Auf den nachfolgenden Seiten lesen Sie die Entstehungsgeschichte
der Osterinsel sowie die zeitlichen Geschehnisse auf der Insel
in der Zeit von 1687 bis 1999. Hierbei werden in kurzen Beschreibungen
auch Personen oder Ereignisse vorgestellt, die im Buch "RAPA
NUI – Die Geschichte der Osterinsel erzählt
in 200 Illustrationen" nicht genannt wurden aber
in ihrer Auflistung viele weitere Hintergründe ergänzend
erklären.
Der Übersichtlichkeit wegen wurden die vielfältigen
Informationen jeweils auf Seiten für das 18., 19. und 20.
Jahrhundert zusammengefasst.
Die Entstehung der Osterinsel:
Nach dem heutigen Kenntnisstand geht die Wissenschaft davon
aus, dass die ersten Teile der Osterinsel (Poike und Rano-Kau)
sich vor rd. ± 700.000 aus dem Meer erhoben haben.
Poike im Osten und Rano-Kau im Westen bildeten zunächst
zwei einzelne Vulkan-Inseln, bis dann vor rd. ± 600.000
Jahren der Mt. Terevaka im Norden dazu kam und alle drei Vulkan-Inseln
bis vor rd. ± 300.000 Jahren zur heute bekannten Insel
formte. Bis zur Besiedlung der Insel zwischen 400 - 600 n.Chr.
soll die Osterinsel mit mehr als 10 Millionen Palmen der Gattung
"Jubaea chilensis" (Honigpalme) bewachsen gewesen
sein.
Die Besiedlung der Osterinsel:
Hinsichtlich der Besiedlung der Osterinsel gibt es zwei
Haupttheorien, und zwar eine Besiedlung aus dem Westen (Polynesien)
und eine Besiedlung aus dem Osten (Amerika), wobei ersteres
von der Mehrheit der Wissenschaftler favorisiert wird. Einig
sind sich die Wissenschaftler, dass die Osterinsel wohl zwischen
400 - 600 n.Chr. erstmalig von Menschen betreten wurde und
auch, dass die Vorfahren der heute auf der Osterinsel lebenden
Rapanui aus Polynesien stammen. Genuntersuchungen zeigen,
dass es auch irgendwann zu einem Kontakt aus Amerika gekommen
sein muss.
Die Hochkultur auf der Osterinsel:
Nach Besiedlung der Osterinsel (400 - 600 n.Chr.) beginnen
ihre Bewohner um 600 n.Chr. die ersten (einfachen) Ahu-Anlagen
zu errichten. Um 800 n.Chr. schafft sich die wachsende Bevölkerung
durch Brandrodungen neue Anbauflächen, um diese Zeit
entstehen die Ahu-Anlagen "Tahai" und "Akivi"
und auch Moai wie die Steinskulptur "Tukuturi",
ab 900 n.Chr. die Ahu-Anlage "Vinapu II". In der
Zeit zwischen 800 n.Chr. bis 1.300 n.Chr. haben die polynesischen
Bewohner Kontakt mit dem südamerikanischen Kontinent.
Die Hochblüte der Rapanui-Kultur vollzieht sich um
1.000 n.Chr. mit der Struktur von Stammesverbänden und
einer hierarchischen Gesellschaftsordnung. Ab 1.100 n.Chr.
entstehen weitere Ansiedlungen und Ahu-Anlagen wie "Vai
Mata", "Tepeu", "Vai Atare" oder
"Vinapu I" (Tahira). Mit der Intensivierung des
Ackerbaus und dem vielfältigen Bau der Ahu-Anlagen verringert
sich mehr und mehr der Baumbestand.
Spekulativ: Um 1.300 n.Chr. siedelt sich König "Hotu-Matu'a"
mit seinem Gefolge auf der Osterinsel an. Die Bevölkerungsgruppen
leben zunächst friedlich nebeneinander. Doch dann werden
die Ressourcen knapper. Um 1.500 n.Chr. gewinnt die Kriegerkaste
der "Miru" weiter an Einfluss. Der Vogelmann-Kult
etabliert sich; die Kultur steht im Zenit ihrer Blüte;
die ersten Petroglyphen entstehen. Um 1.600 n.Chr. ist die
Osterinsel so gut wie baumlos; der Ackerbau wird durch die
fehlende Feuchtigkeit zu einem Problem. Die steigende Unzufriedenheit
um fehlende Versorgungsgüter entlädt sich um 1670
n.Chr. am Poike-Graben in einem "großen Krieg"
zwischen den "Langohren" und den "Kurzohren",
in deren Folge auch die Moai-Produktion vollständig eingestellt
wird.
Der Niedergang der Osterinsel-Kultur:
Nach 1670 übernehmen die Krieger des jeweiligen Vogelmannes
das Monopol zur Verteilung der Ressourcen, kümmern sich
aber mehr um ihre eigenen Interessen, als um das Wohl der
gesamten Inselbevölkerung. Die mangelnde Versorgung der
Bevölkerung entlädt sich um 1724 erneut in einem
großen Krieg, der sich mit wechselnden Vergeltungsschlägen
über drei Generationen zieht. Die Bevölkerung schafft
es nicht, wieder eine hierarchische Gesellschaftsordnung herzustellen,
um sich als Einheit vor äußeren Einflüssen
zu schützen. Chaos beherrscht die Insel. Durch wechselseitige
Kleinkriege nehmen sich die Clans weitere Nahrungsressourcen;
die ersten Moai fallen.
Der erste Kontakt mit europäischen Entdeckern:
Bekannt ist, dass 1687 ein Seeräuber namens "Edward
Davis", in der Region, in der sich heute die Osterinsel
befindet, auf eine "niedrige sandige Insel - mit baumlosen
Erhebungen die nach Norden reichen" stößt,
sie aber nicht betritt. Der erste bekannt gewordene Kontakt
mit Europäern erfolgt im April 1722 durch eine holländische
Schiffsflotte unter Leitung von "Jacob Roggeveen".
Missverständnisse und die fehlende Gesellschaftsordnung
unter den Inselbewohnern führen beim ersten Landgang
der Holländer zu einer tödlichen Konfrontation.
Etwa 12 Einwohner werden erschossen, unzählige verletzt.
Nachfolgende Besucher in der Zeit zwischen 1770 und 1859 erleben
ebenfalls Menschenansammlungen ohne Ordnung, begleitet von
Missverständnissen bei denen verschiedentlich weitere
Inselbewohner sterben.
Zwischen 1771 und 1774 führen die westlichen Clans
("Ko Tu'u") gegen die östlichen Clans ("Hotu-Iti")
Krieg. In wechselseitigen Konflikten nehmen sich die Menschen
gegenseitig ihre Ressourcen, weitere Moai fallen. Zwischen
1725 und 1835 flackern immer wieder Konflikte auf; sämtliche
Ahu-Anlagen werden zerstört; alle Moai fallen.
Die Entführungen durch Sklavenhändler:
Ende 1862, Anfang 1863 entführen peruanische Sklavenhändler
insgesamt rund 900 Insulaner, darunter auch die Wissensträger
der alten Kultur wie die Königsfamilie und die Priester,
um sie in Peru als Arbeitsemigranten einzusetzen. Zuvor (Okt.-Dez.
1862) waren bereits 500 Inselbewohner mit regulären Arbeitsverträgen
für Peru verpflichtet worden, 203 davon wurden im Nov.
1862 allerdings mit einer List auf das Schiff "Teresa"
gelockt.
Das Sterben durch eine eingeschleppte Pocken-Epidemie:
Wenige Monate nach der gewaltsamen Entführung der Osterinsulaner
(1862/63) wird bekannt, dass bereits mehr als 50 % der Insulaner
in Peru gestorben sind. Auf Druck der Weltöffentlichkeit
ordnet Peru eine Rückführung der polynesischen Arbeitsemigranten
an. Bis zur Einschiffung in Peru leben noch 100 Osterinsulaner,
15 Insulaner kommen im Sept. 1863 lebend an und bringen ihre
tödliche Pocken-Infektion mit auf die Insel. Zwischen
Okt. 1863 und Dez. 1969 sterben daran rd. 1.100 weitere Menschen;
die Gesamtbevölkerung reduziert sich auf 650 Personen.
Die Vertreibung der Rapanui:
Der französische Siedler "Dutrou Bornier"
vertreibt zwischen 1870 und 1872 weitere 500 Osterinsulaner
von der Insel, sei es durch Evakuierung durch die Missionare
(275) oder durch Arbeitsvermittlung als Arbeitsemigranten
an eine Plantage nach Tahiti. Eine Zählung im Jahre 1878
ergibt, dass nur noch 111 Menschen auf der Osterinsel leben.
Die Annektierung durch Chile:
Nach Tod des französischen Siedlers "Dutrou Bornier"
und eine Übergangszeit durch die "Dutrou Bornier"-Erben
"Salmon / Brander" sucht die Inselgemeinschaft 1888
Schutz bei Chile. Der am 09. Sept. 1888 vermittelte Nutzungsvertrag
interpretiert Chile als Annektion.
Die Ausbeutung der Insel durch Pächter:
Nachdem eine Ansiedlung chilenischer Familien (1888 / 1892)
auf der Osterinsel gescheitert ist, verpachtet Chile die Osterinsel
1895 an den chilenischen Kaufmann "Enrique Merlet",
der mit seinen Geschäftsnachfolgern "Williamson-Balfour
Company" aus der Osterinsel bis 1953 eine "Betreibergesellschaft
zur Ausbeutung durch Schafzucht" macht. Die einheimische
Bevölkerung bleibt gänzlich ohne Rechte, wenn auch
die Gesellschaft 1933 an die Inselbevölkerung 2000 Hektar
Land abtreten muss. Zwischen 1953 und 1966 reduziert die chilenische
Marine sukzessive den Schafbestand. Der staatliche Verband
zur Steigerung der Produktion "CORFO" übernimmt
die Farm und macht daraus eine Ranch für Viehzucht und
Wiederaufforstung. Die auf der Insel lebenden Rapanui bleiben
weiterhin ohne Rechte.
Die Gewährung von Menschenrechten ab 1966:
1964 / 65 nutzt der ethnische Rapanui "Alfonso Rapu
Haoa" die große mediale Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit
durch die Anwesenheit der kanadischen "METEI"-Expedition
sowie die Baupläne eines Flughafens durch Amerikaner
und initiiert eine Protestbewegung für mehr Menschenrechte
der örtlichen Bevölkerung. Chile gibt dem öffentlichen
Druck nach; Eine grundlegende Reformbewegung beschert den
Rapanui ab 1966 die chilenische Staatsbürgerschaft und
Freiheiten, die bis heute nicht rückgängig gemacht
wurden. Mit dem "Indigenen-Gesetz" von 1993, beginnt
Chile 1998 mit der Übertragung von Landflächen an
die Bevölkerung. Die für die Vaitea-Farm ausgewiesenen
Verwaltungsflächen reduzieren sich bis 2012 auf insgesamt
4.597 Hektar Landfläche.
Die Osterinsel versinkt im Müll:
Durch die Sanierung der Landebahn und Öffnung des Flughafens
für Touristen im Jahre 1967 befreit sich die Osterinsel
aus ihrer Isolation. Auf der Osterinsel steigt der Wohlstand.
1994 löst der Kinofilm "Rapa Nui - Rebellion im
Paradies" von Kevin Costner dann eine Touristenflut aus
die bis heute anhält und die kleine Insel sukzessive
im Müll versinken lässt. Unsachgemäße
Entsorgung gefährdet die Qualität des Trinkwassers;
die Moderne bringt Drogen, Kriminalität und neue Krankheiten
auf die Insel.
Die Osterinsel sieht sich mit einer erneuten Katastrophe
konfrontiert, die sie dieses Mal allerdings mit dem Schicksal
der gesamten Menschheit teilt.