Kirche und Glauben auf der Osterinsel

Die katholische Kirche auf der Osterinsel


Die Entwicklung des katholischen Glaubens auf der Osterinsel:

Die katholische Kirche auf der OsterinselDie katholische Kirche auf der OsterinselKurzbeschreibung:

Die Religion auf der Osterinsel ist heute geprägt von der Lehre des christlichen Glaubens aus der katholischen Kirche.

Anders als die Lehren der römisch-katholischen Kirche ist die Religion auf der Osterinsel allerdings vermischt mit Elementen aus dem alten Rapa Nui Mythologie.

Schon die Außenfassade der örtlichen Kirche "Iglesia de la Santa Cruz" (Kirche des Heiligen Kreuzes) zeigt die Vermischung des Glaubens mit Symbolen aus der christlichen Lehre und der Lehre aus der alten Kultur der Rapanui. Der Retter Jesus Christus thront auf dem Dach und über der Eingangstür der Kirche, die Besucher schreiten allerdings durch ein Portal mit Symbolen aus dem Alten Testament gemischt mit Symbolik aus der alten Rapanui Mythologie. Auch bei der Darstellung der Religionsfiguren innerhalb der Kirche, werden die unterschiedlichen Glaubensreligionen miteinander vermischt. Eine Holzfigur, die den Bischof darstellen soll, besitzt beispielsweise einen Vogelkopf, das Taufbecken Rongorongo Schriftzeichen oder auf dem Kopf der Mutter Maria thront ein Manutara Vogel.

 

Quelle:
- "siehe Text"

 

Kirche und Glauben auf der Osterinsel:

Die geschichtliche Entwicklung:

Bis 1861 ist der Glaube auf der Osterinsel geprägt vom so genannten Vogelmann-Kult. Der Vogelmann wird durch einen jährlichen Wettbewerb bestimmt und rekrutiert sich zumeist aus einer Personengruppe von Kriegern oder Clan-Führern. Er ist mehr oder weniger nur eine Symbolfigur für die Macht des Schöpfergottes "MakeMake". Das alte religiöse und kosmische Wissen liegt bei den Priestern; für das Schamanentum um die ärztliche Versorgung des Einzelnen gibt es Heiler. Der Vogelmann besitzt sowohl die religiöse als auch politische Macht, verhindert aber durch die Verfolgung seiner eigenen Interessen so etwas wie eine politische Ordnung. Der "ariki-mau" als Großkönig ist als Oberhaupt der Insel zwar unantastbar, hat aber seine Macht an die Institution des jeweiligen Vogelmannes verloren.

Doch dann wird die Osterinsel 1862/63 von peruanischen Menschenhändlern heimgesucht. Infolge der gewaltsamen Entführung der Menschen und den anschließend eingeschleppten tödlichen Krankheiten, verliert die Bevölkerung nicht nur ihre religiösen Wissensträger, sondern auch ihren Großkönig als Oberhaupt der Insel. Als die ersten Missionare um Bruder Eugéne Eyraud (1864) und Pater Hippolyte Roussel sowie Pater Kaspar Zumbohm (1866) aus der Apostolischen Ordensgemeinschaft SS-CC, mit Sitz des Vikariates in Tahiti, auf die Osterinsel kommen, stoßen sie auf eine komplett entwurzelte Inselgemeinschaft, ohne jegliche Führung.

Die ersten Missionierungsversuche sind sehr schwierig. Dem Missionar, Bruder Eugéne Eyraud fehlt 1864 die notwendige Autorität sowie ein Dolmetscher für die Kommunikation. Nach neun Monaten wird er persönlich angegriffen und muss von der Insel fliehen.

Die Missionare Hippolyte Roussel und Kaspar Zumbohm (beide ab 1866) werden 1870, bzw. 1871 von der Insel vertrieben, weil der französische Siedler Dutrou Bornier die Insel für sich vereinnahmt hat, um daraus eine Schaffarm zu machen. Erst nach dem Tod des Dutrou Bornier im Jahre 1876 vertraut Pater Hippolyte Roussel im Jahre 1879 die in seinem Glauben geschulten Einheimischen Maria Angata Veri, Tomenika und Pakomio die kleine Inselgemeinschaft an, um sie im Sinne der christlichen Lehre zu betreuen. Maria Angata Veri und ihr zweiter Ehemann Pakomio Ma’ori Ure Kino werden in dieser Zeit die wichtigsten geistigen Führer während der Abwesenheit eines geschulten Missionars.

Mit der Annektierung der Osterinsel durch Chile im Jahre 1888 betreut dann der in Tahiti ausgebildete Katechist Nicolas Pakarati die kleine Gemeinde im Sinne der SS-CC Lehre. Während Nicolas Pakaratis Wirkungszeit ändert sich 1892 die Zuständigkeit von dem SS-CC Vikariat in Tahiti zum Erzbistum in Santiago de Chile. Nicolas Pakarati hat anfänglich ebenfalls Schwierigkeiten, die Gemeinde zu betreuen, weil Maria Angata Veri bis zu ihrem Tod im Jahre 1915, für die Inselbevölkerung die wichtigste religiöse Bezugsperson bleibt, doch immerhin schaffen es Angata Veri und Nicolas Pakarati, aus der Inselgemeinde eine tief religiöse Glaubensgemeinschaft zu formen. 1914 gehen alle Rapanui regelmäßig sonntags in die Kirche, wenn sich auch die christliche Lehre mit der alten Religion vermischt hat.

Nach dem Tod von Nicolas Pakarati 1927, schickt das Bistum von Santiago 1935 den damals 47-jährigen Kapuziner-Mönch, Pater Sebastian Englert auf die Osterinsel. Englert nimmt die Entsendung zur Osterinsel zunächst nur als befristete Abordnung an, ist aber dann derart von der Insel und seinen Möglichkeiten fasziniert, dass er sich von 1937 an, dauerhaft als verantwortlicher Inselpriester verpflichten lässt.

Aber auch Pater Englert hat anfänglich Probleme in seinem Wirkungskreis: 1938 scheitert Englert mit dem Versuch, auf der Osterinsel eine Kirchensteuer einzuführen und den Rapanui ein größeres westlich orientiertes Leben abzuverlangen. Mit Beginn des zweiten Weltkrieges wird befürchtet, dass Englert als Deutscher möglicherweise ein Spion des Nazi-Regimes sei. Er wird 1939 seines Amtes enthoben, verhaftet und für elf Monate nach Chile deportiert. Nach seiner Rückkehr aus dem chilenischen Staatsgefängnis im Jahre 1940, arrangiert Englert sich mit den Lebensgewohnheiten der Inselbewohner und wird für die Einheimischen zu einem Glücksfall. Er bemüht sich fortan nicht nur um das Seelenheil und die Gesundheit der Menschen, sondern auch um die Sicherung der alten Kulturschätze, auf deren Erhalt bis dato niemand geachtet hatte.

 

Die Kirche:

Die sehr eigentümliche katholische Kirche "Iglesia de la Santa Cruz" (Kirche des Heiligen Kreuzes) befindet sich am Ende der "Te Pito o Te Henua" Straße und der dann folgenden Stichstraße "Tu’u Koihu". Sie wurde 1937 von Pater Sebastian Englert gegründet. Der Bau in ihrer heutigen Form wurde mithilfe der Thor Heyerdahl-Expedition 1955/56 ermöglicht. 1958 wurde die neue Kirche eingeweiht; ihre letztmalige Umgestaltung erhielt sie 1988.

Das Erscheinungsbild der Heiligen Kreuz Kirche auf der Osterinsel zeigt zusammen mit dem örtlichen Friedhof, die Vermischung der Symbolik aus der katholischen Kirche mit der Mythologie aus der ursprünglichen Rapa Nui Geschichte.

die örtliche Kirche auf der Osterinsel

Am Querbalken des Eingangsportals befinden sich Reliefs mit christlichen Motiven, wie die Tafeln des Moses, die Schlüssel zum Paradies oder ein Engelspaar, das auf das göttliche Auge zeigt. Auf den dazugehörigen Säulen befinden sich Symbole der alten Rapanui Mythologie wie Fischreliefs, Tangata-Manu oder auch Manutara Figuren oder auch Rongorongo Schriftzeichen.

 

Auch im Inneren der Kirche befinden sich einzigartige Schnitzereien mit einer Mischung aus christlichen und alten Rapanui Symbolen.

die Kirche von Hanga Roa - Osterinsel
    • Links vom Eingang befindet sich die Statue des Heiligen Franz von Assisi mit ausgestreckten Armen in Form von Vogelflügeln.

    • Etwas weiter im Inneren der Kirche befindet sich ein Taufbecken, dessen Becken mit Rongorongo-Zeichen verziert und der Fuß mit einer überdimensionalen MakeMake-Maske versehen ist.

    • An der Stirnwand der Kirche befindet sich das Kreuz mit Jesus Christus, dessen Kopfschmuck aus Muscheln besteht. Am Kreuz selber ist ein Fischgrätenmuster aus Vulkangestein angebracht.

    • Vor dem einfachen Hauptaltar steht ein hölzerner Kerzenständer, der mit MakeMake Masken verziert ist.

    • Rechts neben dem Altar befindet sich eine Holzstatuette, die die "Santa Maria de Rapa Nui" (Unserer Lieben Frau von Rapa Nui) darstellen soll und der Patronin und Beschützerin der Osterinsel gewidmet ist. Das Bildnis trägt das Jesuskind auf dem linken Arm, die Augen bestehen aus Fischschalen mit Pupillen aus Obsidian. Auf dem Kopf trägt die Statue eine Krone aus Muscheln als Basis und einen Manutara Vogel als Krönung. Der Korpus der Statuette wirkt wie eine Moai-Büste, aber mit einem angedeuteten Mantel in Form von anliegenden Vogelflügeln. Die Statuette steht auf eine Tischplatte, dessen Fuß mit einem Manupiri Symbol (zwei sich gegenübersitzenden Tangata-Manu Figuren) verziert ist. Diese Holzstatuette gilt als das erste christliche Bildnis, das 1970 von einem lokalen Holzschnitzer für die Kirche gefertigt wurde.

 

Die Ehrengräber:

Rechts neben der Kirche befinden sich vier Ehrengräber, mit den Gedenksteinen des ersten Missionars Eugéne Eyraud (1864-1868), der religiösen Führerin Maria Angata Veri (1878-1915), dem Katechisten Nicolás Pakarati (1888-1927) und dem Begründer dieser Kirche, Pater Sebastian Englert (1935-1969).

vier Ehrengräber auf der Osterinsel#die vier Ehrengräber auf der Osterinsel

Die Messen:

Die Kirche bietet mehrere Messen pro Woche an und zwar montags bis freitags um 19:00 Uhr, sowie sonntags um 09:00 Uhr, 11:00 Uhr und 20:00 Uhr. Sehenswert ist die Sonntagsmesse um 09:00 Uhr, denn dann versammeln sich die meisten Inselbewohner zu einem Gottesdienst, teilweise mit traditioneller Bekleidung. Obwohl die Predigten in spanischer Sprache durchgeführt werden, werden die Lieder in Rapanui-Sprache gesungen. Touristen sind zu dieser Andacht willkommen, sollten sich aber während des Gottesdienstes respektvoll gegenüber den Gläubigen verhalten.

Erste Kapelle in Hanga Roa:

Bereits kurz nach seiner Ankunft auf der Osterinsel, lässt der Missionar Hippolyte Roussel 1866 von seinen mitgebrachten Helfern aus Mangareva die erste Holzkapelle* errichten. Diese Kapelle wird auf Anregung des Miru-Kriegers "Torometi", auf dem ehemaligen Gelände eines traditionellen Miru Besprechungshauses, direkt in Küstennähe an der Westküste errichtet. Das Gebiet ist etwa dort, wo sich heute der Plaza Hotu Matu’a befindet. Die Kapelle bot Platz für rund 100 Personen. Der zur Kirchengemeinde gehörende Friedhof wird unweit der Kapelle, hinter dem heutigen Sportplatz an der heutigen Te Pito o Te Henua Straße angelegt. * = Die Kapelle trägt den Namen "Sainte Marie de Rapanui" (Heilige Maria von Rapanui).

Nach einigen Überschwemmungen an der Küste, wird die Kapelle Anfang 1868 allerdings wieder abgebaut und rund 500 Meter weiter ins Landesinnere auf dem Gebiet der heutigen Kirche wieder aufgestellt.

Zweite Kapelle in Vaihu:

Im April 1868 beginnen die Missionare damit, an der Südküste der Osterinsel, bei Vaihu, eine zweite Gemeinde einzurichten, weil es unter den Missionaren Pater Hippolyte Roussel und Kaspar Zumbohm immer wieder zu Differenzen über die Art und Weise ihrer Missionsarbeit kommt. Mit dem Bau der in Vaihu notwendigen Kapelle beginnen die Missionare Mitte 1869. Doch das aus Tahiti angelieferte Material reicht nicht aus, um die Kapelle komplett fertigzustellen. Trotz der zerstörerischen Provokationen des französischen Siedlers Dutrou Bornier 1870 und der Krankheit von Kaspar Zumbohm wird mithilfe des zwischenzeitlich aus Tahiti nachgelieferten Bauholzes ab Mitte 1870 versucht, die Kapelle in Vaihu fertigzustellen, doch Ende 1870 unvollendet aufgegeben. Das Areal in Vaihu verwaist mit der Abreise Kaspar Zumbohms Ende 1870 und wird 1884 von dem Dutrou Bornier Nachfolger Alexander Salmon als Verwaltungssitz für die Schaffarm umfunktioniert.

Wissenswerte aus der Geschichte:

Bischof Étienne Rouchouze 1843 auf der Osterinsel?

In der Literatur finden sich Beiträge, dass der französische Bischof Étienne Jérôme Rouchouze im Jahre 1843 auf der Osterinsel mit 13 Ordensbrüdern und 8 Ordensschwestern, Kannibalen zum Opfer gefallen ist. Pater Sebastian Englert erwähnt dieses Ereignis kurz in seinem Buch "La Tierra de Matu'a" und meint, dieses Ereignis habe sich mit größerer Wahrscheinlichkeit auf dem "Tuamotu"-Archipels zugetragen. Dort hätten die Kannibalen auch noch für lange Zeit den Bischofsstab sowie die Bekleidung der Missionare in ihren Besitz gehabt.

1870 - Rückfall der Rapanui in alte Riten:

Während der Christianisierung der Rapanui durch die Missionare (1866 – 1871) hat der französische Siedler Dutrou Bornier seinen treuen Anhängern erlaubt, ihre alte Religion wieder zu praktizieren. Der chilenische Kommandant der chilenischen Korvette O’Higgins- "Don José Anacleto Goñi" konnte während seines Besuches auf der Osterinsel (22. bis 29. Januar 1870) dann tatsächlich beobachten, dass die Rapanui trotz der angeblich kompletten Christianisierung, wieder in ihre alten Riten zurückgefallen sind. Goñi schreibt: "Männer und Frauen tanzen nackt in der Öffentlichkeit, während sie gleichzeitig unanständige und unmoralische Bewegungen vollführen."

 

 

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