Puna Pau - Steinbruch der roten
Pukao
Am Puna Pau Krater überraschte König Tu-Ko-Ihu
zwei böse Dämonen im Schlaf:
 Kurzbeschreibung:
Der "Maunga Puna Pau" ist ein kleiner Krater bzw. Schlackekegel
am östlichen Stadtrand von Hanga Roa, im Südwesten der
Osterinsel.
Der Puna Pau besitzt im Gegensatz zum Rano Kau ein rötliches
Gestein und ist die einzige Stelle, an der früher die "Pukao"
(Kopfbedeckungen der Moai) hergestellt wurden. Bis heute ist nicht
sicher, ob es sich bei den Pukao-Zylindern um Hüte der Moai
oder um Haarschöpfe handeln soll. Wie im Moai-Steinbruch
"Rano Raraku" entsteht auch am "Puna Pau"
der Eindruck, der Steinbruch sei von einem auf den anderen Tag
verlassen worden.
Puna Pau liegt zwischen den Erhebungen Maunga Tangaroa und Maunga
Vai OHAO und ist geologisch gesehen ein Nebenkrater des Rano Kau.
Puna Pau wurde erstmals von Katherine Routledge (1914/15) untersucht,
die die Anwesenheit von 31 Pukao aufzeichnete, von denen einige
heute fehlen .
Einer Legende zufolge soll der Schwager des Gründerkönigs
Hotu Matu’a - "Tu’u ko Ihu" – in diesem
Steinbruch zwei aku-aku Geister im Schlaf überrascht, und
später als "Moai Kavakava" nachgeschnitzt haben.
Quelle:
- "Remote Possibilities Hoa Hakananai'a and
HMS Topaze on Rapa Nui", Matthew J. Harrison 1868
- "The Mystery of Easter Island", Routledge, 1919
- "Les pétroglyphes de l'île de Pâques",
Henri Lavachery 1934
- "The Archaeology of Easter Island", Thor Heyerdahl
1961
- "Rapa Nui Schulprojekt", 2003
- "LOC (2009)", Excavations at Puna Pau, 2009.
Rapa Nui Landscapes of Construction Project
Interim Reports 3
- "LOC (2012)", Excavations and Survey at Puna Pau,
2012.
Rapa Nui Landscapes of Construction Project
Interim Reports 6
- "LOC (2013", Excavation and Survey at Puna Pau, 2013.
Rapa Nui Landscapes of Construction Project
Interim Reports 8
- "siehe Text"
Puna Pau:
Puna Pau ist ein kleiner Hügel zwischen den Hügeln
Maunga Tanga Roa und Maunga Vai Ohao, östlich von Hanga
Roa. Dieser Hügel wurde früher als Steinbruch für
die Herstellung der roten Moai Kopfbedeckungen (Pukao),
aber auch einiger Moai und der roten Ziersteine an den Ahu-Anlagen
genutzt. Puna Pau liegt innerhalb der Grenzen des von der CONAF
verwalteten Nationalparks und ist auch Namensgeber für
eines der sieben Regionen des Parks.
Puna Pau ist etwa 7,0 KM von Hanga Roa (Stadtzentrum) entfernt
und nur über die Cam Vaitea Anakena Straße zu erreichen.
Das ist die Straße, die von Hanga Roa quer über die
Insel Richtung Nordostküste (Anakena) führt. Nach
etwa 5,0 KM in Richtung Vaitea, führt eine Straße
nach links zum Puna Pau.
Standort-Karten Puna Pau

An der Endschleife der Zufahrtsstraße zum Puna Pau ist
ein kleiner Abstellplatz für PKW. Von hieraus sind bereits
die Pukao-Rohlinge sichtbar, die einst seitlich an einer alten
Transportstraße abgelegt wurden und bis heute auf ihren
Abtransport warten. Besonderes Schuhwerk oder
Bekleidung für die Begehung des Puna Pau Hügels ist
nicht notwendig, weil der Weg vom Parkplatz zum Krater
befestigt und gerade einmal 350 Meter lang ist. Am Puna Pau
dürfen sich die Touristen auch nur auf dem befestigten
Weg aufhalten, um die Pukao vor weiteren Erosionsschäden
zu schützen.

Im und am Puna-Pau befinden sich (heute) 23 Pukao-Rohlinge
die den Eindruck vermitteln, als würden sie auf den Abtransport
warten. Als Katherine Routledge 1914, bzw. Henri Lavachery 1934
den Puna Pau untersuchten und die Pukao-Rohling zählten,
erfassten sie noch 31 Pukao. Somit müssen
seither 8 dieser Rohlinge entfernt worden sein. Der Krater ist
heute weitgehend erodiert und liegt unter einer 30 bis 60 cm
dicken Sedimentschicht. Nur an einigen Stellen zeigt sich noch
das rote Gestein.

Erste Erwähnungen:
Seit James Cook die Osterinsel im Jahre 1774 besucht hat,
wurde der Puna Pau Steinbruch mit den dort liegenden Pukao-Rohlingen
immer wieder von Reisenden erwähnt. Hierzu gehören
bis zum Ende des 19. Jahrhunderts: James Cook, bzw. William
Wales 1774, John Linton Palmer, Matthew J. Harrison , bzw.
Richard Sainthill 1868, Hippolyte Roussel 1869, Jakob Weisser
1872 oder William J. Thomson 1886.
Erste Untersuchungen:
Katherine
Routledge hat 1914 den Puna Pau und die Größe
der Pukao erstmals vermessen und kartieren lassen. Hierbei
erwähnt Routledge u.a. erstmals, dass die Pukao
mit einer "Nut" versehen wurden, um sie
auf den Köpfen der Moai fixieren zu können.
Petroglyphen:
Henri Lavachery hat 1934 erstmals Petroglyphen
an 14 Pukao-Rohlingen im Puna Pau dokumentiert. Die Petroglyphen
an den Pukao wurden nachweislich erst nach der Schließung
des Steinbruchs, aber vor 1868 angebracht. Ausgrabungen im
Jahr 2009 haben ergeben, dass unterhalb der Grasnarbe keine
Petroglyphen an den Rohlingen angebracht sind, Matthew J.
Harrison beschreibt 1868 aber die auch heute noch sichtbaren
Petroglyphen oberhalb der Grasnarbe.
Georgia Lee, die sich in den 1980 Jahren intensiv mit den
Petroglyphen auf der Osterinsel beschäftigte meint, die
Gravuren an den Pukao-Rohlingen seien möglicherweise
Graffiti von Siegern nach Clan-Kriegen. Einige der hinterlassenen
Gravur Muster zeigen stilisierte Kanu, wie sie auch auf den
Petroglyphen Felder des Papa Vaka an der Nordostküste
zu finden sind.

Erste archäologische Untersuchungen:
Erstmalig archäologisch untersucht wurde dieses Gebiet
erstaunlicherweise erst im 21. Jahrhundert, und zwar durch
das Rapa Nui Landschaftsbau-Projekt (LOC) in den Jahren 2008/9,
2010/11, 2012 und 2013. Finanziert wurde das Projekt aus Großbritannien.
Die Projektteams vom LOC haben eine Transportstraße
innerhalb des Puna Pau Areals, die dort verwendeten Werkzeuge
und auch einige Abbaunischen von Pukao-Rohlingen im Steinbruch
dokumentiert. Leider haben die Teams keine
Zeitfenster gefunden, die Rückschlüsse auf
die aktive Zeit beim Bau der Moai oder Umgestaltung
der Ahu-Anlagen zulassen. Dazu hätten die Archäologen
möglicherweise tiefer graben müssen. Den einzigen
Hinweis auf eine zeitliche Einordnung sind Knochenfunde eines
jungen Schafes, die als Speisereste in einer verschütteten
Höhle aufgefunden wurden. Schafslämmern auf der
Osterinsel gab es frühestens mit Ankunft der Missionare,
Ende der 1860er Jahre. Zu diesem Zeitpunkt war der Puna Pau
als Steinbruch schon mindestens 150 Jahre geschlossen.
Formgestaltung und Anzahl der Pukao insgesamt:
Insgesamt gibt es vier verschiedene Formen der Pukao, die
an der restaurierten Ahu-Anlage Nau Nau in der Anakena Bucht)
zu bewundern sind. Die über die Insel verteilten Pukao
sind von der Form und ihrer Größe her unterschiedlich.

Im Rahmen eines RapaNui - Schulprojektes wurden ab 2003 die
Pukao am Puna Pau und später auf der gesamten Osterinsel
kartographiert. Dabei zählten die Schüler
insgesamt 98 Pukao oder Fragmente von ehemaligen
Pukao. Obwohl der Puna Pau Steinbruch mehr im Westen der Osterinsel
liegt, finden sich an der Westküste lediglich zwei Pukao,
nämlich auf der Ahu-Anlage Tahai und Vai Mata. Alle anderen
Pukao (mit Ausnahme der Pukao-Rohlinge im Puna Pau) befinden
sich an der Süd- und Nordostküste.
Die rote Steinsäule von Vinapu:
Aus dem Puna Pau Steinbruch stammen auch einige Statuen,
die teilweise aber vom Typ her komplett anders gestaltet sind,
als die Moai vom Steinbruch Rano Raraku. Ein Beispiel ist
die so genannte Begräbnissäule
vor der Ahu-Anlage Vinapu II. Nach einer Zeichnung und Beschreibung
von John Linton Palmer (1868), soll diese Statue zwei Köpfe
gehabt haben. Aufgrund des sehr groben Materials ist die rote
Säule heute bis zur Unkenntlichkeit verwittert.
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Die Aku-Aku Geister von Puna Pau:
Aku-Aku-Geister
am Puna PauDer Schweizer Etnologe Alfred Métraux hat
1934 unter anderem auch die Namen einiger aku-aku-Geister
zusammengetragen. Nach seiner Liste waren die Rapanui der
Meinung, am Puna Pau würden die aku-aku-Geister "Hitirau"
+ "Nuku-te-mango" wohnen.
Auch Sebastian Englert hat in seiner Amtszeit als Inselgeistlicher
eine Liste von aku-aku-Geistern erfasst und 1948 veröffentlicht.
Danach sollten am Puna Pau die aku-aku-Geister "Ko
Te AO" + "Ko Te Amiro" wohnen. Ganz
in der Nähe des Puna Pau Steinbruchs (Otuu), sollen nach
Englerts Liste zwei weitere aku-aku-Geister wirken, und zwar
die Geister "Ko Hitirau" + "Ko Nuko te Manjó",
also exakt die Geister, die auch Métraux bereits für
Puna Pau beschrieben hat.
Die Legende um den König "Tu’u ko Iho":
Nach einer, erstmals von Dr. Walter Knoche 1911 aufgenommenen
und 1925 veröffentlichten Legende, spielt der Puna Pau
Krater in Hinblick auf den Ursprung der hölzernen Moai
Kavakava Figuren eine zentrale Rolle. Dieser Legende nach
soll König "Tu’u ko Iho" (Schwager des
Gründerkönigs Hotu Matu’a), im Krater des
Steinbruchs zwei aku-aku Geister im Schlaf überrascht,
und später als "Moai Kavakava" nachgeschnitzt
haben. Als die Geister ihre hölzernen Ebenbilder zu Gesicht
bekamen, erschraken sie derart, dass sie fortan jeden Platz
mieden, an dem derartige Statuen aufbewahrt wurden. Deshalb
galten diese Statuetten als Schutzfiguren vor aku-aku-Geister.

Bilder rund um Puna Pau:
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