Plaza Hotu Matu'a - der einzige
Moai der aufs Meer schaut
Plaza Hotu Matu'a - der einzige Moai der aufs Meer schaut
Kurzbeschreibung:
"Plaza Hotu Matu‘a" befindet
sich an der Westküste der Osterinsel, in unmittelbarer Nähe
des Sportplatzes und Straßenabzweigung "Policarpo
Toro" und "Te Pito o Te Henua", von Hanga-Roa.
"Plaza Hotu Matu‘a" ist geschichtlich unter anderem
deshalb interessant, weil hier im Jahre 1938,
anlässlich des 50. Jahrestages der Angliederung der Osterinsel
an Chile, zwei Moai aufgestellt wurden. Beide
Moai wurden so ausgerichtet, dass sie aufs Meer schauten und
nicht wie sonst eigentlich üblich, mit Blick zum Festland.
Heute befindet sich nur noch ein Moai an Ort und Stelle. Der
zweite Moai wurde 1946 leider von einem Tsunami wieder zu Boden
gerissen und nie wieder aufgestellt.
Quelle:
- "siehe Text"
Plaza Hotu Matu'a:
Die Region um den heutigen "Plaza Hotu Matu‘a"
hat im 18. und 19. Jahrhundert sicherlich viele geschichtliche
Ereignisse miterlebt, denn an diesem Küstenabschnitt, im
Westen der Osterinsel, sind bis etwa 1875 die meisten Besucher
und Forschungsreisenden an Land gegangen. Noch heute trägt
die Bucht vor diesem Abschnitt den Namen "Cook Bucht",
von James Cook,
der 1774 hier in dieser Bucht den besten Ankerplatz an der gesamten
Osterinsel ausgemacht und in eine Inselkarte eingetragen hat.
Auffällig am "Plaza Hotu Matu’a" ist
ein Moai, der auf einem kleinen Podest
steht und aufs Meer schaut. Dies ist untypisch, weil nach dem
Moai-Ahnenkult alle
Küsten-Moai auf der Osterinsel, ursprünglich mit dem
Rücken zum Meer standen und den Blick auf die jeweilige
Siedlungsgemeinschaft hatten. Die Augenhöhlen
des Moai zeigen auch, dass dieser Moai einst auf einer Ahu-Anlage
gestanden haben muss.
An der Vorderseite dieser Statue ist der Schriftzug "Plaza
Hotu Matu‘a" angebracht, an der Rückseite befindet
sich ein Gedenksein mit dem Schriftzug "TEJEDA 1938".
"TEJEDA 1938" soll daran erinnern,
dass diese Statue 1938 vom damaligen Inselgouverneur "Álvaro
Tejeda Lawrence", anlässlich des 50. Jahrestages der
Angliederung der Osterinsel an Chile, aufgestellt wurde.
Dieser Moai stand 1938 allerdings nicht für sich alleine.
Am äußeren Ende der Stichstraße, unmittelbar
an der Küste, wurde 1938 ein zweiter Moai mit Blick aufs
Meer aufgestellt. Dieser zweite Moai, der sogar einen Pukao
besaß, wurde allerdings 1946 durch einen Tsunami wieder
zu Boden gerissen und nicht wieder aufgestellt. Die umgestürzte
Statue blieb jahrelang an Ort und Stelle liegen, ja die Tatsache,
dass er für einige Jahre aufrecht gestanden hat, geriet
sogar in Vergessenheit.
Dem glücklichen Umstand, dass die US-amerikanischen Weltenbummler
Irving Johnson und seine Frau Harriet während ihres Kurzbesuches
auf der Osterinsel im Jahre 1941 einige Fotografien von diesem
Moai gemacht haben und hierzu ein Artikel im National Geographic
Magazin ( Januar 1942) veröffentlicht wurde ist es zu verdanken,
dass der zweite Moai nicht gänzlich in Vergessenheit geraten
ist.
Der Belgier Francos Dederen bekam den Artikel des National
Geographic Magazin 1978 zufällig zur Kenntnis und recherchierte
zunächst vergeblich nach dem Verbleib des Moai. Dederen
kontaktierte daraufhin den bekannten Rapanui Archäologen
Sergio A.
Rapu, der den Moai nach zwei Jahren schließlich unter
einem Schutthaufen, direkt am Pier im Hafen
von Hanga Piko ausmachen konnte. Seine Recherchen hatten auch
ergeben, dass der umgestürzte Moai 1964/65 noch an seinem
ursprünglichen Ort gelegen hatte, denn es gibt ein Foto
vom Kapitän des METEI-Schiffes (1964/65) "Tony Law",
der diesen Moai dort betrachtet.
Heute liegt der Moai rund 1,7 km südlich in einem kleinen
Gehege, in Hanga Piko, in Sichtweite der Ahu-Anlage "Ahu-Riata".
Der zum Moai gehörende Pukao wurde zum 400 Meter Luftlinie
entfernten Friedhof an der "Policarpo
Toro" Straße gebracht und fungiert in der Friedhofsmitte,
als Basis für ein steinernes Kreuz.
Standort-Karten Plaza Hotu Matu'a
Anlegeplatz für Fischerboote:
Obwohl am "Plaza Hotu Matu’a" ein Anlegeplatz
für Fischerboote geschaffen wurde, liegt der eigentliche
Hafen, "Hang Piko", an dessen Kai-Anlagen die Frachtgüter
umgeschlagen und die Touristen von den Kreuzfahrtschiffen an
Land gebracht werden, etwa einen Kilometer weiter südlich.
Der heilige St. Petrus am "Plaza Hotu Matu'a":
Am äußeren Ende der Stichstraße "Plaza
Hotu Matu’a", etwa dort, wo 1938 der "Pukao-Moai"
aufgestellt war und 1946 durch eine Tsunami-Flutwelle wieder
umgeworfen wurde, befindet sich heute eine christliche Statue.
Diese Figur stellt den heiligen St. Petrus
dar und soll als Schutzpatron der Fischer fungieren.
Bis zum Fall der ersten Ahu-Moai (ab etwa 1771) befand sich
etwa 200 Meter weiter nördlich (auf der Ahu-Anlage "O‘rongo")
eine Basalt-Statue mit der Bezeichnung "Pou Hakanononga".
Diese Statue sieht ganz anders aus als die typischen Moai und
galt als "Gott der Thunfischer". Ob auch der "Pou
Hakanononga" aufs Meer schaute, ist nicht überliefert.
Der heilige St. Petrus wird von Zeit zu Zeit von den Inselbewohnern
farblich immer mal wieder umgestaltet, eine beliebte Form der
Farbgestaltung, wie sie auch an der örtlichen Kirche
üblich ist.
Gedenkstein am Moai des Plaza Hotu Matu'a:
Auf der Rückseite der heute noch vorhandenen Moai-Statue,
ist ein Gedenkstein mit der Gravur TEJEDA 1938 angebracht.
Gouverneur "Álvaro Tejeda Lawrence":
TEJEDA ist die Umschreibung für "Álvaro Tejeda
Lawrence", der 1933 als Marinearzt erstmals
auf die Osterinsel kam und sich nachhaltig um die Leprakranke
Menschen kümmerte. Anfang 1938
kam Álvaro Tejeda Lawrence auf die Insel zurück,
um das Amt des Marine-Inselgouverneurs anzutreten.
In dieser Eigenschaft ließ Tejeda im November 1938 die zwei
Moai am "Plaza Hotu Matu'a" aufstellen. Tejeda musste
sich 1939 mit einem unschönen Nachruf von der Osterinsel
verabschieden, denn er wird mit der Unterschlagung von Spendengeldern
für die Lepra-Erkrankten in Verbindung gebracht.
1964/65 - Schauplatz für die METEI Expedition:
Das Gebiet am "Plaza Hotu Matu’a" war Ende
1964, Anfang 1965, Schauplatz einer groß angelegten medizinischen
Untersuchung aller Bewohner der Osterinsel. Diese Expedition
nannte sich "METEI" (Medical Expedition to Easter
Island) und bestand aus einem 38-köpfigen Team von Wissenschaftlern,
Ärzten und ihren Helfern, die den medizinischen Status
der Menschen sowie den bakteriellen Status der Insel, vor den
beginnenden Touristenströmen, nach Fertigstellung des örtlichen
Flughafens, festhalten wollten.
Am 13. Dezember 1964 begann man damit, insgesamt 24 Container-Einheiten
aufzustellen, in denen die unterschiedlichen Untersuchungen
und Dokumentationen durchgeführt werden sollten. Um einen
Anreiz für die Bevölkerung zu schaffen, wurde speziell
für die Kinder, ein Kinderspielplatz errichtet.
Nach Ende der Expedition am 11. Februar 1965, hat man die Container
an Ort und Stelle belassen, um später daraus ein medizinisches
Untersuchungszentrum zu machen. Leider fühlte sich niemand
für dieses Nachprojekt verantwortlich. Zwei Jahre später
(1967) waren diese Container, sofern sie nicht schon von Einheimischen
entfernt worden waren, von Kakerlaken durchseuchte Ruinen. Das
einzige was auf der Osterinsel heute noch an "METEI"
erinnert, ist der Kinderspielplatz an der "Policarpo
Toro" Straße.
Die "METEI" Expedition wäre fast in Vergessenheit
geraten, wenn nicht zwei Bodenproben von der Osterinsel zu dem
neuartigen Medikament "Rapamycin"
geführt hätten.
1964/65 – Schauplatz eines erfolgreichen Rapanui-Aufstandes:
Das Gebiet am "Plaza Hotu Matu’a" war Ende
1964 / Anfang 1965 Schauplatz eines erfolgreichen Aufstandes
der Rapanui gegenüber Chile, denn seit der Annektierung
der Osterinsel durch Chile, am 09. September 1888, fühlte
Chile sich wenig verantwortlich für die dortige Bevölkerung.
Die Rapanui besaßen bis 1964 weder die chilenische Staatsbürgerschaft,
noch hatte Chile die Insel in eines seiner territorialen Verwaltungsgrenzen
eingebunden. Die Rapanui hatten keine Ausweispapiere und durften
sich weder frei auf ihrer Insel bewegen, noch durften sie ohne
Genehmigung der örtlichen Marine-Verwaltung die Insel verlassen.
Ende 1964 / Anfang 1965 nutzte der junge Lehrer "Alfonso
Rapu Haoa" die weltweite mediale Aufmerksamkeit der
"METEI"-Expedition auf der Osterinsel, um auf die
systematische Vernachlässigung der indigenen Rapanui-Bevölkerung
aufmerksam zu machen. Die chilenische Regierung kam in Zugzwang,
weil die ganze Welt auf die Osterinsel schaute und ließ
letztendlich freie Wahlen zu. "Alfonso Rapu Haoa"
wurde zum ersten frei gewählten Bürgermeister der
Osterinsel gewählt. Die Rapanui bekamen chilenische Pässe,
das Reservat um Hanga-Roa wurde aufgehoben und die Bevölkerung
durfte fortan ohne bürokratische Formalien der örtlichen
Marineverwaltung die Insel verlassen.
|