Osterinsel - Besiedlungstheorien
Osterinsel - Besiedlungstheorien
Das Themenfeld um die geschaffenen Kulturgüter der Osterinsel
ist derartig komplex, dass sich die Frage nach der Herkunft ihrer
Schöpfer nicht mit letzter Bestimmtheit beantworten lässt.
Die Osterinsel liegt rund
3.800 Kilometer vor der chilenischen Pazifikküste und im
gleichen Radius findet sich weder eine weitere Landmasse noch
eine bewohnte Insel. Es ist zwar richtig, dass die 2.073 Kilometer
entfernt liegende Insel "Pitcairn"
bewohnt ist, aber diese Bewohner sind Nachkommen der Bounty-Meuterer,
die die Insel erst 1790 betreten haben. Ja, es ist auch richtig,
dass die Bounty-Meuterer auf Pitcairn Spuren in Form eines kleinen
Steinaltars und drei Steinfiguren vorgefunden haben, aber bei
diesen Siedlern dürfte es sich wohl mehr um einen gescheiterten
Besiedlungsversuch gehandelt haben.
Die Frage ist also, von wo kamen die Menschen, die die so eindrucksvollen
Spuren auf der Osterinsel hinterlassen haben? Jeder der sich
mit dieser Frage näher beschäftigt hat, wird früher
oder später hin und her gerissen sein von seiner eigenen
Meinung, denn zu verschieden sind die Theorien einer Erstbesiedlung.
Und jeder der ernsthaft bemüht ist, sich eine seriös
fundierte Meinung zu bilden kommt leider nicht umhin, sich mit
jeder, noch so absurden Theorie zu beschäftigen.
So finden sich beispielsweise Buchautoren wie John Macmillan
Brown, David Hatcher Childress oder Jean Prachan die meinen, die
Osterinsel sei der Rest eines geheimnisvollen Kontinents
namens Lemuria oder Mu. Oder wer kennt nicht die fantastischen
Geschichten von Erich von
Däniken, der Ahu-Bauten als Startrampen
für Ufo´s identifiziert haben will,
die Moai´s sollen von den Außerirdischen (mit uns
heute unbekannten Werkzeugen) aus lauter Langeweile aus dem Fels
geschlagen haben und in einer Petroglyphe will er sogar einen
Ufo-Antriebsmotor erkannt haben. Immerhin hat Erich von Däniken
mehr als 50 Millionen Bücher verkauft und lassen sich so
viele Menschen täuschen?
Mit einer ähnlich fantastischen Theorie wartet der Buchautor
T.B. Pawlicki auf der meint, durch Vibrationen, Gravitation
und Elektromagnetismus hätten Außerirdische
die Steinblöcke auf der Osterinsel schweben lassen können.
Der Australier Mark Balfour geht den umgekehrten Weg und meint,
die Moai´s wären Teil eines weltumspannenden elektromagnetischen
Energiefeldes und würden als eine Art Transmitter
und Energieantenne die Osterinsel vor schlechten Einflüssen
geschützt haben. Durch eine geringfügige Verschiebung
des Plateaus wären die Moai´s aber aus dem Energiekonzentrationspunkt
geschoben worden und hätten somit ihren Sinn verloren.
Die, vermeintlich, seriöse Forschung
und Archäologie bleibt aber auf der Erde und konzentriert
sich auf den Pazifik und die daran angrenzenden Kontinente bzw.
die sich darin befindenden Inseln. Der Ungar Wilhelm von Hevesy
will erstaunliche Parallelen in den Symbolen auf den Rongorongo-Schrifttafeln
und bestimmten Elementen einer Schrift im Indus-Tal
(Indien) entdeckt haben. Robert Heine-Gelden sieht in bestimmten
Schriftzeichen der chinesischen Shang-Periode
erstaunliche Ähnlichkeiten mit den Glyphen auf der Osterinsel.
Der Münchener Archäologe Kurt Horedt bringt die Rongorongo
Schriftzeichen mit dem in Nordschleswig gefundenen germanischen
Goldhorn in Verbindung. Von den neun Schriftfiguren auf
dem Helm seien sieben nahezu identisch mit Rongorongo-Zeichen.
Dies würde Horedt´s Meinung nach auch erklären,
warum es auf der Osterinsel rothaarige, hellhäutige Menschen
gibt. Die Pukaos sind seiner Meinung nach Abbilder der roten Germanenhaare.
Betrachtet man allerdings die als wahrscheinlich und von der
Wissenschaft als anerkannt eingestuften Besiedlungstheorien,
so liegen die Ursprünge der Osterinsulaner in Polynesien
bzw. in Südamerika und hier speziell Peru. Wirklich schlauer
ist man nach diesen Theorien nicht, denn sie sind einfach zu
unterschiedlich.
1. Theorie der Monobesiedlung:
Der sich, in archäologischer Hinsicht, um die Osterinsel
sehr verdient gemachte Archäologe William
Mulloy vertrat die These, die Osterinsel sei ausschließlich
von Menschen aus dem polynesischen Raum besiedelt worden. Gemeinsam
mit seinem chilenischen Kollegen Gonzalo Figueroa stellte er die
Theorie auf, die Osterinsel sei um 400 bis 500 n.Chr. in einem
Schub von Einwanderern aus Polynesien besiedelt worden und in
den folgenden Jahrhunderten habe es eine spektakuläre Kulturentfaltung
gegeben. Mulloy und Figueroa sind mit ihrer These aber relativ
alleine.
2. Theorie der Dreifachbesiedlung:
Wesentlich mehr Anhänger findet die Theorie des Norwegers
Thor Heyerdahl.
Thor Heyerdahl meinte mit seiner experimental Archäologie
und seinen von ihm in Auftrag gegebenen wissenschaftlichen Ausgrabungen
bewiesen zu haben, dass die Osterinsel in drei Stufen besiedelt
wurde, nämlich in Stufe I und II vom südamerikanischen
Kontinent und in Stufe III von Siedlern aus Polynesien. Heyerdahl
war der Meinung, dass im 4. Jahrhundert n.Chr. und 11. Jahrhundert
n.Chr. Einwanderer aus Südamerika auf die Osterinsel gekommen
sind und erst im 13. Jahrhundert die Polynesier. Thor Heyerdahl
ist allerdings nicht umstritten und das hat vor allem zwei Gründe:
Heyerdahl hat kein Archäologie-Studium und viele Wissenschaftler
haben Heyerdahl alleine deshalb schon seine Kompetenz abgestritten.
Thor Heyerdahl hat seine Theorien zu schnell veröffentlicht
und sie später wieder abgeändert.
DNA-Untersuchungen
aus den Jahren 2011 + 2014 bestätigen, aber korrigieren Heyerdahls
Theorie!
3. Theorie der Mehrfachbesiedlung von Polynesien
aus:
Die Mehrheit der Fachwissenschaftler
ist geneigt zu glauben, die Osterinsel sei in mehreren Wellen
von Bewohnern polynesischer Inseln besiedelt worden. Hierbei ist
man der Meinung, die Erstbesiedlung sei im 4. oder 5. Jahrhundert
n.Chr. erfolgt, eine zweite Siedlerwelle folgte im 14. Jahrhundert.
Geradezu kindisch wird die Möglichkeit abgestritten, südamerikanische
Zuwanderer hätten direkt Einfluss auf die Kultur der Osterinsulaner
genommen.
Strittige Kernfragen in den Theorien sind unter anderem: 
- - Wer hat die ersten Steinaltäre, in deren Schaffensphase
die exakt zusammengefügten Verblendsteine des Ahu Vinapu
gehören, gebaut?
- - wer hat diese ersten Steinaltäre in riesige Ahu-Anlagen
umgestalten lassen, um darauf die gigantischen Moai´s
zu setzen?
- - was ist dran, an den Legenden der Kurzohren und die der
Langohren und den damit verbundenen Poike-Graben?
- - wie passt der so genannte Vogelmann-Kult zu dem Kult um
die Moai´s und den Ahu-Anlagen?
- - von welcher Kultur ist die Rongorongo-Schrift ausgegangen?
- - wie kommen Früchte und Pflanzen auf den polynesischen
Inseln, einschließlich auf die Osterinsel, die ursprünglich
nur auf dem südamerikanischen Kontinent zu finden waren?
2011 + 2014 - DNA-Vergleiche ergeben:
Vor rund 800 Jahren vermischten sich die polynesischen Rapanui
mit präkolumbianischen Ureinwohnern. Dies veröffentlichte
das Fachmagazin "Current
Biology".
Bereits im Jahre 2011 hatte Erik Thorsby (Uni Oslo) nachgewiesen,
dass sich in dem DNA-Material der Rapanui (Osterinsel) auch eine
Gen-Sequenz zeigt, die eindeutig den präkolumbianischen Ureinwohnern
zuzuordnen ist.
Das Team um den Evolutionsbiologen "Eske Willerslev"
(Koppenhagen) verfeinerte 2014 Thorsby Analyse und bestätigte:
In den Genomen von 27 untersuchten Rapanui fanden sich acht
Prozent Gen-Anteile, die eindeutig vom südamerikanischen
Kontinent stammen (76% der Gene teilen sich die Rapanui mit anderen
Polynesiern, 16% mit Europäern, 8% mit Südamerikanern).
Das Team um Eske Willerslev konnte auch den Zeitraum der Vermischungen
eingrenzen: Die Europäer vermischten sich mit den Rapanui
etwa um 1850, die amerikanischen
Ureinwohner - mit Vorsicht -
zwischen 1280 und 1495, ganz sicher aber
vor der Mitte des 18. Jahrhunderts.
Wie genau der Kontakt zwischen den Rapanui und den Südamerikanern
zustande kam, lässt sich von diesen Untersuchungen nicht
ableiten. Das Team um J. Victor Joreno-Jayer und Eske Willerslev
meinen jedoch, dass die Polynesier zunächst zum Südamerikanischen
Kontinent gesegelt und möglicherweise in Begleitung südamerikanischen
Ureinwohnern zurückgesegelt seien. Begründet wird diese
Annahme mit der Tatsache, dass die frühen Polynesier wesentlich
besserer Seefahrer waren, aber vor allem durch die Tatsache, dass
die Polynesier den Südamerikanischen Kontinent nicht verfehlen
konnten, die Südamerikaner die Osterinsel allerdings nur
durch Zufall hätten finden können. 
|