letzte vollständige Tätowierung festhalten.

 

Erste Berichte über Tätowierungen auf der Osterinsel:

"Jacob Roggeveen" (1722):

Der erste Reisende, der über Tattoos berichtet ist "Jacob Roggeveen" (1722). Er schreibt:

"Andere haben ihre Gesichter und Teile des Körpers mit regelmäßigen und gut proportionierten Mustern so bemalt, dass die eine Seite des Körpers in Übereinstimmung mit der anderen ist."

"James Cook" (1774) schreibt:

"Tattoos oder Punktierungen der Haut sind hier sehr verbreitet. Die Männer sind von Kopf bis Fuß gezeichnet, alle mit fast ähnlichen Figuren. Nur einige geben ihnen eine andere Richtung und einige andere, wie sie die Phantasie führt. Die Frauen sind nur wenig punktiert." [Allerdings haben sich bei James Cook nur sehr wenige Frauen gezeigt]

"Georg Forster" (1774) schreibt:

"Sie waren durchgehend über den ganzen Leib sehr stark punktiert, vornehmlich aber im Gesicht. Ihre Frauenpersonen, die sehr klein und zart gebaut waren, hatten auch Punkturen im Gesicht, die an Gestalt den Schönheitspflästerchen unserer Damen glichen."

Frederick William Beechey (1825) schreibt:

"Das Tätowieren oder Punktieren der Haut findet hier jetzt in einem stärkeren Grade statt, als früher. Insbesondere gilt dies von den Frauen, welche sich von den Hüften bis an die Knie in der Art tätowieren, dass es aussieht, als ob sie blaue Hosen anhätten, was wahrscheinlich daher rührt, dass die sie besuchten Fremden, wenn sie durch das Wasser waten, mehren teils die Hosen bis über die Knie aufwickelten. Außerdem punktieren manche die Stirn, die Ränder der Ohren und den roten Teil der Lippen mit Bogenlinien. Bei den Männern wird der obere Teil des Halses mit dunkelblauen krummen Linien besetzt, welche am Ohre beginnen und sich unter den Unterkiefer herumziehen. Das Gesicht wird zuweilen fast ganz mit Linien, welche denen an der Kehle ähnlich sind, bedeckt, oder, mit Ausnahme zweier breiten Streifen an jeder Seite, die rechtwinklig zu einander stehen, ganz bemalt."

"Hjalmar Stolpe":

Wie man sich die Tattoos der Rapanui genau vorzustellen hat, veröffentlichte der schwedische Ethnograph Dr. Hjalmar Stolpe im Jahre 1899 in dem Buch "Über die Tätowierung der Oster-Insulaner".
Erschienen im Buch: "Abhandlungen und Berichte des Königl. Zoologischen und Anthropologisch-Ethnographischen Museums zu Dresden 1899, Band VII - Festschrift für A.B. Meyer" Kapitel 6

Siehe auch Zeichnungen früher Reisende zur Osterinsel. Hier speziell von

Auch Alfred Métraux hat sich während seines Aufenthaltes auf der Osterinsel 1934/35 näher mit dem Thema "Körperschmuck" beschäftigt und schreibt, das Interesse am eigenen Aussehen definierten die Rapanui mehr über Tattoos als über Bekleidung ("Tracht") oder ihrer Frisur.

 

Berichte über Tattoo-Werkzeuge:

"Wilhelm Geiseler" (1882) schreibt:

"Die Tätowierung erfolgt mit dem in ganz Polynesien bekannten Tätowierungsinstrument, bestehend aus einer etwa 1/2 - 1 cm breiten Knochenplatte, welche vorn zahnartig scharf ausgeschnitten ist. Dieses Instrument wird in besonders zubereitete schwarze Farbe eingetaucht, auf die Fleischstelle gesetzt und mit einem kleinen Holzstock eingeklopft."

"William J. Thomson" (1886) schreibt:

"Das zum Tätowieren verwendete Material wird durch Verbrennen des Blattes einer einheimischen Pflanze namens "ti" gewonnen, das mit dem Saft einer Beere namens "poporo" angefeuchtet wird. Ein Tattoo-Kamm besteht aus Knochen oder Fischgräten, die an einem Stock befestigt sind, der in Position gehalten und mit einem scharfen Schlag geschlagen wird."

Dr. Walter Knoche (1911) schreibt:

Die Tätowierer hatten einen scharfen zugespitzten Vogelknochen zum Tätowieren und kein gezähntes Instrument. Die Farbsubstanz wurde aus der Kohle von ti-Ästen bereitet, der man den Saft des poporo (Solanum nigrum) beimischte.

Laut Métraux (1934) schreibt:

Als Tätowier-Werkzeuge dienten eine kleine Knochenharke die zuvor in Farbe eingetaucht worden war und mittels eines Holzschlegels in die Haut eingeklopft wurde.

Pater Sebastian Englert beschreibt (1948), wie die Tattoo-Tinte hergestellt wurde:

Aus den getrockneten Blättern der Zuckerrohrpflanze (und Haare) wurde Ruß hergestellt, der sich auf einer Steinplatte absetzte. Dieser Ruß wurde von der Platte abgekratzt, in einer Schale gesammelt und dann mit dem Speichel von zerkautem Zuckerrohr zu einer Flüssigkeit vermischt, die dann als Tinte für Tattoos diente.

 

 



Tattoo an Moai:

Moai am Rano Raraku mit Make Make TattooDie Rapanui versahen nicht nur sich selbst mit Tattoos, sondern offenbar auch einige ihrer Moai. So findet sich am Hang des Rano Raraku (unweit des Moai Re-Carved) ein Moai, der am Hals eine gravierte Halskrause trägt sowie am linken Oberarm die Abbildung des Schöpfergottes MakeMake.

Am Hals fanden sich bis in die Neuzeit noch Farbspuren. Es ist also denkbar, dass die Gravur mit Farbe deutlicher hervorgehoben wurde. Alfred Métraux schreibt, die Wellenlinien am Hals der Moai geben getreu die auf der Osterinsel vorgekommenen Tätowierungsmuster an jenem Teil des Körpers wieder.

Ein ähnliches Halsmuster findet sich auch einem Moai der Ahu-Anlage "Tongariki".

 

 

Tattoo an Paina-Puppen:

Im Rahmen ihrer "Koro"-Gedenkfeierlichkeiten "Paina", hatten die frühen Rapanui, mit Tapa-Stoffen überzogene Puppen. Diese Puppen waren teilweise in Überlebensgröße, so dass ein naher Verwandter (zumeist der Sohn / Schwiegersohn) von hinten in die Puppe schlüpfen und im Namen des Verstorbenen zu der Fest- und Trauergemeinde sprechen konnte. Es gab aber auch Puppen, die mit ca. 60 cm wesentlich kleiner waren.

zwei mit Tapa-Stoff überzogene Paina-Puppen, Peabody Museum Massachusetts

Die Bemalung der Puppen entspricht Tätowierungen, die von Reisenden in anderen bildlichen Darstellungen überliefert, aber auch in ihren Berichten beschrieben sind.

von Hjalma Stolpe 1893 untersuchte, mit Tapa-Stoff überzogene Paina-Figur

Aufgrund des vergänglichen Materials sind von diesen Puppen nur sehr wenige Exemplare erhalten geblieben.

 

Erste bildliche Darstellung einer tätowierten Rapanui - 1774:

Die erste bildliche Darstellung einer tätowierten Osterinsulanerin überhaupt, kommt von "William Hodges", Schiffszeichner und Mitglied der Expeditionsgruppe um James Cook 1774.

Das Bild wurde am 15. März 1774 vom William Hodges, dem Schiffszeichner der zweiten Cook-Expedition gezeichnet.

Die auf dem Bild angedeuteten Stirn-Tattoos sind allerdings weniger bekannt, weil anstatt dieser Skizze ein Kupferstich veröffentlicht wurde, auf dem die Tattoos als solche wenig hervorgehoben sind.

 

 

 

 

 

 

 

 





Bildliche Darstellung zweier tätowierter Rapanui - 1795:

1. bildliche Darstellung tätowierter Rapanui aus dem Jahre 1795 - gezeichnet von Kapitän Charles Bishop

Eine der ersten bildlichen Darstellungen tätowierter Rapanui kommt auch von Kapitän "Charles Bishop", der mit der "Ruby" die Osterinsel am 3. - 5. März 1795 aufsuchte.

Bildliche Darstellung tätowierter Rapanui - 1816:

Der deutsch-russischer Maler "Ludwig York Choris" hat 1816 eine Zeichnung von Inselbewohnern der Osterinsel festgehalten, auf der ein Mann mit Tätowierungen zu sehen ist. Choris war Teilnehmer an der wissenschaftlichen Expedition der russischen "Rurik" unter Leitung von Kapitän "Otto von Kotzebue". Diese Zeichnung ist die zweite bildliche Darstellung eines tätowierten Rapanui. Üblicherweise waren die Frauen nicht weniger tätowiert als ihre Männer - siehe unten.

bildliche Darstellung eines tätowierten Mannes von der Osterinsel - gezeichnet von Louis Choris 1816

Bildliche Darstellung tätowierter Rapanui - 1853:

Der englische Arzt "John Linton Palmer" ist 1853 Crew-Mitglied der HMS Portland, die am 24. Februar 1853 die Osterinsel erreicht und dort für einige Tage verbleibt. Die "Portland"-Crew soll nicht an Land gegangen sein. Palmer hält die Begebenheit dennoch in einigen Skizzen fest. Die Tattoos einer jungen Osterinsulanerin fertigt Palmer als einige Inselbewohner zum Schiff kommen. Palmer kehrt 15 Jahre später (1868 - HMS Topaze) noch einmal auf zur Osterinsel zurück. Die Crew der Topaze bringt unter anderem den berühmtesten Moai der Insel: Moai "Hoa Hakananai'a" nach England. Diese Begebenheit war für einen Osterinsulaner so einschneidend, dass er sich darüber ein Tattoo auf sein Arm hat stechen lassen.

Tattoo-Zeichnung eines Mädchens von der Osterinsel - 1853 - gezeichnet von John Linton Palmer

Bildliche Darstellung tätowierter Rapanui - 1872:

Der französische Künstler "Pierre Loti" hat während seines Besuches auf der Osterinsel (1872), noch als zeichnerisch talentierter Seekadett "Julien Viaud"), die Tattoos der Rapanui bildlich festgehalten. Julien Viaud hat der Nachwelt damit einmalige Tattoo-Muster aus der ursprünglichen Rapa Nui Gesellschaft (vor 1862) gesichert. Die von Viaud abgebildeten Tattoos wurden noch von Rapa Nui - Künstler gefertigt, die den Menschenhandel um 1862 / 63 nicht überlebt haben.

bildliche Darstellung tätowierter Rapanui im Jahre 1872 - gezeichnet von Pierre Loti


Tattoo-Studie eines Rapanui-Mädchens - gezeichnet von Julien Viaud 1872 auf der Osterinsel Tattoo-Studien von Julien Viaud:

Julien Viaud war vom 03. Januar 1872 bis zum 07. Januar 1872 auf der Osterinsel und zeigte sich von den vielen unterschiedlichen Tattoo-Mustern der Rapanui sehr fasziniert. Immer wieder nennt er in seinen Reisebeschreibungen die Tätowierungen der Insulaner und immer wieder fertigt er eindrucksvolle Studien dieser Muster.

Mädchen mit Tattoo - 1872 gezeichnet von Pierre Loti


Tattoo-Studie eines Rapanui-Mannes im Jahre 1872 - gezeichnet von Pierre Loti


Tattoo-Studie eines Rapanui - Pierre Loti 1872######Tattoo-Studie eines Rapanui  -  gezeichnet von Pierre Loti im Jahre 1872


Tattoo-Studien von den Rapanui aus dem Jahre 1872 - aufgenommen von Pierre Loti

 

Mögliche Tattoo-Muster:

Wie einzelne Tattoo-Muster ausgesehen haben könnten und welche Bedeutung hinter den Mustern steckt, zeigen hier einige Beispiele: Diese Muster haben allerdings keinen Anspruch auf die Richtigkeit möglicher Muster von der Osterinsel.



Neben geometrische Formen wurden auch realistische Motive verwendet, wie beispielsweise Vogeldarstellungen, Pflanzen oder auch Geräte.

Dieses Tattoo-Muster repräsentiert neues Wachstum, um wieder geboren zu werden. Es ist daher ein Tattoo, das vor allem bei Frauen zu finden war.
Dieses Tattoo-Muster zeigt Maritime Symbole. Oben wohl die Seeschwalbe, in der Mitte Fregattvögel und unten die Wellen des Meeres.

Dieses Tattoo-Muster symbolisiert Stärke und Gefährlichkeit in Form von Haifischzähnen. Es sollte den Feinden Angst vermitteln.

Dieses Tattoo-Muster symbolisiert Regenwolken oder eine dunkle Periode, die der Träger im Leben durchlebt hat.

Dieses Tattoo-Muster symbolisiert den Frieden oder einen Träger, der seinen Feinden die Hand gereicht hat. Es kam in vielen Formen vor.

 

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